
© Archiv Stangl
Vom Spritzenhaus zur Feuerwehr: So entstand die Feuerwache in Brackel
Es war einmal in Brackel
Fast 70 Jahre lang befand sich die Feuerwache in Brackel an der Oberdorfstraße. Und davor? Lesen Sie in Teil 1 der Geschichtsreihe, wo man vorher das verstaute, mit dem man Brände löschen konnte.
Anneliese Stangl beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Historie ihrer Heimat Brackel. In unserer Serie „Es war einmal in Brackel“ erzählt sie erstaunliche Geschichten. Diesmal klärt sie auf, wie die Feuerwehr in Brackel entstand und mit welchen Problemen man zu dieser Zeit konfrontiert wurde.
Im 21. Jahrhundert ist das Vorfinden einer Freiwilligen oder Berufs-Feuerwehr in der eigenen Stadt eigentlich eine Selbstverständlichkeit, schließlich befindet sich in fast jedem noch so kleinen Ort eine eigene Wache. Etwa 150 Jahre vorher sah das noch anders aus.
Der Bau kostete 5160 Mark – 10 Mark weniger als ein anderes Angebot
In Brackel beginnt das Kapitel der Ansiedlung der Feuerwehr erst im Jahre 1876 so richtig: Auf dem Kirchplatz neben der Kommende-Mauer stand bis zu diesem Zeitpunkt das sogenannte „Spritzenhaus“. „Nachdem es baufällig wurde, musste man es abreißen“, sagt Hobbyhistorikerin Annelise Stangl. Auf dem gleichen Grundstück war dann ein Neubau vorgesehen – den Zuschlag zum Bau bekam der Zimmermeister Wilhelm Jöster mit einem Angebot von 5160 Mark.
Andere Angebote fielen um 10 und um 20 Mark teurer aus als das Angebot von Jöster. Im Neubau der Feuerwache inbegriffen: ein sogenanntes Arrestlokal – ein Gefängnis – und eine Polizeidienerwohnung. Der Bau galt also nicht als reine Feuerwache, denn auch das erste Brackeler Gemeinde- und Amtshaus befanden sich darin.
Eine fahrbare Feuerspritze? Zu teuer für Brackel
Durch den teuren Neubau mangelte es jedoch an finanziellen Mitteln, um die marode Gerätschaft für die Brandbekämpfung auf ein modernes Niveau zu bringen. Eine neue fahrbare Feuerspritze hätte knapp 12.800 Mark gekostet.
Stattdessen entschied man sich, die bisherige notdürftig zu reparieren und für 261 Mark zwei neue Schläuche zu kaufen. In einem etwa 5,5 Meter hohen Bretterverschlag wurden die Schläuche untergebracht. „Durch die Neuerungen konnte in Brackel nun zumindest behelfsmäßig ein Feuer gelöscht werden“, sagt Anneliese Stangl.

Der Niederländer Jan van der Heyde erfand die Feuerspritze, an die ein genähter Lederschlauch befestigt wurde. © Archiv Stangl
Irgendwann reichte das Gebäude nicht mehr aus
Die Brackeler Gemeinde bewilligte Geld zur Gründung einer Freiwillige Feuerwehr - wann genau, ist unklar. Erst im Jahre 1903 investierte man in Neuerungen. Mit einem Betrag von 940 Mark wurden am 4. Mai 1903 finanzielle Mittel für die Ausstattung der Feuerwehr geschaffen - 300 Mark finanzierten den Erneuerungsbedarf.
Die bisherige Feuerspritze wurde verkauft, das eingenommene Geld erhielt die Freiwillige Feuerwehr. Ebenso erhielten die nun aufgestellten Führer der Freiwilligen Feuerwehr die gleichen Befugnisse wie Polizeibeamte.
Ein paar Jahre später, 1909, beschloss der Gemeinderat Brackel eine Änderung der Arrestzellen, die nach wie vor im Feuerwehrhaus inbegriffen waren. „Gründe für diese Planung könnte der schlechte Zustand des Gebäudes oder auch Platzmangel gewesen sein“, sagt Anneliese Stangl. Statt Umbau plante man andernorts einen Neubau eines Gemeindehauses mit Feuerwehr.
Das Grundstück auf dem Kirchplatz eignete sich für einen Neubau nicht mehr. Gesucht wurde daher ein neues Baugrundstück. Daher sollten im April 1910 die zum Verkauf stehenden Grundstücke vom Gemeinderat besichtigt werden.
„Eine Verschuldung kam nicht in Frage“
Verschiedene Baugrundstücke in Brackel, beispielsweise das Land an der Oesterstraße oder das Grundstück von Karl Merten an der Oberdorfsstraße, standen im April 1910 zum Verkauf. „Die Pläne zum Kauf dieser beiden Areale wurden aber verworfen“, sagt Anneliese Stangl, „vielleicht scheiterten sie an den finanziellen Forderungen“. Ebenso zerschlug sich der Kauf eines weiteren Grundstücks „Caspari“.
Letztendlich dominierten auch zu dieser Zeit die finanziellen Probleme. „Die Gemeinde musste sparen, eine Verschuldung kam damals nicht in Frage“, sagt Anneliese Stangl, „also musste man einen Neubau nach langem Hin und Her vergessen“.
Wie geht es weiter mit der Sehnsucht nach einem Neubau für die Feuerwehr? In Teil 2 schildern wir, wie die Feuerwehr in die Oberdorfstraße gelang.
Daniel Immel, gebürtiger Westerwälder, den es nach Stationen in Iserlohn und Perth nach Dortmund verschlagen hat. Will die täglichen Geschichten, die die Dortmunder Straßen bieten, einfangen und ein Journalist auf Augenhöhe sein. Legt in seiner Freizeit als DJ auf und liebt den Sound von Schallplatten.
