Die Wallraser- und Tuning-Szene hat einen neuen Hotspot für sich in der Innenstadt entdeckt. © Oliver Schaper

Bezirksvertretung

Fahrverbot an Tuner- und Raser-Treffpunkt in Dortmund beschlossen

Aufheulende Motoren, laute Musik und immer wieder Hupen: Den Anwohnern reicht es. Was bereits am Phoenix-See erfolgreich war gegen Tuner und Raser, soll jetzt auch in der Stadtmitte helfen.

Dortmund

, 03.12.2020 / Lesedauer: 3 min

Es war eindrucksvoll, was der Anwohner aus der Geschwister-Scholl-Straße den Mitgliedern der Bezirksvertretung Innenstadt-West am Mittwoch (2.12.) schilderte. Die Raser- und Tuning-Szene hat einen neuen Hotspot für sich entdeckt. Seit Wochen raube sie ihm und anderen am Wochenende nachts den Schlaf. Freitags und samstags herrsche Ausnahmezustand in der Brügmannstraße.

Aufgemotzte Autos stünden zu Hunderten in der Sackgasse am Fritz-Henßler-Haus. Aufheulende Motoren, gezündete Feuerwerkskörper, laut aufgedrehte Autoradios und Hupen störten die Nachtruhe. „Da trifft sich die komplette Tuning-Szene. Wenn ich die Leute anspreche, sind sie super aggressiv“, berichtete der Anwohner.

Die Polizei reagiere auf die Beschwerden immer verständnisvoll und spreche die Tuner und Poser schon an der Einfahrt zur Brügmannstraße an, so der Anwohner weiter. „Doch wenn die Polizei weg ist, greifen sechs, sieben zum Handy, und nach einer halben Stunde sind alle wieder da.“ Er wohne nicht nur selbst an der Geschwister-Scholl-Straße, sondern vermiete elf Wohnungen dort. Wegen des Lärms habe er die erste Kündigung von Mietern bekommen.

Polizei hat die Brügmannstraße auf dem Schirm

Der Leiter der Wache Mitte, Erster Polizeihauptkommissar Michael Großmann, kann die Schilderungen nur bestätigen. 300 bis 600 PKW, alles junge Leute aus dem gesamten Ruhrgebiet und dem Sauerland, träfen sich nachts an der Brügmannstraße und machten Party, berichtete Großmann den Bezirksvertretern.

„Das geht bis 5 Uhr morgens. Denen fehlen wegen der Corona-Beschränkungen die Ausgehmöglichkeiten.“ Die Autos mit mehreren hundert PS seien mit drei bis vier Personen besetzt. Diese trügen oft keine Gesichtsmaske, was wiederum gegen die Corona-Schutzverordnung verstoße.

Wiederholte Anzeigen und Platzverweise

Die Polizei habe die Brügmannstraße auf dem Schirm, versicherte der Beamte. Sie hat dort schon wiederholt Ordnungswidrigkeiten geahndet und Platzverweise erteilt, „aber wir brauchen einen langen Atem.“

Wegen der Raser und Tuner mache die Polizei jedes Wochenende Nachtdienst. Großmann: „Wir haben mehrere Hotspots“. Vor 14 Tagen habe es sogar auf der Johannesstraße am St. Johannes-Hospital ein Treffen gegeben.

Für die Brügmannstraße habe sich die Polizei mobile Absperrbarken von der Stadt besorgt, so Großmann. Doch die würden einfach dreist beiseite geschoben, wenn die Polizei außer Sicht sei, sagte der Anwohner.

Wie am Phoenix-See

Der Vorschlag des Beschwerdeführers an die Bezirksvertreter: Die Stadt sollte die Brügmannstraße an den Wochenenden nachts sperren und weitere stationäre Blitzer zwischen Ostwall-Kreuzung und Fritz-Henßler-Haus installieren.

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Da es sich um eine öffentliche Straße handle, könne man sie nicht so einfach sperren, erläuterte ein Vertreter des Tiefbauamtes. Er hatte einen anderen Vorschlag: Wie am Phoenix-See könne man von 22 bis 5 Uhr nächtliche Fahrverbote verhängen mit dem Zusatz „Anlieger frei“. Diese Lösung beschloss die Bezirksvertretung einstimmig. „Ich hoffe, dass das jetzt schnell umgesetzt wird“, sagte Bezirksbürgermeister Friedrich Fuß (Grüne) gegenüber dieser Redaktion.

Auch einen weiteren stationären Blitzer beschlossen die Bezirksvertreter, doch hier muss der Rat zustimmen. „Die Polizei würde weitere Blitzer begrüßen“, sagte dazu der Leiter der Innenstadt-Wache, „die Szene kennt den Wall“. Es kursierten Pläne im Internet, wo man wie schnell beschleunigen müsse, um zwischen Ampeln und Blitzern 100 km/h zu erreichen.

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