Britta Risse in ihrer Pommesbude an der geschlossenen Real-Filiale in Aplerbeck

Trotz Schließung der Real-Filiale in Aplerbeck betreibt Britta Risse (54) ihre Pommesbude direkt neben dem geschlossenen Eingang weiter. © Laura Quellenberg

Ex-Real-Markt: Britta Risse (54) betreibt die wohl einsamste Pommesbude in Dortmund

rnAplerbecker Gewerbegebiet

Seit die Real-Filiale in Aplerbeck geschlossen hat, kommt kaum noch Kundschaft an ihrem Imbiss vorbei. Warum Britta Risse die Pommesbude neben dem ehemaligen Supermarkt-Eingang trotzdem weiterführt.

Aplerbeck

, 14.09.2022, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die „Grüne Hippie-Fritte“, wie Britta Risse ihre Pommesbude nennt, macht harte Zeiten durch. Die bunten Blumen auf dem Wagen und den Stehtischen versprühen gute Laune, aber die Besitzerin ist aktuell nicht mehr so positiv gestimmt. Seit die Real-Filiale an der Schleefstraße in Aplerbeck geschlossen hat, fehlt Britta Risse die Kundschaft. Die Energiekrise kommt noch obendrauf.

Schon 15 Jahre lang arbeitet Britta Risse an dem Standort in Dortmund. In der Real-Passage, in der es bis vor Kurzem noch weitere Geschäft gab, betrieb sie unter anderem zwei Friseur-Läden. Ihr Imbiss „Mahlzeit Express“ befindet sich direkt vor dem Eingang des ehemaligen Real-Markts. Gemeinsam mit zwei weiteren Mitarbeiterinnen betreibt die 54-Jährige den Imbiss.

70 bis 80 Prozent weniger Umsatz: „Es ist ein Kampf im Moment“

Im Juni 2022 wurde die Real-Filiale, wie viele weitere Filialen der Supermarkt-Kette, geschlossen. Seitdem fehle es der Imbiss-Betreiberin vor allem an Laufkundschaft, den Menschen, die früher täglich zum Einkaufen kamen. „Normalerweise kommen die Leute morgens auf einen Kaffee und futtern mittags“, so Britta Risse.

Imbiss "Mahlzeit Express" am Eingang des ehemaligen Real in Aplerbeck

In der Ecke, neben dem ehemaligen Eingang zum Real, steht der grüne Imbiss. Viel los ist hier seit der Schließung des Supermarkts nicht mehr. © Laura Quellenberg

Durch die fehlenden Einnahmen und die zusätzlichen Kosten durch die Energiekrise gehe der Umsatz mit der Pommesbude gerade um 70 bis 80 Prozent zurück. „Es ist ein Kampf im Moment“, sagt Britta Risse. Die Vermieter des Standplatzes kämen ihr aber mit dem Mietpreis entgegen, sagt sie.

Energiekrise schlimmer für das Geschäft als die Corona-Pandemie

Der Preis für Öl, Fleisch und Kartoffeln sei gestiegen und so müssen auch in der Pommesbude die Preise angepasst werden. Bisher habe Britta Risse diese nur um den Betrag erhöht, den sie auch im Einkauf draufzahlt. „Ich möchte die Preise nicht an die Kunden weitergeben“, sagt sie, betont aber auch, dass sie sie vielleicht doch noch etwas anheben muss.

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Die Energiekrise mache der Imbiss-Besitzerin mehr zu schaffen als die intensive Phase der Corona-Pandemie. „Da hatten die Menschen noch mehr Kaufkraft“, so Britta Risse. Weil alles teurer werde, achten auch die Kundinnen und Kunden darauf, grundsätzlich weniger Geld auszugeben.

„Die klassische Pommesbude gibt es nur noch selten“

Bei gutem Wetter können die Leute draußen sitzen, erklärt Britta Risse, aber vor dem Herbst und Winter habe sie Angst. Bei Regen seien die Kundinnen und Kunden früher schnell durch die Passage, von der einen auf die andere Seite des Real-Markts, gegangen. Heute machen sich nur noch wenige auf den Weg außen herum und über den großen Parkplatz im Gewerbegebiet.

Imbiss "Mahlzeit Express" und Kunde

Im Sommer können die Kundinnen und Kunden an dem Imbiss in Aplerbeck noch draußen sitzen, vor der kalten Jahreszeit hat Britta Risse aber Angst. © Laura Quellenberg

„Die klassische Pommesbude gibt es nur noch selten“, stellt Britta Risse außerdem fest. Immer wieder freuen sich Kundinnen und Kunden darüber, eine einfache Pommes-Currywurst zu finden. So auch zwei Landschaftsgärtner, die gerade Mittagspause machen. „Wegen Decathlon oder dem Motorradladen kommen wahrscheinlich selten Leute extra vorbei“, vermutet einer der beiden. Und so würden wohl auch nur noch selten Menschen auf die Pommesbude aufmerksam.

Schließung des Supermarkts wurde zu spät kommuniziert

Erst 2024 soll wieder ein neuer Supermarkt in das leerstehende Gebäude kommen, sagt Britta Risse. Aktuell befindet sie sich in der Übergangsphase, die sie wohl oder übel überstehen müsse. Endgültig erfahren, dass der Real-Markt schließt, habe Britta Risse Ende Januar dieses Jahres. Zu Mai wurde ihr die Stelle für die Friseur-Läden gekündigt.

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„Es war schon länger im Gespräch, dass Real schließen wird, aber trotzdem wurde es zu spät kommuniziert“, sagt die 54-Jährige. Auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihrer Salons und des Supermarkts sei es durch die Schließung schwierig geworden.

„Eigentlich bin ich ein positiver Mensch“, sagt Britta Risse. Aktuell könne sie aber nicht weit in die Zukunft blicken. Selbstständige haben es laut der 54-Jährigen immer etwas schwer. „Aber so schnell gibt man nicht auf.“

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