
© Oliver Volmerich
Erwachsene müssen draußen bleiben: Am Keuning-Haus entsteht eine Kinderstadt
Kirchentag für Kinder
Beim evangelischen Kirchentag sollen auch die jüngsten Besucher nicht zu kurz kommen. Am Dietrich-Keuning-Haus gibt es ein buntes Kinderprogramm. Der Standort ist bewusst gewählt.
Im und rund um das Dietrich-Keuning-Haus (DKH) richtet der Kirchentag von Donnerstag (20. Juni) bis Samstag (22. Juni) das Zentrum Kinder ein. Mit vielen Mitmach-Aktionen, Konzerten und Gottesdiensten zeigen die Veranstalter, dass sie Kinder als Kirchentagsbesucher ernst nehmen und dass das Großevent auch ihnen etwas zu bieten hat. Auf der Internetseite des Kirchentags finden sich unter „Zentrum Kinder“ beinahe 150 Programmpunkte.
Grundschulkinder sind zwar die Hauptzielgruppe, aber eine wirkliche Altersbeschränkung gibt es nicht. Am Freitag sind auch Kindergartengruppen herzlich eingeladen, einen Ausflug zum DKH zu machen und vorbeizuschauen, betont Pfarrerin Kerstin Othmer von der Projektleitung des Kinderzentrums.
Kinderstadt im Dietrich-Keuning-Haus
„Das Besondere an unserem Programm ist, dass die Kinder beteiligt werden“, sagt Othmer. „Zwar gibt es auch Konzerte und Frontalbespaßung, aber vor allem wollen wir eine Kinderstadt aufbauen, eine erwachsenenfreie Zone, in der die Kinder für das Gelingen des Programms größtenteils selbst verantwortlich sind.“
Sie werden zwar begleitet, sind aber im Wesentlichen auf sich gestellt und bekommen Gelegenheit, für sich selbst zu entscheiden. In dieser „Kinderstadt“ gibt es ein Rathaus, eine Hochschule, ein Bistro und viele verschiedene Läden. Außerdem auch eine Solarwerkstatt und eine Radiowerkstatt. Eltern können ihre Kinder täglich um 10.30 und um 14.30 Uhr anmelden.
Musikalische Prominenz
“Menschen, die etwas zum Programm beitragen wollen, haben sich von nah und fern gemeldet“, sagt Othmer. Wer kommt, soll sich im DKH auch amüsieren. Ganz klassisch gibt es eine Hüpfburg. Aber es werden auch Geschichten aus der Bibel mit Legosteinen nachgebaut. Jonglage-, Zirkus- und Tanzkurse finden statt. Jeden Tag schließt das Programm mit einem Segen ab, am Freitag sogar mit einem Feierabendmahl für die ganze Familie.
Mit der Band „Randale“, die am Freitag um 11.30 Uhr auftritt, kommt sogar etwas Prominenz ins Dietrich-Keuning-Haus. „Die sind wirklich cool, das ist rockige Musik für aufsässige Kids“, sagt Othmer.
Selbst für die Verpflegung sorgen die Kinder zum Teil selbst: Sie kochen gemeinsam und lernen, wie man zum Beispiel gesunde Brotaufstriche herstellt. Zu Essen gibt es am DKH alles von Döner bis zu selbst geschmierten Stullen und frischen Waffeln.
Kindern verschaffen sich eine Stimme
Mit Humor und Leichtigkeit will man auch schon bei den jüngsten Kirchentagsteilnehmern die Auseinandersetzung mit durchaus ernsten Themen fördern. Frieden, Multikulturalität und, dem diesjährigen Kirchentagsmotto entsprechend, „grenzenloses Vertrauen in sich selbst und in Andere“, wie Othmer es nennt, werden angesprochen.
In der „Speakers Corner“ bekommen Kinder eine Stimme. „Jeder, der kleiner ist als einen Meter fünfzig, kann sich ein Megafon schnappen und eine Minute lang frei über ein Thema sprechen, das ihm am Herzen liegt“, erklärt Othmer. „Wir bilden Räume und eine Lobby für Kinder, auch außerhalb der Kirche, und geben ihnen Mut, diese auch zu nutzen.“
Veranstaltungsort liegt ganz bewusst in der Nordstadt
„Das DKH im Norden der Stadt haben wir bewusst als Veranstaltungsort gewählt“, sagt Othmer. „Das war schon eine kleine Herausforderung, weil der Norden den Ruf hat, die Bronx von Dortmund zu sein. Da haben wir auch einiges an Kritik bekommen“, erzählt Othmer „Aber gerade an einem Ort wie diesem, an dem viele Menschen gar nichts mehr von der Kirche wissen, wollen wir zeigen, dass zum Beispiel Gottesdienste mit Kindern Spaß machen und dass dabei richtig die Post abgehen kann.“
An den vergangenen Kirchentagen haben die Veranstalter mit dem Kinderangebot gute Erfahrungen gemacht. In Berlin seien täglich rund 10.000 Teilnehmer gekommen. Informationen zum Programm 2019 unter www.kirchentag.de
1997 in Dortmund geboren. Dort seit 2017 für die Ruhr Nachrichten im Einsatz. Habe die Stadt dabei neu kennen und lieben gelernt. Mag die großen und kleinen Geschichten um mich herum, Bücher, schreiben und fotografieren.
