Ausschreitungen
Erst die Hälfte der Verdächtigen vom BVB-Skandalspiel ist der Polizei bekannt
Pyrotechnik, Schlagstock-Einsatz und Pfefferspray: Während des BVB-Spiels gegen Hertha BSC kam es im Oktober 2018 zu schweren Ausschreitungen. Jetzt gibt‘s erste Ermittlungsergebnisse.
Die Polizei griff ein, um ein Banner aus dem Gästeblock zu entfernen, die Hertha-Fans aus Berlin leisteten Gegenwehr. © Guido Kirchner
Wer in der vergangenen Saison beim BVB-Heimspiel gegen Hertha BSC war, erinnert sich vielleicht nicht mehr an das Ergebnis des Spiels. Aber ganz bestimmt erinnert man sich an die verstörenden Szenen vor dem Gästeblock, wo sich Polizisten und Berliner Fans während des Spiels geprügelt haben.
Jetzt hat die damals eingerichtete Ermittlungskommission „Bär“ der Polizei einen vorläufigen Ermittlungsstand zu vermelden. Insgesamt hat die Polizei 197 strafrechtlich relevante Taten herausgearbeitet.
„In aufwendiger Kleinarbeit und unzähligen Stunden Materialauswertung haben die Ermittler 138 einzelnen Personen diese Taten zuordnen können“, ist in der Mitteilung zu lesen. Teilweise sollen diese Personen an mehreren Taten beteiligt gewesen sein. Wie viele davon Berliner Fans oder andere Beteiligte waren, kann die Polizei aktuell nicht aufschlüsseln.
Identifiziert seien bislang 69 der Verdächtigen, also exakt die Hälfte. Die Ermittlungen dauern allerdings weiterhin an. Die Dortmunder Polizei hat bislang 64 Stadionverbote beim BVB angeregt, 46 hat der Verein bekannt gegeben.
Während der Ausschreitungen erlitten vier Zuschauer, drei Ordner und neun Polizeibeamte Verletzungen. Weitere 26 verletzte Menschen meldete der Rettungsdienst im Nachgang, heißt es von der Polizei jetzt. Mehr als 60 Verletzte waren vor einigen Monaten genannt worden, auch Atembeschwerden durch die Pyrotechnik sind darin enthalten. Die Ermittlungen dauern an.
Die Berliner Ultras hatten zum Beginn des Bundesliga-Spiels am 27. Oktober jede Menge Pyrotechnik gezündet und eine große Blockfahne über sich gezogen. Das passiert beim Einsatz von Pyrotechnik generell häufig, damit die Beteiligten sich darunter vermummen oder umziehen können.
Die Polizei marschierte vor dem Block auf, um das Banner einzukassieren - nach eigenen Angaben zur Gefahrenabwehr. Solche Fahnen sind den Ultras heilig, die Situation eskalierte, es kam zu Schlägereien unter Einsatz von Fahnenstangen und Tränengas. In der Halbzeitpause haben Vermummte unter der Tribüne Toilettenanlagen komplett zerstört und weitere Polizisten angegriffen.
Eine Strafanzeige eines bei dem Polizeieinsatz verletzten Fans aus Berlin hat die Dortmunder Staatsanwaltschaft übrigens abgelehnt, wie der „Tagesspiegel“ berichtete. Zur Begründung hieß es unter anderem, das Vorgehen der Sicherheitskräfte sei angemessen gewesen.