Ergebnis der Türkei-Wahl „Dortmund ist für Erdogan eine sichere Bank“

Ergebnis der Türkei-Wahl: „Dortmund ist für Erdogan eine sichere Bank“
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Die Parlaments- und Präsidentschaftswahl in der Türkei war für viele in Dortmund lebende Menschen ein wichtiges Thema.

Nun steht das Ergebnis fest. Der autokratisch regierende Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan hat unter den Deutsch-Türken eine deutliche Mehrheit.

Keine exakten Daten

„Dortmund ist für Erdogan eine sichere Bank“, sagt Klaus Wegener, der sich für die Auslandsgesellschaft während der Wahl in Istanbul aufhält, im Gespräch mit dieser Redaktion. Dabei liegen allerdings über das exakte Wahlverhalten der in Dortmund gemeldeten türkischen Staatsbürgerinnen und -bürger keine Daten vor.

Das liegt daran, dass alle Dortmunder ihre Stimme im Generalkonsulat abgeben mussten. Ein für Dortmund beantragtes Wahllokal in den Westfalenhallen war durch das Auswärtige Amt kurzfristig untersagt worden.

Es ist aber davon auszugehen, dass das Wahlverhalten in Dortmund in etwa dem Gesamtergebnis in Essen entspricht. Laut Zahlen von CNN Türk erhielt Erdogan 77,4 Prozent der Stimmen – so viel wie in keinem anderen der deutschen Wahllokale. Deutschlandweit wählten 65 Prozent der hier lebenden Türken den seit 20 Jahren amtierenden Präsidenten.

„Garant von Sicherheit“

„Er wird es ihnen danken“, sagt Klaus Wegener. Erdogans AKP unterstütze viele hier lebende Türken finanziell und durch politische Einflussnahme, etwa über den staatlich organisierten Moscheeverband Ditib.

Für viele sei er ein Garant von „Sicherheit und Größe“, er vermittle „ein gewisses Stolz-Gefühl“. Wegener sagt auch: „Je länger Menschen im Ausland leben und je weiter weg sie sind, desto nationalistischer werden sie. Das ist bei Türken offenbar besonders stark ausgeprägt“, sagt Wegener. Dies sei zum Teil „auch nachvollziehbar“.

Dieses Phänomen zeigte sich in Dortmund auch in Form von ultra-nationalistischen Symbolen wie dem „Wolfsgruß“ der rechtsextremen Grauen Wölfe („Ülkücü“-Bewegung). Diese bildet laut Wegener den rechten Rand der Regierungspartei AKP und hat auch Einfluss auf deren Politik.

Ultra-Nationalisten

Ihre Aktivitäten in Dortmund gelte es „in Schach zu halten.“ Wegener sagt aber zugleich: „Wir reden letztlich über eine Randgruppe, gegen die sich unsere Demokratie wehren kann.“

Am 28. Mai wird ein Teil der Deutsch-Türken für die Stichwahl zwischen Erdogan und dem Gegenkandidaten Kemal Kilicdaroglu erneut an die Urne gebeten. Nach Einschätzung von Klaus Wegener dürfte die Wahlbeteiligung in der Türkei ebenso wie im Ausland geringer ausfallen als im ersten Wahlgang.

Das ganze Interview mit Klaus Wegener sehen Sie im Video unter rn.de/dortmund

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