Die Energiekrise trifft die Krankenhäuser in Deutschland hart. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hatte bei vielen Kliniken Insolvenzen befürchtet und Mitte Oktober vermeldet, dass die Vorschläge zur Energiepreisbremse die Gefahr nicht bremsen könnten.
Inzwischen hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach den Kliniken in Deutschland finanzielle Hilfen von bis zu acht Milliarden Euro zugesagt, berichtet unter anderem die Welt. Lauterbach sagte demnach: „Es wird kein Krankenhaus in unmittelbare Not geraten auf der Grundlage gestiegener Energiepreise.“ Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) begrüßte die Ankündigung.
Wie gehen die Dortmunder Krankenhäuser mit der Energiekrise um? Wie schätzen sie die Insolvenzgefahr für sich selbst ein? Und was halten sie von der milliardenschweren Zusage für Inflationshilfen?
Die Pressestelle des Klinikums teilt im Namen von Marcus Polle, Vorsitzender der Geschäftsführung, mit: „Die Energiekrise betrifft natürlich auch das Klinikum Dortmund. Wir haben für das Jahr 2022 dank verlässlicher Partner und langfristiger Verträge bis zum Jahresende lediglich überschaubare Kostensteigerungen zu verzeichnen.“
Hohe Kostensteigerungen 2023
Für 2023 sehe das anders aus: Hier gehe man im Bereich Energie von Kostensteigerungen von rund 60 bis 70 Prozent aus. „Wir haben bereits begonnen, den Energieverbrauch so gut wie möglich zu reduzieren, was in einem Krankenhaus nicht in allen Bereichen möglich ist“, so Polle laut der Antwort weiter.
Und: „Wir lassen unsere Patienten natürlich nicht frieren, in den Patientenzimmern wird also die Raumtemperatur nicht reduziert.“
Die Inflation treffe das Klinikum hingegen schon jetzt, insbesondere im zweiten Halbjahr sei dies stark spürbar. Man ergreife Gegenmaßnahmen, analysiere Sachkosten und verhandle mit Lieferanten.
„Eine Insolvenzgefahr besteht für das Klinikum Dortmund nicht“, heißt es in der Antwort. Die Zusicherung Lauterbachs für die finanzielle Unterstützung sei für alle Krankenhäuser in Deutschland von elementarer Bedeutung – somit auch für das Klinikum: „Wir kalkulieren, dass ein Großteil der Mehrkosten im Bereich der Energie für das Jahr 2023 somit ausgeglichen werden.“
Regierung muss nachbessern
Beim Inflationsausgleich müsse die Bundesregierung jedoch noch nachbessern, diese werde nach Einschätzung des Klinikums mit dem jetzigen Vorschlag nicht komplett kompensiert.
Auch beim Klinikum Westfalen, zu dem unter anderem das Knappschaftskrankenhaus in Brackel sowie das in Lütgendortmund zählen, freue man sich über die Zusage von Lauterbach.
Susanne Janecke, stellvertretende Sprecherin, sagt: „Das Knappschaftskrankenhaus Dortmund steht ebenso wie die anderen drei Krankenhäuser des Klinikums Westfalen wirtschaftlich auf einem äußerst soliden Fundament. Zusätzliche Sicherheit bietet der Verbund der Knappschaft Kliniken“.
Als Betreiber von vier Krankenhäusern mit insgesamt 1154 Betten zähle das Klinikum Westfalen aber zu den ressourcenintensiven Großverbrauchern. Steigende Energiepreise hätten somit erhebliche Auswirkungen auf die Summe der Gesamtausgaben.
Energiesparen ohnehin Ziel
„Wir stellen uns darauf ein, indem wir unseren Energieverbrauch in unkritischen Bereichen immer weiter verringern“, Janecke. Im Klinikum Westfalen sei der Klimaschutz und seien auch damit einhergehende Energiesparmaßnahmen ohnehin erklärtes Unternehmensziel.
Janecke: „2023 wollen wir noch einmal zehn Prozent an reinen Energiekosten einsparen - durch technische Maßnahmen, aber auch durch Mitwirkung unserer mehr als 1600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“
Diese sollen konsequent darauf achten, Computer, elektrische Kleingeräte und Lampen auszuschalten, wenn sie nicht benötigt werden. Weitere kleine Maßnahmen wie das Herunterregeln der Heizung in der Nacht oder am Wochenende sowie das Ausschalten von beispielsweise leeren Kühlschränken würden sich am Ende aufsummieren.
Wie ist die Lage bei der SJG Paulusgesellschaft, zu der unter anderem das St. Johannes Hospital, das Marienhospital in Hombruch sowie das St.-Elisabeth Krankenhaus in Kurl gehören?
„Die Insolvenzgefahr schätzen wir für unsere Häuser als gering ein“, heißt es von dort. Von der von Lauterbach zugesagten finanziellen Unterstützung würden die Häuser natürlich auch profitieren.
Verdopplung der Energiekosten
Hinsichtlich der Energiepreise rechne man aktuell mit mehr als einer Verdopplung der Kosten für alle Einrichtungen. Hinzu würden noch die gestiegenen Kosten für Instrumente und Materialien, aber auch von Lebensmitteln kommen.
Das Problem bei Krankenhäusern sei allgemein, dass man die Preise nicht einfach weitergeben könne. Alle Behandlungskosten würden von den Krankenkassen über die sogenannten Fallpauschalen finanziert. Diese würden immer fürs kommende Jahr ausgehandelt – die gestiegenen Energiekosten seien darin dieses Jahr also noch gar nicht berücksichtigt.
Auf die stark steigenden Energiekosten habe man bereits im Frühjahr reagiert und eine Photovoltaikanlage bestellt, die Anfang 2023 installiert werden soll. Mit dem Thema Energieeffizienz beschäftige man sich schon lange: Im Jahr 2000 habe man eine Lüftungsanlage installiert, mit der Wärme und Kälte zurückgewonnen werden können.
Wo kann gespart werden?
Zudem habe man geschaut, wo weitere Einsparungen möglich sind, etwa in Treppenhäusern, Patientenzimmern oder Büros. Seitens der Gesellschaft heißt es: „Bei uns muss kein Patient frieren. Wir sind kein Bürogebäude, in dem man einfach die Heizung auf 19 Grad runterstellen kann.“
Durch Aufkleber auf Lichtschaltern oder Plakaten mache man Mitarbeiter darauf aufmerksam, Energie zu sparen – als kleine Anstupser, die Energieverschwendungen verhindern sollen.
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