Hasan und Nurdal Güler betreiben seit rund 25 Jahren "Hasans Holzkohlegrill". Pizzaöfen, und Dönerspieße verbrauchen viel Energie. Für das Paar sind die steigenden Preise eine Herausforderung.

Hasan und Nurdal Güler betreiben seit rund 25 Jahren "Hasans Holzkohlegrill". Pizzaöfen, und Dönerspieße verbrauchen viel Energie. Für das Paar sind die steigenden Preise eine Herausforderung. © Uwe von Schirp

Im Monat 1500 statt 750 Euro: Dortmunder Döner-Bude kämpft ums Überleben

rnEnergiekrise

Pizzaofen, Dönerspieße, Kühltheken: Energiefresser. Weitere Herausforderung ist die Inflation. Ein Gastronomen-Paar im Dortmunder Westen spart, wo es geht – nur nicht an Qualität und Menge.

Oestrich

, 20.09.2022, 17:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Eine Kundin kommt durch die Tür. „Muss ich noch eine Maske anlegen?“, fragt sie. Muss sie nicht. Die Frau mittleren Alters lächelt und bestellt zwei Dönertaschen mit Kalbfleisch. Die Corona-Krise haben Hasan und Nurdal Güler gut überstanden. Nun haben sie mit neuen Herausforderungen zu kämpfen.

Im Gastraum von „Hasans Holzkohlegrill“ in Dortmund-Oestrich ist an diesem Montagnachmittag (19.9.) die Deckenleuchte noch aus. Draußen gießt es wie aus Eimern. Drinnen ist es ein wenig dämmerig. „Licht lockt Leute“, heißt es gern landläufig in der Gastronomie. Die Losung tritt in den Hintergrund angesichts steigender Preise – vor allem für Energie.

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Die offene Küche im anderen Teil des Restaurants „frisst“ schon genug Strom und Gas: Dönerspieße, Pizzaofen, zwei Kühltheken für Salat, Fleisch und Teigspezialitäten, der große Kühlschrank mit den Softdrinks, Joghurt, Wasser und Bier.

„Wir sparen Energie, wo wir können“, sagt Hasan Güler. Die Leuchtreklame draußen bleibt ganz aus, die Kühltheke dunkel. Auch wenn die Lampen im Vergleich zu den Küchengeräten noch die wenigste Energie schlucken. Sparen ist das Gebot der Stunde – nur nicht „an der Qualität und Menge“, erklärt Ehefrau Nurdal. „Ich lege großen Wert darauf, dass die Portionen sättigend sind.“

Preiserhöhung fiel nicht leicht

Über Jahre blieben in „Hasans Holzkohlegrill“ die Preise stabil. Bis zum Sommer: Dann hat das Gastronomenpaar den Preis für eine Dönertasche um einen Euro auf 5,50 Euro (Hähnchenfleisch) und 6 Euro (Kalbfleisch) angehoben.

Auch die Kühlgeräter sind Energiefresser. Deswegen hat Hasan Güler in der Kühltheke das Licht ausgeschaltet - eine kleine Sparmaßnahme.

Auch die Kühlgeräter sind Energiefresser. Deswegen hat Hasan Güler in der Kühltheke das Licht ausgeschaltet - eine kleine Sparmaßnahme. © Uwe von Schirp

„Leicht ist uns das nicht gefallen“, sagt Nurdal Güler. „Und alles können wir nicht umlegen. Wir verdienen dann weniger. Aber es ist so. Da kann ich nichts machen.“ Anlass für die Preiserhöhung waren die gestiegenen Kosten für Strom und Gas von früher 750 Euro auf heute 1500 Euro monatlich.

Und da ist die für Oktober angekündigte Gasumlage noch nicht drin. „DEW21 hat uns gesagt, dass wir mit einer weiteren Erhöhung rechnen müssen“, erklärt die Gastronomin. Bis Dezember will das Paar nun alle Sparmöglichkeiten testen. Dann lese DEW die Zähler ab und lege einen neuen monatlichen Tarif fest.

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Bei den Energiekosten bleibt‘s nicht. „Vorhin habe ich Fleisch geliefert bekommen“, erzählt der gelernte Koch. „Das Kilo kostet schon wieder einen Euro mehr.“ Der Preis für eine Kiste Tomaten sei von sechs bis sieben Euro auf 13 Euro gestiegen. Selbst Holzkohle ist rund 25 Prozent teurer geworden.

„Hauptsache, die Kunden sind zufrieden“

Manche Hersteller und Lieferanten kaschieren steigende Preise. „Früher waren in einer Verpackung 24 Coladosen, dann nur noch 18 Dosen“, sagt Hasan Güler „Jetzt sind die auch noch einmal teurer geworden.“ Auswirkungen der steigenden Kosten spüren sie auch bei ihren Kunden. Habe früher ein Gast Döner, Pommes, Cola bestellt, verzichte er heute auf das Getränk.

Vorn am Tisch neben dem Eingang sitzt Selin Muntoni mit ihren beiden Kindern. Sie wohnen seit wenigen Monaten in der Nachbarschaft und warten auf ihr Essen. Zweimal im Monat kommen sie her, erzählt die Mutter. „Von den Portionen wird man definitiv satt.“

Samira (9) und Alessio (5) haben mit ihrer Mama Selin Muntoni im Oestricher Holzkohlegrill Essen geholt. Zweimal im Monat kommen sie her. "Es ist sooo lecker", sagen die Kinder aus der Nachbarschaft.

Samira (9) und Alessio (5) haben mit ihrer Mama Selin Muntoni im Oestricher Holzkohlegrill Essen geholt. Zweimal im Monat kommen sie her. "Es ist sooo lecker", sagen die Kinder aus der Nachbarschaft. © Uwe von Schirp

Die Preiserhöhung im Sommer habe sie kaum wahrgenommen. „Hasan und Nurdal sind so herzlich, hier ist es total familiär und Kinder sind immer herzlich willkommen.“ Samira macht große Augen. „Jaaaa“, sagt die Neunjährige. „Und es schmeckt soooo lecker.“

Das Paar hat an diesem Nachmittag gut zu tun. Hasan Güler nimmt sich trotzdem die Zeit, immer wieder die Gasregler an den Dönerspießen zu regulieren. 25 Jahre haben Gülers sich einen Ruf in Mengedes Gastronomie erarbeitet. Das soll so bleiben. „Dafür lieben wir unseren Beruf zu sehr und möchten gerne mit Leib und Seele weitermachen.“, sagt Nurdal Güler. „Wir heizen auch im Winter für unsere Kunden. Hauptsache, sie sind zufrieden.“