Energiekrise Dortmunder Friseure planen Preiserhöhung und fürchten weniger Kunden

Energiekrise: Friseure planen Preiserhöhung und fürchten weniger Kunden
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„Man kriegt es doch mit der Angst zu tun“, sagt Svea Reetz vom Friseursalon „Der Friseur“ aus Dortmund-Kirchlinde. Die neuen Abschläge für Gas hat sie schon bekommen. Das Dreifache müsse sie nun im Vergleich zum Jahresanfang zahlen, klagt sie.

Und nicht nur das: Neben den gestiegenen Energiekosten kämen auf die Friseure auch gestiegene Preise in anderen Bereichen hinzu, etwa bei Produkten oder Versicherungen, so Reetz. „Da kommt doch ein bisschen mehr zusammen.“ Auch der Anstieg des Mindestlohns wirkt sich bei Friseurbetrieben aus.

Die Reaktion der Friseure im Dortmunder Westen: Sie erhöhen ihre Preise – oder planen es zumindest. „Da bleibt einem selbst nichts anderes übrig“, erklärt Svea Reetz.

Die Friseurin hat im Oktober selbst ihre Preise erhöht, ein Haarschnitt in dem Salon kostet nun im Schnitt drei Euro mehr. Vertrieben habe das bis jetzt zum Glück noch keine Kunden. „Die Kunden haben Verständnis“, sagt Reetz . „Sie sehen überall, dass es angepasst werden muss.“

Svea Reetz von "Der Friseur"
Svea Reetz musste ihre Preise schon um durchschnittlich drei Euro erhöhen. © privat

David Ehwein, Betreiber des Salons „Rosa & Schwarz“ in Dortmund-Oespel, musste seine Preise in den vergangenen Monaten noch nicht erhöhen. Zuletzt wurde der Haarschnitt bei ihm Anfang dieses Jahres teurer, noch bevor die Energiekrise absehbar war. Seitdem hat er die Preise nicht verändert – trotz Inflation.

„Ich habe Angst die Preise anzuheben“, erklärt Ehwein. „Man läuft Gefahr, dass gar keiner mehr kommt.“ Die nächste Preiserhöhung möchte er deshalb noch so lange hinausschieben, wie es geht. Trotzdem: Auch er werde definitiv die Preise anheben müssen. Noch plane er das aber erst für nächstes Jahr.

Sparen nur bedingt möglich

Sein Vorteil: David Ehwein hat schon 2018 auf energiesparende LED-Lampen und wassersparende Hähne umgestellt, vor allem der Umwelt zuliebe. Das komme ihm nun zugute. Die Heizung habe Ehwein außerdem von 22 auf 19 Grad heruntergedreht. Und: Sein Salon hat pro Tag nun zwar länger geöffnet, dafür aber nur noch vier Tage pro Woche.

Tarkan Saziye vom „Haarstudio Tarkan“ in Lütgendortmund sieht in den Sparmaßnahmen aber auch eine Gefahr, ihre Kunden zu verlieren. „Wir können nicht einfach sagen, dass wir das Licht ausmachen, weil wir sparen“, sagt sie. Ihre Heizung werde sie nun aber auf Stufe 2 oder 3 lassen – und nicht wie früher auf 5 aufdrehen. Die Preise für einen Haarschnitt hat sie schon angehoben.

Friseurmeisterin Ulrike Wernicke in ihrem Salon.
Friseurmeisterin Ulrike Wernicke befürchtet, dass die Kunden seltener zu ihr kommen. © Beate Dönnewald

„Wir wissen gar nicht, wo wir sparen sollen“, sagt auch Ulricke Wernicke vom Friseur „Abschnitt 34“ in Dortmund-Oespel. Schließlich brauche man zum Frisieren weiterhin alle Geräte. Auch sie werde ihre Preise deshalb irgendwann erhöhen müssen, erklärt sie.

Kunden kommen seltener

Dass nicht nur die Friseure, sondern auch die Kunden sparen wollen, merkt Ulrike Wernicke ebenfalls. Einige Kunden würden sich überlegen, statt alle drei nur noch alle zwölf Wochen die Haare zu schneiden – oder sich die Haarfarbe selbst in der Drogerie zu kaufen, sagt sie.

Auch David Ehwein klagt über seltenere Friseurbesuche der Kunden. Er fürchtet außerdem, dass mehr Kunden auf schwarz arbeitende oder mobile Friseure umschwenken würden, die mit niedrigeren Preisen locken können.

Schließungen möglich

Im schlimmsten Fall könnten die gestiegenen Preise und weniger Kunden dazu führen, dass einige Salons ihren Betrieb ganz aufgeben müssen. David Ehwein kennt in der Dortmunder Umgebung schon Kollegen, die ihren Salon schließen mussten.

Die verbleibenden Friseure könnten davon zunächst profitieren. Aber: „Wenn die Lichter auf dem Energiemarkt ganz ausgehen, gehen auch bei uns die Lichter aus“, sagt Ehwein. Svea Reetz von „Der Friseur“ ist noch optimistisch. „So schnell gibt man es nicht auf“, sagt sie. „Man versucht trotzdem erstmal, es zu überstehen.“

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