Zehn Meter sind es vom Stromkasten bis zum Weg. Detlef Huß steht dort, wo beim Gaudium die Bühne ihren Platz hat.

© Uwe von Schirp

Eklat um Volksgarten: Politik beschließt Baustopp, Mengeder Gaudium bedroht

rnBezirksvertretung

Die Umsetzung der Sanierungsbeschlüsse für den Mengeder Volksgarten bedroht das Gaudium und andere Großveranstaltungen. Mengeder Politiker fühlen sich brüskiert – und ziehen die Reißleine.

Mengede

, 10.09.2020, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Detlef Huß ist ehrenamtliches Mitglied im Mengeder Stadtbezirksmarketing. Vor allem aber ist er Organisator des Mengede Mittelalterlich Gaudium. Einmal mehr nutzte er am Mittwoch (9.9.) die Einwohnerfragestunde der Bezirksvertretung, um seinem Ärger Luft zu machen. Seinem Ärger über die derzeitigen Bauarbeiten im Volksgarten.

Dort verlegt eine Firma im Auftrag des Grünflächenamts neue Strom- und Frischwasserleitungen. Die Arbeiten sind Bestandteil der Volksgarten-Sanierung – und das Ergebnis jahrelanger Beratungen in mehreren Sitzungen der Bezirksvertretung, unzähligen Ortsterminen und interfraktionellen Sitzungen.

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„Die Strom- und Wasserverteiler stehen nicht da, wo sie hin sollen“, schimpfte Huß am Mittwoch. Das Gaudium ist neben anderen Veranstaltungen auf diese Infrastruktur angewiesen. Vereinbart wurde bei einem Ortstermin am 8. August 2018, dass die Verteiler in den vier Ecken der Festwiese stehen.

Anschlusskästen stehen zehn Meter vom Weg entfernt

Eine Frage der Definition von Ecke: Die Verteilerkästen stehen zwischen sechs und zehn Metern von den Wegen weg, wie ein Besuch unserer Redaktion vor Ort bestätigt. Strom- und Wasseranschlüsse befinden sich nun genau dort, wo beim Gaudium Verkaufsstände und die Bühne stehen.

Detlef Huß sieht durch die Baumaßnahmen das Gaudium in Gefahr.

Detlef Huß sieht durch die Baumaßnahmen das Gaudium in Gefahr. © Uwe von Schirp

Huß erklärt, er habe dem Grünflächenamt auf Anfrage einen Lageplan des Gaudiums zur Verfügung gestellt. In der BV macht er seinem Ärger Luft: „Wenn es so bleibt, schafft es die Stadt, dass es das Gaudium nicht mehr gibt.“ Er bemängelt zudem die von der Verwaltung in Auftrag gegebenen Leistungskapazitäten für die Stromversorgung.

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Es ist aber nicht Detlef Huß, der für einen Eklat sorgt. Vor der Tür wartet Petra Locker vom Grünflächenamt. Sie soll über das langfristige Konzept zur Gestaltung und Nutzung des Volksgartens berichten. Die Fraktionen hatten zudem vor der BV-Sitzung konkrete Fragen zum Sanierungs-Forschritt formuliert.

Viele Fragen – kurze Antworten

Petra Locker erklärt an einer gut zwei Meter breiten Zeichung die Überplanung des Volksgarten-Eingangsbereichs. Bezirksbürgermeister Wilhelm Tölch fragt nach einer schriftlichen Vorlage. Aus 15 Metern Entfernung könne er nichts sehen. „Denn es wird hier das umgesetzt, was die Bezirksvertretung beschließt“, betont er. Vor allem sind Lockers Erklärungen nicht das, was die Politiker erwarten.

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Sylvia Dettke (SPD) spricht den Fragenkatalog an. Petra Locker antwortet in wenigen Sätzen. Neugestaltung des Spielplatzes: „Das Jugendamt plant eine Kinderbeteiligung. Ich weiß nicht, wie es weitergeht.“ Toilettenanlage: Die Projekt-Verantwortliche verweist auf einen anderen Fachbereich.

Trimmpfad für Senioren: „Das erste Mal, dass ich davon gehört habe.“ Letztlich Strom und Wasser: „Die Arbeiten haben begonnen und werden bis Ende des Jahres beendet sein.“ Zu den Stromkapazitäten verweist Petra Locker auf Angaben des zuständigen Stadtamtes: das maximal Mögliche werde verbaut.

„Volksgarten zugeplant“ - kein Platz für Zelte der Pfadfinder

Bei dem interfraktionellen Ortstermin im August 2018 hatten Locker und ergänzend die für Strom zuständige Immobilienwirtschaft die geforderten Kapazitäten zugesichert. „Ich bin erschrocken“, sagt Bezirksbürgermeister Wilhelm Tölch. „Ich habe den Eindruck, man will das Gaudium nicht mehr stattfinden lassen.“

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Gudrun Feldmann (SPD) erklärt, man wolle noch mehr Großveranstaltungen für den Volksgarten. „So wie der Volksgarten nun zugeplant wird, bleibt noch nicht mal für die Pfadfinder an Pfingsten mit ihren Kohten Platz.“

Die Baustelle im Mengeder Volksgarten liegt am Donnerstagmorgen brach. Nach einem Baustopp durch die Bezirksvertretung soll das vorerst auch so bleiben.

Die Baustelle im Mengeder Volksgarten liegt am Donnerstagmorgen brach. Nach einem Baustopp durch die Bezirksvertretung soll das vorerst auch so bleiben. © Uwe von Schirp

Die Atmosphäre kocht. Weitere Antworten bleiben im Nebulösen. Den Bezirksvertretern reicht‘s. Sie beschließen einstimmig einen Baustopp für die laufenden Arbeiten, fordern eine Besprechung mit Grünflächenamt und Immobilienwirtschaft, eine Gegenüberstellung von Beschlüssen und Planungen sowie einen Gesamtplan.