
© Gregor Beushausen
Einkaufscenter ohne Geschäfte: Zukunft fürs Westfalenforum in der City unklar
Westfalenforum
Neue Zeiten im Westfalenforum? Nach Einzug der Postbank laufen Umbauarbeiten in der fast leeren Ladenzeile im Herzen der City. Hinter den Kulissen werden sogar Neubaupläne durchgespielt.
Das Westfalenforum, Nachfolger des 1993 geschlossenen Kaufhauses Horten, gilt seit Jahren als einer der größten innerstädtischen Problemfälle. Wer durch die Ladenzeile schlendert, blickt links und rechts in leer stehende Lokale.
Lediglich die Bäckerei Kamps am Eingang des Shopping-Centers an der Kampstraße und das kleine Geschäft „Kult-Spiele“ halten die Fahne im vorderen Teil hoch. Einziger größerer Mieter in dem Gebäude ist die Postbank.

Bonjour Tristesse: Schon der Eingang an der Kampstraße weist auf ein sehr begrenztes „Shopping-Erlebnis“ im Westfalenforum hin. © Gregor Beushausen
Ihr Vertriebscenter, rund 1200 Quadratmeter groß, liegt in der ersten Etage, ihre 480 Quadratmeter große Postbank-Filiale im hinteren Teil des Erdgeschosses. Sie ist aber aus der Ladenzeile heraus derzeit nicht zu erreichen: Der Weg ist gesperrt, es wird gearbeitet. Besucher irritiert das.
„Und wie komm' ich jetzt zur Postbank?“, fragt eine ältere Frau. Der Sicherheitsmann antwortet freundlich: „Bitte nutzen Sie den Ausgang Hansastraße und dann einmal ums Gebäude rum.“ Man sieht ihr an: Die Frau ist wenig amüsiert. Sie folgt aber der Wegbeschreibung.
Neuer Eingang öffnet das Gebäude zum Platz von Amiens
Draußen, schräg gegenüber dem Museum für Kunst- und Kulturgeschichte, verlegen Arbeiter Pflastersteine vor dem Westfalenforum. Dort wird ein nördlicher Aus- und Zugang geschaffen, der die Gewerbeimmobilie zum Platz von Amiens öffnet. So soll eine durchlässige Passage von der Kampstraße bis zum Platz entstehen – und umgekehrt.

Zurzeit wird ein neuer Eingang angelegt, der das Center im rückwärtigen Bereich zum Platz von Amiens öffnet. © Gregor Beushausen
Damit erfüllt die Firma Lianeo Real Estate, die das Westfalenforum verwaltet, eine jahrelange Forderung der Stadt: die Öffnung des Gebäudes zum Innogy-Tower und in Richtung Hauptbahnhof. Angekündigt wird das seit 2016, nun wird die Passage umgesetzt. Bei den Arbeiten handele es sich um „bauliche Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung“, lässt Lianeo-Sprecher Robert Döring auf Anfrage wissen. Der Eingang zum Platz von Amiens soll „in Kürze“ geöffnet werden.
Nach Gründen für den hohen Leerstand gefragt, gibt es von Seiten des Verwalters Lianeo keine Antwort. Lianeo Real Estate ist aus der Firma Intown hervorgegangen, sie verwaltet die Gewerbeimmobilien. Lianeo ist Teil jenes Firmenkonglomerats, dem auch der leer stehende Hannibal in Dorstfeld gehört.
Der Sitz von Lianeo ist – wie vormals bei Intown – in Berlin, Möckernstraße 139 bis 149. Eigentümer des Westfalenforums ist die „DGC Commercial-Center Dortmund GmbH“. Ihr Sitz: Berlin, Möckernstraße 139 bis 149.
Dortmunder Architekturbüro feilt an Neubauplänen
Wie es weitergeht mit der Immobilie an der Hansastraße? Daraus macht man bei Lianeo ein großes Geheimnis. Im Westfalenforum selbst wird geraunt, ein Lebensmittelgeschäft solle in das Gebäude kommen. Eine Bestätigung dafür war aber nicht zu erhalten. Selbstverständlich, so Pressesprecher Döring auf Anfrage, würden „die von uns verwalteten Objekte intensiv betreut.“
Dazu gehörten grundsätzlich Gespräche mit interessierten Mietparteien. Davon sind viele offenbar gescheitert: Bereits 2015 sollen Verhandlungen mit einem Ankermieter geführt worden sein – letztlich erfolglos. 2018 hieß es, man sei in Gesprächen mit Betreibern von „Food-Courts“ und „Food-Markets“. Sie lassen sich bis heute nicht blicken.

Die Böden sind poliert, aber in den Ladenlokalen links und rechts herrscht absolute Leere. © Gregor Beushausen
Hinter den Kulissen allerdings schlägt die Eigentümergesellschaft des Westfalenforums ganz andere Wege ein: Während im Gebäude selbst Umbauarbeiten laufen, lässt man das Dortmunder Büro „Petersen Architekten“ Pläne für einen Neubau entwerfen. Das Ganze befinde sich in einem „sehr frühen Stadium“, heißt es dort. Mehr könne man zurzeit nicht sagen.
Erster Auftritt im Gestaltungsbeirat der Stadt
Tatsächlich hat das Büro vor Monaten im Gestaltungsbeirat der Stadt Dortmund erste Ansichten für eine Immobilie mit 21.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche vorgestellt. Zum Vergleich: Die gut ausgelastete Thier-Galerie hat eine Verkaufsfläche von 33.000 Quadratmetern.
Ob und wann ein Neubau jemals realisiert wird, steht aber in den Sternen. Das Büro sei beauftragt, „Ideen unter Berücksichtigung der Entwicklungsmöglichkeiten des Gebäudes und des Standorts zu entwickeln“, bestätigt Lianeo-Sprecher Döring auf Anfrage. Der Prozess sei aber „völlig ergebnisoffen“ und man habe bislang auch nichts durchgerechnet. Also gibt es weder eine Bauvoranfrage noch einen Bauantrag.

Städtebaulich kein großer Wurf: Die Fläche zwischen dem Westfalenforum und dem Innogy-Tower gleicht einer Hinterhofsituation. © Gregor Beushausen
Die städtische Planungsverwaltung hält sich bedeckt zu den vorerst unverbindlichen Darstellungen im Gestaltungsbeirat. Das Westfalenforum mit seinen häufigen Eigentümerwechseln gilt seit vielen Jahren als Problemfall. Ein Neubau sei zwar wünschenswert, aber wohl leider wenig realistisch, heißt es im Umfeld des Gestaltungsbeirates: „Die werden das durchrechnen und die Bücher am Ende wieder zuklappen.“
Verwundert bis verhalten optimistisch äußert sich Axel Schröder, stellvertretender Vorsitzender der City-Ring-Kaufleute. „Ich kenne die Überlegungen nicht.“ Dabei sei es fast schon egal, ob das Westfalenforum um- oder neugebaut werde. Pläne und Ankündigungen habe es viele gegeben in den vergangenen Jahren. Schröder sagt: „Es wäre super, wenn sich im Westfalenforum überhaupt etwas tut.“
Jahrgang 1961, Dortmunder. Nach dem Jura-Studium an der Bochumer Ruhr-Uni fliegender Wechsel in den Journalismus. Berichtet seit mehr als 20 Jahren über das Geschehen in Dortmunds Politik, Verwaltung und Kommunalwirtschaft.