
© Helmut Kaczmarek
„Eine Selbstverständlichkeit“: Nachbar hilft 16 Menschen nach Hausbrand
Feuerwehr
Nach einem Tiefgaragenbrand saßen 16 Personen in Oestrich auf der Straße – mitten in der Nacht. Ein Nachbar nahm sie alle bei sich auf, nicht zuletzt wegen einer kleinen Panne der Rettungskräfte.
Mehmet Atan möchte kein großes Aufhebens um das machen, was er in der Nacht zu Samstag (6. März) für seine Nachbarn getan hat. „Das ist doch selbstverständlich“, meint er, als unsere Redaktion mit ihm am Samstag spricht.
Doch was war passiert? In der Tiefgarage eines Mehrfamilienhauses auf der Castroper Straße in Dortmund-Oestrich hatte es aus unbekannten Gründen angefangen zu brennen.
„Ich wurde von einem lauten Rufen wach“ sagt der 46-jährige Atan. „Zuerst dachte ich, das seien einfach irgendwelche Streitereien. aber dann hörte ich deutlich Feuer!“ Schnell war der Dortmunder auf den Beinen und wollte nachschaue, ob jemand Hilfe brauchte. „Als ich auf der Straße war, kam allerdings schon die Feuerwehr angefahren“, sagt er.
Feuerwehr bittet Nachbar um Hilfe
Doch ausgerechnet die Feuerwehrleute waren es, die Atan dann um Hilfe baten. Denn alle 16 Bewohner des Hauses mussten aus ihren Wohnungen gerettet werden, die Rauchentwicklung war derart stark, dass der Qualm seinen Weg bis unters Dach und in alle Wohnungen fand.
Schnell stand für die Einsatzkräfte fest, dass die Hausbewohner so schnell nicht mehr zurück in ihre Wohnung könnten. Bis Unterkünfte für sie organisiert waren, mussten die Bewohner auf jeden Fall weg von der Straße. Es war schließlich mitten in der Nacht und bitterkalt. Doch waren insgesamt nur zwei Rettungswagen mit ausgerückt. Viel zu wenig, um die 16 Personen zu versorgen.
Getränke und ein Obdach für alle 16 Personen
Deshalb fragten die Einsatzkräfte, ob er für ein paar Stunden einige Nachbarn bei sich aufnehmen könne. Mehmet Atan beherbergte gleich alle 16. „Für mich war das eine Selbstverständlichkeit, dafür hat man doch Nachbarn“, meint der Dortmunder. Vor allem als er die vom Ruß verschmierten Gesichter seiner Nachbarn gesehen habe, habe er nicht lange überlegen müssen.
Für insgesamt zwei Stunden beherbergte er die 16 Personen in seinem Flur, besorgte für sie extra noch Stühle, gab ihnen Getränke und kümmerte sich darum, dass sie nach dem Schrecken erstmal wieder ein wenig zur Ruhe kommen konnten.
Atar engagiert sich weiter für seine Nachbarn
Auch nachdem das Feuer gelöscht und die Einsatzkräfte abgezogen worden sind, kümmert sich Atan weiter um seine Nachbarn. Da eine vierköpfige Familie mit dem Verdacht einer Rauchgiftung in der Nacht ins Krankenhaus gebracht worden ist, konnte sie sich nicht um eine Unterkunft kümmern.
Jetzt droht ihnen eine Notunterkunft. Wie die anderen Hausbewohner können sie wegen der Brandschäden vorerst nicht zurück in ihre Wohnung. „Ich habe mit dem Vermieter gesprochen, ob man sie nicht in ein Hotel einquartiert. Das müsste doch die Versicherung bezahlen“, meint der 46-Jährige.
Für sein Engagement gab es natürlich auch ein großes Lob von der Feuerwehr. „Aber das ist für mich komplett unwichtig, ich bin einfach froh geholfen zu haben“, meint Mehmet Atan.
Geboren in Dorsten, nach kurzem studienbedingten Besuch im Rheinland jetzt wieder in der Region. Hat Literatur- und Theaterwissenschaften studiert, findet aber, dass sich die wirklich interessanten Geschichten auf der Straße und nicht zwischen zwei Buchdeckeln finden lassen.
