
© Dieter Menne
Ein Traum-Garten in der Innenstadt war früher ein trister Hinterhof
Mit Video und vielen Fotos
In einem Innenstadt-Hinterhof hat sich Katharina Heberer ein grünes Paradies geschaffen. Ihr wunderschöner Garten ist wild und kontrolliert zugleich – und hat besondere Bewohner.
Er ist klein und überwiegend schattig, umgeben von Beton – und trotzdem ist der Hinterhof von Katharina Heberer im Saarlandstraßen-Viertel ein grünes Paradies. Wer vor dem Haus in der Meißener Straße steht, ahnt nicht, was für eine lauschige Oase sich dahinter auf rund 100 Quadratmetern verbirgt.
Jede noch so schattige Ecke, aber auch die sonnigen Flecken, sind liebevoll gestaltet mit einer Vielfalt an Stauden, Sträuchern, Kletterpflanzen, Obst und Gemüse, alles geschickt miteinander arrangiert und verwoben. Eine Augenweide in der Innenstadt, auch für die Bewohner, deren Balkone sich über den Innenhof erheben.
Vor vier Jahren ist Katharina Heberer, Gartenbuchautorin und Gartenbauingenieurin, in die Parterre-Wohnung gezogen. Ein Garten war ein Muss. Die Fläche, die sich ihr damals bot, war trist: Rasen, drei Rosen, ein paar Hortensien, am Boden zum Teil Beton, umgeben von einer grauen Mauer. In der Mitte dominierte eine riesige Scheinzypresse. „Die hat den ganzen Garten beherrscht.“
Waldrebe als blühender Blickfang
„Kann ich die weghauen?“, war die erste Frage der Gartenexpertin an den Vermieter. Sie durfte. „Sonst hätte ich die Wohnung auch nicht genommen.“ Dort, wo damals die Scheinzypresse stand, gruppieren sich heute bepflanzte Töpfe unter anderem mit Schatten liebenden Funkien und in der Mitte als blühendem Blickfang die rosafarbene Waldrebe „Aljonushka“.
„Erst habe ich ein bisschen Bedenken gehabt, ob man sich in dem Häuserschatten wohlfühlen kann“, erzählt sie, doch die hellen Hauswände nahmen ihr schnell diese Sorge. Was sie „ganz interessante Lichtverhältnisse“ nennt, ist eine gärtnerische Herausforderung.
Der Hinterhof-Garten von Katharina Heberer from Ruhr Nachrichten on Vimeo.
Ungefähr die Hälfte des Gartens liegt das ganze Jahr über im Schatten, die andere Hälfte bekommt nur von Anfang Mai bis Ende August Sonne. Der Übergang von der Sonnen- zur Schattenseite ist hart. Das zeigt sich auch in der Bepflanzung.
Alte Rose blüht jedes Jahr im Schatten
Im Schatten entfächern riesige Farne ihre Blätter, verdeckt der Efeu die graue Mauer, winden sich verschiedene Clematis-Arten, strahlen Hortensien in Rosa und über den Sommer wechselnden Farben, zeigt der filigrane Bergwald-Storchschnabel Geranium nodosum seine violetten Blüten. Diese Storchschnabelart, die Katharina Heberer so liebt, mit ausgeprägten und farblich kontrastierenden Staubfäden, ist für schwierige Standorte mit hohem Schattenanteil besonders geeignet. Hübsch sind auch die winterfesten Fuchsien aus Irland.
Selbst die gelbe Gloria Dei, eine klassische Rose, blüht jedes Jahr, obwohl sie schon sehr alt ist und permanent im Schatten steht. „Die war vermutlich schon da, bevor das Haus gebaut wurde“, sagt die Gartenexpertin. Irgendwann sei der Garten mal relativ simpel, aber schön angelegt worden. Nur das sei im Laufe der Jahre verloren gegangen.
Hochbeete auf der Sonnenseite
Auf der Sonnenseite des Hinterhofs stehen drei Hochbeete, eines erst im Frühjahr aus Palettenrahmen neu gebaut – die Gemüseecke von Katharina Heberer. Darin wachsen Tomaten, unter anderem die gelbe Dattelwein-Tomate vom Werkhof in Scharnhorst, Pflückkohl, Mangold, Rucola, Paprika und runde Zucchini, Herbsthimbeeren und Cola-Kraut. Es verströmt das typische Cola-Aroma, wenn man die krautigen Stängel zwischen den Fingern zerreibt. Zuckerschoten ranken an einem Weidengerüst hoch.
Eine grüne Oase in einem Hinterhofgarten im Saarlandstraßenviertel
Auf einer Pflanzentreppe daneben steht eine Sammlung von Duftpelargonien, besser bekannt als Geranien, und Trockenheit resistentes Sempervivum, zwei pflanzliche Leidenschaften der Gartenexpertin.
„Kontrollierte Wildheit“ nennt Katharina Herberer ihren Hinterhofgarten, in den sie zwei schöne Sitzecken integriert hat. Vor der grünberankten Mauer in der hinteren Gartenecke hat sie auf einem runden Kiesbett eine Holzbank mit Tisch und drei Stühlen platziert. Dahinter erhebt sich eine Katzentreppe für ihre zwei Stubentiger.
Die Säulenkirsche Viktoria in der Sitzecke hat ihre Chance vertan und wird bei Ebay verkauft. Sie blüht zu früh, um diese Zeit sind noch keine Bienen zum Bestäuben im Hofgarten.
Hanging Basket aus der Waschkaue
Ein alter Korb aus der Waschkaue wartet darauf, zum Hanging Basket umfunktioniert zu werden. Er soll seinen Platz in der Haselnuss über der Sitzecke finden.
Der zweite Sitzplatz – ein Tisch mit zwei Holzbänken – liegt auf der Sonnenseite an der Hauswand, an der ein Wein seine Kletterübungen macht. Weil er noch nicht so richtig vorankommt, muss eine schnell wachsende Mondwinde als Vorläufer einspringen, um den Sitzplatz in Richtung Teppichstange als grünes Dach zu überwachsen.
Wasser kommt aus einem rustikalen Regenfass, das das Wasser aus dem Regenrohr abfängt. Am Rohr schaukelt ein kleiner frecher Gartenzwerg, ein Original aus der traditionsreichen Zwerg-Manufaktur im thüringischen Gräfenroda. Gleich an mehreren Stellen trifft man auf die handbemalten Gartenbewohner aus Ton. Sie gehören einfach hierhin.
Faible für Flohmärkte
Anderes im Garten von Katharina Heberer stammt aus dem Manufactum-Katalog. Kein Zufall; denn die Gartenexpertin ist bei dem „Warenhaus der guten Dinge“ seit über 20 Jahren zuständig für das Gartensortiment, kauft ein, sucht für selbst entwickelte neue Produkte passende Hersteller, lässt sich auf Flohmärkten inspirieren und altbewährte Dinge in modifizierter Form wieder aufleben.
Sie textet den Pflanzenteil im Manufactum-Katalog und ist Autorin des Buches „Das Manufactum Gartenjahr“ – ein Gartenratgeber.
Praktisch ist auch Katharina Heberers Vorliebe für Pflanztöpfe. Rund 100 ganz unterschiedlicher Größen beherbergt ihr Gärtchen. Die meisten sieht man gar nicht oder erkennt sie erst auf den zweiten Blick, weil die üppig wachsenden Blätter sie verdecken. Dass vieles hier in Töpfen wächst, die die Beete bevölkern, hat seinen Grund,
Seltene Efeu-Stecklinge
„Ich bin in den letzten 20 Jahren häufiger umgezogen“, erzählt sie. Und die Pflanzen in den Töpfen mit ihr. Manches funktioniere auch besser in Töpfen, sagt sie. Wie die Funkien. Oder die Rispenhortensie. Zudem seien Töpfe deshalb praktisch, weil man schnell eine Lücke im Beet füllen könne.
Auf der Schattenseite duckt sich der Komposthaufen hinter den ausladenden Farnen weg. Eine vorwitzige Clematis nutzt ihn als Basislager. Daneben steht ein imposanter Pflanztisch mit Katharina Heberers Fundstücken, die nützlich und dekorativ zugleich sind. Hier zeigt sich ihr Faible für Flohmärkte. Zu ihren alten Schätzen gehören ein Mini-Gewächshaus für frostempfindliche Jungpflanzen und Glasglocken, unter denen Samen besser keimen.
Seltene Efeu-Stecklinge, die die Gartenfreundin von ihrer letzten Reise aus einem Kloster mitgebracht hat, stehen auf dem Tisch Spalier und warten darauf, in einen Topf aus dem nebenstehenden Topflager umzuziehen.
Nützlinge im Kampf gegen Schädlinge
Pestizide oder Herbizide sucht man bei Katharina Heberer vergebens. Im Kampf gegen Läuse und andere Schädlinge setzt sie Nützlinge ein wie Marienkäfer. Die Larven bestellt sie und setzt sie dann aus. So hat sie auch die große Deutzie auf der Schattenseite des Gartens von den fiesen Schmierläusen befreit.
Viel Arbeit, sagt Katharina Heberer, mache ihr Garten nur im Frühjahr, im März und April, wenn er vorbereitet werden muss für seinen blühenden Auftritt im Sommer. Weil alles so dicht wächst, hat Unkraut keine Chance. Ein bisschen zupfen hier und ein bisschen schneiden da – und Katharina Heberer kann in ihrer Oase den Blick wohlgefällig über ihr Werk schweifen lassen.
Wir suchen Dortmunds Traum-Gärten
Haben Sie auch einen Garten, auf den Sie stolz sind? Wir stellen ihn (und Sie) gerne vor! Bewerben Sie sich per E-Mail bei unserer Redakteurin Gaby Kolle: gaby.kolle@lensingmedia.deStellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
