
© Oliver Volmerich
Eichenprozessionsspinner im Garten? Was das für Eigentümer bedeutet
Gefährliche Raupen
Raupen-Alarm in Dortmund: Bei der Stadt nehmen die Meldungen über gefährliche Eichenprozessionsspinner zu. Auf privaten Flächen ist das ein besonderes Problem.
Es war ein Zufallsfund. Eine kleine Raupe hatte eine Mitarbeiterin im Garten der Kita entdeckt. Und damit die sorgenvolle Frage ausgelöst: Ist das vielleicht ein Eichenprozessionsspinner? „Denn in unserem Garten stehen vier große Eichen“, berichtet Angela Polednik als Leiterin der Kita „International Montessori School – Barbara House“ an der Spissenagelstraße in der Bittermark.
Bei einem Anruf bei der Stadt wurde das Kita-Team auf den städtischen Online-Raupenmelder aufmerksam gemacht, der eingerichtet wurde, um verdächtige Funde schnell melden zu können. Denn die kleinen Raupen des Eichenprozessionsspinners, amtlich kurz „EPS“ genannt, sind gefährlich: Sie bilden im dritten Larvenstadium gefährliche Brennhaare, die bei Berührung durch Menschen Hautreizungen und Entzündungen, beim Einatmen sogar zu Atemnot führen können.
Am Donnerstag (17.6.) habe man Bilder der verdächtigen Raupe beim Raupenmelder hochgeladen, berichtet Angela Polednik. „Am Freitag war dann wohl jemand von der Stadt vor Ort, ohne sich allerdings direkt bei uns zu melden.“
Meldung über Koordinierungsstelle
In der Tat: Das Grünflächenamt habe über die Koordinierungsstelle die Meldung „EPS an der privaten TEK“ am Freitag um 8.48 Uhr erhalten, berichtet Stadtsprecher Maximilian Löchter auf Anfrage. „TEK“ ist amtsdeutsch und bedeutet „Tageseinrichtung für Kinder“. „Der Sachverhalt wurde sofort vor Ort geprüft“, so Löchter. Um 9.44 Uhr habe die Koordinierungsstelle im Grünflächenamt eine Rückmeldung über den Raupenbefall bekommen. Die Koordinierungsstelle habe dann „umgehend an die private TEK geantwortet“.
Angela Polednik bestätigt den Anruf vom städtischen Grünflächenamt am Freitagvormittag. Für die Beseitigung der potenziellen Gefahr erklärte sich das städtische Grünflächenamt allerdings nicht zuständig. „Weil wir eine private Einrichtung sind, müssten wir die Beseitigung privat in Auftrag geben“, berichtet die Kita-Leiterin.
Wertvolle Zeit verloren
Angela Polednik ärgert sich vor allem über die späte Information. „Dass wir als private Kita selbst für die Beseitigung sorgen müssen, hätte man uns auch gleich am Anfang mitteilen können. Denn das haben wir ja selbst angegeben“, sagt Angela Polednik. Direkt vor dem Wochenende sei so wertvolle Zeit für den Auftrag an eine private Firma verloren gegangen.

Gefährliche Brennhaare hat die Raupe des Eichenprozessionsspinners. © dpa (Archiv)
Tatsächlich betonen auch die Experten der Stadt, dass bei Maßnahmen Eile geboten ist, vor allem bei Kindern im Umfeld. Im vergangenen Jahr hatte man noch stolz berichtet, dass man Raupennester an Schulen oder Kitas stets innerhalb von höchstens zwei Tagen habe entfernen können.
Hohe Kosten zu erwarten
Das Problem ist: Die privaten Dienstleister in Sachen Raupenbekämpfung sind zurzeit offenbar gut ausgelastet. „Wir sind erst einmal auf der Warteliste gelandet“, berichtet Angela Polednik. Inzwischen ist ein Besuch der Schädlingsbekämpfer für Anfang dieser Woche angekündigt. Die Spielfläche unter den schattigen Eichen im Garten des Barbara-House ist abgesperrt.

Das Barbara House an der Spissenagelstraße in der Bittermark. © Oliver Volmerich
„Schon die Untersuchung kostet pro Baum 150 Euro“, berichtet die Kita-Leiterin. Wenn Nester aufgespürt werden und die Bäume abgesaugt werden müssen, wird es wohl noch deutlich teurer. „Dann muss wohl ein Hubsteiger eingesetzt werden.“ Die Kosten muss die Kita selbst tragen.
Nebenan liegt eine städtische Kita
Anders wäre es bei der Kita nebenan an der Spissenagelstraße, die zum städtischen Betreiber Fabido gehört. Auch die direkte Nachbarschaft trug wohl dazu bei, dass die städtischen Experten schnell aktiv wurden. Der Sachverhalt sei am 18. Juni sofort vor Ort geprüft worden, „da ja auch die städtische TEK direkt angrenzt und der EPS-Befall anhand der Bilder nicht genau bestimmbar war und somit auch die städtische TEK hätte betroffen sein können“, erklärt Löchter.
Während für die private Kita der Raupenbefall nicht ausgeschlossen werden konnte, gab es von den städtischen Experten für die Fabido-Kita allerdings Entwarnung. „Wir haben dort keine Eichen und die städtische TEK liegt nördlich, sodass auch mit einer Abdrift der Haare auf diese Fläche nicht zu rechnen ist“, erklärt der Stadtsprecher.
384.000 Euro kostete Entsorgung 2020
Löchter bestätigt generell, dass der Befall von Bäumen mit dem Eichenprozessionsspinner in den vergangenen zwei Wochen deutlich zugenommen habe. Der „Befallsdruck“ sei bislang aber kleiner ist als im vergangenen Jahr. Insgesamt gingen 2020 947 Meldungen über die Plagegeister beim städtischen Grünflächenamt ein. 12.500 Raupen-Nester wurden von 2424 Bäumen gesaugt – von Stadtpersonal und einer Fremdfirma. Die Kosten summierten sich auf mehr als 384.000 Euro.
Seit diesem Jahr können verdächtige Funde der Stadt online unter www.dortmund.de/raupenmelder - möglichst mit präzisen Standortangaben und Fotos - und per E-Mail an raupenmelder@dortmund.de gemeldet werden. „Sollten private Flächen betroffen sein, liegt dies immer im Ermessen des Eigentümers, welche Maßnahmen er für geeignet hält, um Gesundheitsgefahren auszuschließen“, erklärt Löchter.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
