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Alleingelassen in der Corona-Quarantäne: „Die Wochen waren die Hölle“
Corona-Pandemie
Senada und Dieter Neumann sind allein in Quarantäne. Beide sind erkrankt, müssen sich schonen – dabei leidet der 70-Jährige an Parkinson und bräuchte eigentlich Pflege. Seine Frau verzweifelt.
Senada Neumann und Dieter Neumann: Einen Großteil ihres Lebens haben sie gemeinsam hinter sich gebracht. Kürzlich gerieten die 67-Jährige und ihr 70 Jahre alter Ehemann auch gemeinsam in Quarantäne. Dieter Neumann hatte sich mit dem Coronavirus infiziert – in der Tagespflege, die er besucht, da er an Parkinson leidet.
Am 8. April müsse das gewesen sein, so Senada Neumann. Am 12. April kam ein Anruf, dass ihr Mann einen Corona-Test über sich ergehen lassen müsse – das Ergebnis war positiv, die britische Variante. Das Dortmunder Gesundheitsamt verhängte dann am 13. April zunächst eine dreiwöchige Quarantäne. Für Ehefrau und Ehemann begann eine quälende Zeit in ihrer Wohnung in Hörde. „Es ist die Hölle“, sagt Senada Neumann per Telefon.
Das Ehepaar erkrankte an Corona
Beide erkranken an Corona. Bei beiden ist es ein Verlauf, der keinen Krankenhausaufenthalt nach sich zieht. Aber beide erwischt es so schwer, dass Bettruhe nötig ist. Eine Bettruhe, die sich Senada eigentlich gar nicht leisten kann. „Ich konnte einfach nicht mehr. Freunde haben dann einen Notarzt gerufen, der hat aber auch nicht viel machen können.“ Lediglich neue Medikamente gab es.
Sie muss ihren Mann pflegen und ist damit völlig allein gelassen. „Ich habe versucht unsere Ärzte zu erreichen, ich habe keine Chance gehabt“, sagt die 67-Jährige, die ebenfalls starke Corona-Symptome zeigte. Aber ihr Ehemann benötigte Zuspruch und Medikamente.
Medikamente und Lebensmittel lagen vor der Tür
Sie selbst litt unter starken Schmerzen, fühlte sich völlig schlapp. „Freunde haben uns Schmerzmittel und andere Medikamente besorgt und uns vor die Tür gelegt“, sagt Senada Neumann. Auch Lebensmittel gab es auf diesem Weg.
„Es hat sich keiner um uns gekümmert vom Gesundheitsamt“, sagt Senada Neumann. Das Ehepaar habe lediglich Anrufe bekommen, dass es weiter in Quarantäne sei, sonst nichts. Am 3. Mai gab es dann den ersehnten zweiten Corona-Test. Die Neumanns haben die Quarantäne überstanden, es geht ihnen besser. „Es war ein echter Horrortrip. Ich mag gar nicht daran denken, was ich für Angst hatte, wie hilflos ich mich gefühlt habe“, sagt Senada Neumann.
Was sagte die Stadt Dortmund zu den Vorwürfen
Aber wie kann das sein? Warum hat sich das Gesundheitsamt nicht gemeldet? Laut Anke Widow, Pressesprecherin der Stadt Dortmund, hätte genau das passieren müssen.
„Die Menschen, die sich in Quarantäne befinden, werden von den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Gesundheitsamtes während der Quarantänezeit in der Regel mehrere Male telefonisch kontaktiert. In diesen Anrufen werden Fragen zum Gesundheitszustand, zu möglicherweise aufgetretenen Symptomen und zu eventuellem Hilfebedarf gestellt“, sagt Anke Widow.
Bisher erreichte das Gesundheitsamt über 24.000 Infizierte in Dortmund telefonisch. „In keinem Fall hat das über drei Wochen gedauert. In Einzelfällen waren es mehrere Tage, weil es zu Fehlern in der Bearbeitung gekommen ist“, sagt Anke Widow.
Jörg Bauerfeld, Redakteur, berichtet hauptsächlich in Wort, Bild und Ton aus dem Dortmunder Süden.
