Geschichte haben beide geschrieben. Das "Spirit" als Diskothek, auch wenn seine Nachfolger "Nummer 9" und "Spirit 2.0" nicht lange überlebten. Und die "Hirsch Q" als Szene-Kneipe.
Beide hatten bis auf die räumliche Nähe nichts miteinander zu tun - und doch hat der Zufall sie nun zusammengebracht. Allerdings als Wiedergeburt der "Hirsch Q" nach komplettem Umbau, Sanierung, neuer Live-Bühne und neuem Konzept im früheren "Spirit". Und dies ab sofort.



Szene-Treff mit Musik-Kultur
Nicht viele Kneipen und Diskotheken haben über Jahrzehnte einen so großen Einfluss auf das Nachtleben und auf Generationen von Feiernden gehabt wie diese beiden. Und sie haben beide Kultstatus erreicht.
Die "Hirsch Q" im nördlichen Teil der Brückstraße spielte fürs Dortmunder Nachtleben lange Zeit eine ganz zentrale Rolle. Bis zum August 2023 wurde sie genau 20 Jahre von Gastronomen Maurice Schubert geführt und erreichte durch ihre Szene- und Subkultur sowie Konzerte und lange Kneipenabende weit über Dortmund hinaus einen hohen Bekanntheitsgrad. Und schon vor 2003 war sie unter den Namen "Platzhirsch" und später "Hirsch'n" als Szene-Kneipe bekannt geworden.
Umso größer war das Entsetzen, als vor einem Jahr die Schließung der Hirsch Q verkündet wurde. Nach mehreren, kurz aufeinanderfolgenden Eigentümerwechseln des Hauses in der Brückstraße 62 wurde die Miete erhöht - und war letztlich für Maurice Schubert nicht mehr bezahlbar.
Doch auch schon vor dem Ende der Hirsch Q interessierte sich Schubert für die leerstehende Diskothek in der Nachbarschaft. Und kurz vor der Schließung, so erzählt er es heute, war wohl klar, dass es im ehemaligen Spirit weitergehen wird.
Umbau komplett in Eigenregie
"Den Umbau und Umzug haben ehemalige Mitarbeiter und Gäste erst durch ihre Mithilfe möglich gemacht. Es ist schon Wahnsinn, was diese Leute geleistet haben", sagt ein sehr dankbarer Maurice Schubert.
Das frühere Spirit ist nicht wiederzuerkennen. Wo früher die Kasse war, ist die Wand herausgebrochen und der neue Tresen beginnt. Der frühere Gang Richtung Tanzfläche über die Stufen hinauf und wieder hinab ist Vergangenheit – denn nun ist der gesamte Laden ebenerdig angelegt.
Der frühere Tresen ist genauso verschwunden wie die Tanzfläche, denn dort werden zukünftig die Konzerte veranstaltet. Aktuell ist dieser Bereich durch eine große Schiebetür versperrt, da noch weiter saniert wird.
"Ich hatte schon länger vor, wieder Konzerte und Veranstaltungen zu machen. Das war nur leider im alten Laden am Ende nicht mehr möglich", so Schubert. Nun sieht das anders aus.
Geplant sind kleinere Konzerte, die nicht in andere Live-Locations passen. Wobei es ihm wichtig ist, nicht in Konkurrenz mit bestehenden Live-Orten zu treten, sondern zukünftig eine Live-Lücke zu schließen, betont der Wirt. Zumal die Kneipe in direkter Innenstadtlage in Nähe zum Hauptbahnhof liegt und er somit gerne auch Konzertbesucher aus anderen Städten erreichen möchte.
Plattform für die Musikszene
Musikalisch soll, wie in der früheren Hirsch Q, ein Schwerpunkt liegen auf Punk, Rock ´n´ Roll, Ska, Metal, Rockabilly oder Hardcore. Noch ist der separate Konzertraum nicht fertig umgebaut. Doch die Organisatoren planen noch für dieses Jahr schon die ersten Konzerte.
Gastronomisch bleibt sich die Hirsch Q auch treu. Eine große Mezcal-Karte, verschiedene Bier- und Schnapssorten oder Frozen-Cocktails sind im Angebot. Neu ist der eigene Gin, den eine frühere Mitarbeiterin, die mittlerweile Destillateurin ist, eigens für die Hirsch Q kreiert hat.
Das ist die neue Hirsch Q
Hirsch Q
Helle 9
44137 Dortmund-City
Öffnungszeiten: Di - Do ab 19 Uhr, Fr + Sa ab 20 Uhr
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 9. Juli 2024.
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