Neues E-Rezept macht Probleme in Dortmund Einige „Kinderkrankheiten“ - und eine App, die niemand nutzt

E-Rezept in Dortmund: Problem bei Altenheimen und eine App, die niemand nutzt
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Knapp zwei Wochen Erfahrungen mit einer großen Neuerung im Gesundheitswesen liegen hinter Ärzten und Apothekern. Es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass Rezepte für Medikamente direkt elektronisch auf die Versichertenkarte der Patienten geladen werden.

Es gibt aber auch weiterhin etliche Ausnahmen. Etwa bei Rezepten von Privatversicherten oder bestimmten Verschreibungen, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen sowie unter anderem bei Verbandsmitteln.

System mit „Kinderkrankheiten“

Es gibt - wie so häufig bei umfassenden Änderungen dieser Art - noch jede Menge Kleinigkeiten, die für Gesprächsstoff sorgen. „Mangels Übung erscheint manches gerade noch umständlich“, sagt Apotheker Felix Tenbieg. Es gebe „Kinderkrankheiten“. Etwa, wenn Rezepte durch das System gehen, die nicht vollständig ausgefüllt sind.

Dr. Prosper Rodewyk ist Bezirkssprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe. Er schildert seine Erfahrungen mit dem E-Rezept.
Dr. Prosper Rodewyk ist Bezirkssprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe. Er schildert seine Erfahrungen mit dem E-Rezept. © Björn Althoff

Laut Hausärzte-Sprecher Prosper Rodewyk verändere die Umstellung „Abläufe, die viele Menschen gewohnt sind“. Es sei versäumt worden, das vorher ausreichend zu kommunizieren. Die KVWL und auch Rodewyk persönlich hatten das bereits nach dem Test für das System 2022/23 gefordert. 2022 war ein Test vorzeitig abgebrochen worden, weil die Technik nicht funktionierte und das Interesse der Patienten gleich null war.

„Wir haben nicht die Möglichkeit, es den Leuten im Alltag zu erklären“, sagt er. Rund 200 Patientinnen und Patienten kämen über den Tag verteilt in seine Praxis in Lütgendortmund. „Da geht kaum einer ohne Rezept raus.“ Zeit für eine ausführliche Beratung zu den neuen Abläufen bleibe da nicht.

Papierrezepte weiterhin erlaubt

Rodewyk sagt auch: „Ein Problem sind die Altenheime.“ Dies liege daran, dass es viele sich regelmäßig wiederholende Verschreibungen gibt. Die Mitarbeitenden müssen nun aber in vielen Fällen mit den Karten der Bewohner in die Arztpraxen, um die Rezepte zu übertragen.

Die Rezepte mit einem QR-Code können in den meisten Praxen auf Wunsch nach wie vor auch weiterhin ausgedruckt werden. „Wir haben auch noch das klassische Papierrezept“, sagt Felix Tenbieg, der die Patroklus-Apotheke im Stadtteil Kirchhörde betreibt.

Das Bundesgesundheitsministerium hat für die Verwaltung der elektronischen Verschreibung eine eigene App entwickeln lassen. Diese nutzen laut einer aktuellen Erhebung aktuell nur 0,8 Prozent der Versicherten.

„Wir hatten noch keinen einzigen Patienten mit der App“, sag Prosper Rodewyk. Er gibt die Erfahrungen wieder, von denen ihm ein Mann um die 80 berichtete. Dieser habe die App zwar sofort auf sein Smartphone geladen, aber dann schon beim zweiten Schritt sofort aufgeben müssen, weil es zu kompliziert gewesen sei.

Nicht alle Apotheker zufrieden

Laut einer Umfrage des Apothekerverbands Nordrhein war in der ersten Januarwoche jedes zweite Rezept ein digitales. Bei jedem fünften kam es allerdings noch zu Fehlern. In einer ersten Bewertung gaben die befragten Apotheker dem neuen System die Durchschnittsnote 3-.

Viele Dortmunder Apotheken erklären auf ihren Websites das neue Verfahren und werben für die Vorteile des E-Rezepts. Auf der Seite der „Neutor-Apotheke“ an der Kleppingstraße wird etwa dieser Vorteil genannt: „Verlorene oder unlesbare Papierrezepte gehören ab sofort der Vergangenheit an. Von der Verschreibung beim Arzt bis zum Erhalt des Medikaments funktioniert alles 100 Prozent digital.“

Zudem könnten die Versicherten selbst bestimmen, wie das Rezept eingelöst wird. „Verwandte oder Freunde können ebenfalls das Rezept einlösen und die Medikamente abholen.“ Die Rezeptdaten und persönlichen Daten seien sicher.

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