E-Auto als Kündigungsgrund Wie Dennis Neumann (47) den Kampf um seine Garage verlor

Dennis Neumann den Kampf um seine Garage verlor
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Dennis Neumann ist die Verwunderung immer noch anzumerken. Der 47-Jährige fährt seit zwei Jahren ein E-Auto der Marke Tesla. Dieser war bisher in einer Tiefgarage untergebracht, ein paar Gehminuten von Neumanns Wohnung in Neuasseln entfernt. Nun wurde der Mietvertrag seines Garagenstellplatzes zum 31. Oktober gekündigt. Der aufgeführte Grund seines Vermieters: Das Sicherheitsrisiko im Fall eines Brandes sei zu hoch. Neumann ist E-Autofahrer.

Dass die Thematik „E-Mobilität“ viele Gespräche und Diskussionen beinhaltet, war Neumann von vornherein klar. Auch mit dem Garagen-Vermieter gab es immer wieder längere Gespräche, in denen der Vermieter seinen Unwillen über das E-Auto in seiner Garage kommunizierte.

Selbst kein Tesla-Jünger

Dabei ist Neumann zu Beginn selbst mehr als skeptisch, kann mit Tesla-Gründer Elon Musk und seinen E-Autos wenig anfangen. Ein beruflicher Wechsel mit einem längeren Arbeitsweg bringt Neumann dann ins Grübeln. „Ich musste zähneknirschend zugeben, dass Fahrprofil und Konzept wie die Faust aufs Auge passen“, gibt Neumann zu. Er entscheidet sich doch für Tesla. Sein Neuwagen wird im Dezember 2021 geliefert.

„Sofort stellte sich die Frage, wo ich das Auto nun abends parke“, sagt Neumann. Er stößt auf eine Tiefgarage in der direkten Nachbarschaft. „Ich hatte super viel Glück“, erzählt er. Kurz vorher wurde ein Stellplatz in der Garage frei. Zum 01. April 2022 erhält Neumann seinen Garagenstellplatz.

Das neue Schild

Der Frieden zwischen Vermieter und Neumann hält nicht lange an. Im November ziert ein neues Schild die Garageneinfahrt und verbietet E-Autos die Einfahrt in die Garage. Drei Ausrufezeichen unterstreichen die Dringlichkeit des Anliegens. Neumann hält das Schild anfänglich für einen Scherz. „Ich lade das Auto noch nicht mal in der Garage“, wundert sich der 47-Jährige.

Er nimmt Kontakt mit seinem Garagenvermieter auf. Doch das Schild entpuppt sich als echt. Der Vermieter befürchtet, durch die große Autobatterie von Neumanns Tesla bestehe eine erhöhte Brandgefahr.

Zu sehen ist ein Schild mit der Aufschrift "Einfahrt verboten für Fahrzeuge mit E-Kennzeichen!!!"
Drei Ausrufezeichen unterstreichen die Dringlichkeit des Vermieters: In dieser Garage sind E-Autos nicht erwünscht. © Mathias Gaumann

Neumann nimmt die Bedenken ernst. Er will gerne bei der Sensibilisierung des Themas E-Auto helfen. Als die Gespräche mit dem Vermieter ins Leere laufen, kontaktiert Dennis Neumann einen Brandmeister der Dortmunder Feuerwehr. Dieser soll die Lage in der Tiefgarage aus der Sicht eines Praktikers erklären.

Der Feuerwehrmeister antwortet. Dieser findet den Ort des Feuers viel entscheidender. Eine Tiefgarage sei so oder so ein sehr anspruchsvolles Umfeld für die Einsatzkräfte, gibt der Brand-Profi an. Dabei ist aus Sicht der Feuerwehr irrelevant, ob es sich bei dem brennenden Fahrzeug um ein E-Auto oder ein Verbrenner handelt. Lediglich die Nachsorge der Fahrzeuge laufe anders, so der Experte. Nach der Erstlöschung werde ein E-Auto aus der Tiefgarage gezogen, um ein erneutes Entflammen zu verhindern.

Die Uneinigkeit wächst

Neumanns Hoffnung, die Sorgen des Vermieters mit der Nachricht des Feuer-Experten beruhigt zu haben, hält nicht lange an. Hier spielt in seinen Augen ein internationales Ereignis eine besondere Rolle. „Der Brand des Containerschiffs Fremantle Highway war ein Wendepunkt“, sagt der 47-Jährige. Im Hafen von Rotterdam war es zu einem riesigen Brand des japanischen Frachters gekommen, dessen Brandursache immer noch nicht feststeht.

Viele E-Auto Skeptiker sahen hier ihr Bauchgefühl bestätigt, sagt Dennis Neumann. Auch der Garagen-Vermieter scheint sich bestätigt zu sehen, glaubt der 47-Jährige. Am 31. Juli erhält er die Kündigung seines Parkplatzes. Neben Sicherheitsrisiken gibt der Vermieter auch die Sorge anderer Mieter an.

Neumann ist über die Entwicklung der Ereignisse bestürzt. Er sieht in der Kündigung eine Mischung aus Angst vor neuer Technologie und Falschinformationen. Er kann die Sorge vor der E-Mobilität-Entwicklung nicht nachvollziehen. „Es würde bei Smartphones auch niemand sagen, lasst uns zurück zu den alten Handys“, ist sich der E-Autofahrer sicher.

Das sagt der Vermieter

Auf Nachfrage der Redaktion äußert sich auch Neumanns Vermieter zu der Kündigung. Auch er sei grundsätzlich für die Energiewende, gibt er an. Nur sei ihm das persönliche Risiko in diesem Fall zu groß.

Dies gelte auch für die anderen Garagenplatz-Mieter, die ihn mehrfach auf das E-Auto angesprochen hätten. „Ich nehme die Bedenken meiner Mieter sehr ernst“, gibt der Garagen-Eigentümer an. In diesem Fall stehe für ihn das Gesamtinteresse über dem Einzelinteresse. Auf den Kündigungsgrund angesprochen, erneuert er seine Sorge vor einem potenziellen Brand in seiner Tiefgarage. Auf die Ausführungen des Dortmunder Brandmeisters ging er nicht ein.

E-Auto ohne Garage

Für Dennis Neumann ist die Situation skurril, fast schon lustig. „Wenn ich nicht meine Garage verloren hätte, könnte ich vermutlich darüber lachen“, sagt der 47-Jährige. Immerhin geht es hier um eine völlig konstruierte, theoretische Situation, findet er. Von einem E-Auto, was einfach so in einer Tiefgarage angefangen haben soll zu brennen, hat er noch nie gehört.

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