
© Andreas Schröter
Kuriose Job-Anzeige: „Du kannst lächeln und die Uhr lesen?“
Gastronomie in Dortmund
Gastronomen suchen händeringend nach Aushilfen im Service-Bereich. Um sie zu finden, geht die Dortmunder Rennbahn-Gastronomie „Hufeisen“ jetzt ungewöhnliche Wege.
Vor drei Jahren hat die Firma Gerüstbau Bönninger mit ungewöhnlichen Anzeigen im Internet und in der Zeitung um neue Auszubildende geworben. Darin hieß es unter der Überschrift „Jung, planlos & erfolglos“ unter anderem: „Du bist jung und der Plan fehlt Dir total? Zum Nerd hast Du zu viel Kompetenz? Fitnessstudio langweilt Dich? Dann komm zu uns als Gerüstbauhelfer/in oder Bauhelfer/in“.
An diese damals sehr erfolgreiche Kampagne haben sich jetzt die beiden Pächter der Gastronomie „Hufeisen“ auf der Pferderennbahn in Wambel, Matthias Hesse (49) und Andrew Carruthers (38), erinnert. In ihrer Anzeige, die sie unter anderem im sozialen Netzwerk Facebook veröffentlicht haben, suchen sie junge Servicekräfte.
Nur noch fünf Mitarbeiter
Sie fragen: „Du bist nicht komplett verpeilt?“ „Kannst die Uhr lesen und freundlich Guten Tag und Auf Wiedersehen sagen?“, „Kannst freundlich lächeln?“ „Dann bist du schon fast perfekt.“

Und so sieht's im Innern des "Hufeisens" aus. 160 Gäste haben dort Platz. Hinzu kommen noch zwei Biergärten. © Andreas Schröter
Mit dieser ungewöhnlichen Art, um Mitarbeiter zu werben, versuchen sie vor allem die Aufmerksamkeit von Jüngeren zu wecken. Wie fast alle Gastronomie-Betriebe sucht auch das „Hufeisen“ dringend nach Aushilfen. Vor dem Lockdown seien es 15 solcher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewesen, heute sind es noch 5.
Die Pächter, die das Hufeisen seit 2017 betreiben, betonen, dass sie wegen der Pandemie niemanden entlassen haben. Es sei einfach die normale Fluktuation, die zugeschlagen habe: Der Eine habe einen Job beim Roten Kreuz gefunden, die Andere ihr Studium anderswo begonnen. Es sei enorm schwierig, neue Leute zu finden. Stundenlöhne von 17 Euro wie anderswo seien in der Gastronomie utopisch.
Ein Spruch ging nach hinten los
Um wenigstens einen Teil der Kräfte zu halten, haben Hesse und Carruthers bei Pandemie-Beginn einige Aushilfsverträge in Teilzeit- und Vollzeitjobs umgewandelt. Das sei teuer gewesen, aber auf diese Weise blieben sie bei der Stange. „Wenn wir das nicht gemacht hätten, könnten wir jetzt nicht öffnen“, sagt Matthias Hesse.
Wobei: So richtig geschlossen hatte das „Hufeisen“ während der Pandemie nie. Andrew Carruthers: „Wir haben einfach eine Theke am großen Rennbahn-Parkplatz vor der Tür aufgebaut, und manchmal standen 100 unserer Stammgäste davor und haben ihr Bier getrunken.“

Auch eine gemütliche Sofaecke mit Uralt-Radio gibt's im "Hufeisen". © Andreas Schröter
Einer der Sprüche in der Anzeige ist übrigens nach hinten losgegangen. Da heißt es: „Du musst nicht bei jedem Kratzen im Hals direkt zwei Tage krankfeiern ...“ Daraufhin habe er einen Shitstorm über sich ergehen lassen müssen, sagt Hesse - nach dem Motto: Wie könne er Corona denn dermaßen verharmlosen?
Er habe aber gar nicht Corona gemeint. Es sei einfach eine Anspielung auf Leute gewesen, die gleich beim kleinsten Wehwehchen zu Hause bleiben.
Ich fahre täglich durch den Dortmunder Nordosten und besuche Menschen, die etwas Interessantes zu erzählen haben. Ich bin seit 1991 bei den RN. Vorher habe ich Publizistik, Germanistik und Politik studiert. Ich bin verheiratet und habe drei Töchter.
