Gasthaus-Pape-Pächter Pächter Sergiy Nogin und seine Frau Inna Rubalskaja-Nogin verabschieden sich aus Brackel. Am 31. März müssen sie die Gaststätte an der Flughafenstraße 66 übergeben

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Drohende Insolvenz: Pächter des Gasthauses Pape in Brackel verabschieden sich

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Das Gasthaus Pape war bis zum Beginn der Corona-Krise beliebt bei allen, die große Feiern ausrichten wollten. Das hat sich geändert - mit traurigen Folgen für die Pächter.

Brackel

, 30.03.2022, 18:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Nach genau neun Jahren und einem Monat ist Schluss. Pächter Sergiy Nogin und seine Frau Inna Rubalskaja-Nogin verlassen das Gasthaus Pape an der Flughafenstraße 66. Am Sonntag (27.3.) hatte das Haus ein letztes Mal geöffnet, am Donnerstag (31.3.) müssen die Räume übergeben werden.

Es seien schlicht die Kosten gewesen, die sie nicht mehr stemmen konnten, sagen sie. Besonders gravierend sei der coronabedingte Einbruch im Bereich der großen Feste gewesen, für die der Saal im hinteren Bereich des Hauses ausgelegt ist. 110 bis 120 Gäste können dort bewirtschaftet werden.

„Vom Schnitzel-Verkauf allein können wir nicht leben“, sagt der 49-jährige Wirt, der sich nun einen anderen Job suchen muss. Sein Steuerberater habe ihm geraten, jetzt die Reißleine zu ziehen, um einer Insolvenz zuvorzukommen.

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Das Paar rechnet vor: Die Miete habe sich seit ihrem Start im Jahre 2013 erhöht, die Stromkosten von 800 auf 1400 bis 1500 Euro, Gas von 425 auf 700 Euro. Zwar habe der Staat dem Paar in der Corona-Zeit auch unter die Arme gegriffen, aber die finanziellen Lücken seien zu groß gewesen, um sie damit zu schließen.

Das Gasthaus Pape an der Flughafenstraße in Brackel ist wegen seines auffälligen Schriftzugs an der Hauswand schon von Weitem sichtbar

Das Gasthaus Pape an der Flughafenstraße in Brackel ist wegen seines auffälligen Schriftzugs an der Hauswand schon von Weitem sichtbar. © Andreas Schröter

Gottseidank habe Inna Rubalskaja-Nogin noch ihren Job als Store-Managerin der New-Yorker-Filiale in der Thier-Galerie, der das Paar auch weiterhin über Wasser halten wird. Gewohnt haben die beiden mit ihrem 16-jährigen Sohn ebenfalls im Pape-Haus über der Gaststätte.

Demnächst steht ein Umzug in die Innenstadt an. Das alles sei sehr schade, sagt Inna Rubalskaja-Nogin, schließlich sei ihr Sohn quasi in Brackel groß geworden und jetzt in einem Alter, in dem er prima im Betrieb hätte mithelfen können.

Viele Blumen und Geschenke zum Abschied

Dass auch viele Brackeler diese Entwicklung schade finden, beweisen die vielen Blumensträuße und anderen Geschenke, die die Nogins am letzten Öffnungstag erhalten haben. Unter anderem der Filmklub Dortmund, die Eisenbahnfreunde und die Parteien hatten dort ihr Domizil.

Inna Zapselska, ihr Sohn Boris und ihre Mutter Liydmyla Zapselska sind vor dem Ukraine-Krieg nach Deutschland geflüchtet. Jetzt helfen sie bei den letzten Aufräumarbeiten im Gasthaus Pape mit. Auch bei der Eröffnung vor über neun Jahren waren die beiden Frauen dabei

Inna Zapselska, ihr Sohn Boris und ihre Mutter Liydmyla Zapselska sind vor dem Ukraine-Krieg nach Deutschland geflüchtet. Jetzt helfen sie bei den letzten Aufräumarbeiten im Gasthaus Pape mit. Auch bei der Eröffnung vor über neun Jahren waren die beiden Frauen dabei. © Andreas Schröter

Die Schließung ihrer Gaststätte ist nicht das Einzige, was die Nogins derzeit verkraften müssen. Zwar leben sie schon seit 30 Jahren in Deutschland, stammen aber ursprünglich aus der Ukraine. Noch immer leben viele Verwandte und Freunde dort, um die sich das Paar nun große Sorgen macht.

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Allerdings führt diese Situation auch zu einer kleinen Besonderheit: Inna Zapselska und ihre Mutter Liydmyla Zapselska, die aus der Ukraine geflohen sind und nun in Lünen wohnen, können bei den letzten Aufräumarbeiten im Gasthaus Pape helfen. Die beiden waren auch am Eröffnungstag am 1. März 2013 in Dortmund und haben geholfen. Davon gibt‘s auch ein Video des Filmklubs.

Für die Nachfolge im Gasthaus Pape soll bereits ein neuer Pächter in den Startlöchern stehen, der die Gaststätte allerdings vor der Neueröffnung renovieren will. Nähere Details dazu sind noch nicht bekannt.