Ekel-Attacke beim Gläschen Wein in der Dortmunder City „Wir konnten es nicht glauben“

Ekel-Attacke beim Gläschen Wein in der Dortmunder City
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Es ist laufend zu beobachten und zu erleben: Sowohl auf dem Westenhellweg als auch in Seitenstraßen und auf benachbarten Plätzen wird viel gebettelt. Wer in der Dortmunder City unterwegs ist, wird irgendwann um etwas Kleingeld gebeten. Obdachlose und Drogenkranke hoffen auf barmherzige Almosen. Diese Bettelei gibt es seit vielen Jahren. Was stark zugenommen hat, ist die Bettelei auch an Tischen in der Außengastronomie - auf dem Alten Markt oder auch während des Wochenmarktes auf dem Hansaplatz.

Am Mönchenwordt wurde Angelika Streit jetzt Zeugin einer ganz ekeligen Attacke. Es war ein Obdachloser und vermutlich auch Drogenabhängiger, der im Vorbeigehen eine ihrer Freundinnen völlig unvermittelt anspuckte, als man gemeinsam gerade vor der dortigen Weinbar jeweils einen Wein genoss.

„Wir hatten uns am frühen Abend zu viert auf einen Wein getroffen. In ein paar Metern Entfernung, schräg gegenüber, lag ein Obdachloser vor einer Ladenzeile in seinem Schlafsack. Kurze Zeit später erhob sich der Obdachlose und ging in unsere Richtung. Was dann geschah, konnten wir nicht glauben. In Höhe unseres Tisches spuckte der Mann mit Rastalocken quer über unseren Tisch, traf meine Freundin und ging weiter“, erzählt die 55-Jährige.

„Kein Einzelfall“

Für die vier Frauen war das ein Schock. Angelika Streit ging schließlich in das Lokal, schilderte dem Inhaber Edoardo Agostini den Vorfall und bat darum, das Ordnungsamt oder die Polizei zu verständigen. Der Chef entschuldigte sich für die Ungeheuerlichkeit, die passiert war, musste aber auch eingestehen, dass so etwas in der Dortmunder City kein Einzelfall mehr sei.

„Gerade der Spucker ist bekannt, der brüllt auch und wird aggressiv. Aber Polizei und der Kommunale Ordnungsdienst helfen da nicht wirklich“, sagt Edoardo Agostini im Gespräch mit unserer Redaktion verzweifelt. „Die kommen nur, wenn eine Situation bedrohlich ist.“

Armut ist ein drängendes Thema in Dortmund. Flaschensammler und Bettler gehören seit Jahren zum Bild auf dem Westenhellweg. Aggressiv und verwahrlost auftretende Crack-Abhängige sind jetzt verstärkt hinzugekommen.
Armut ist ein drängendes Thema in Dortmund. Flaschensammler und Bettler gehören seit Jahren zum Bild auf dem Westenhellweg. Aggressiv und verwahrlost auftretende Crack-Abhängige sind jetzt verstärkt hinzugekommen. © Stephan Schütze (Archiv)

„Die Gäste erwarten“, sagt der Gastronom weiter, „dass ich etwas mache. Aber, was soll ich tun? Viele der Leute, die uns hier Probleme machen, sind bei der Polizei bekannt. Man lässt sie gewähren. Seit drei Jahren habe ich hier die Weinbar. In dieser Zeit ist die Bettelei und das Verhalten der Drogenabhängigen immer schlimmer geworden. Die Leute können ihren Wein nicht genießen.“

Friedliche und meist sogar sehr freundliche Obdachlose in der Dortmunder City werden von vielen unterstützt. „Ich habe überhaupt nichts gegen Obdachlose. Ich gebe Obdachlosen auch immer etwas, wenn ich in die Stadt komme“, sagt Angelika Streit zum Beispiel
Friedliche und meist sogar sehr freundliche Obdachlose in der City werden von vielen unterstützt. „Ich habe überhaupt nichts gegen Obdachlose. Ich gebe Obdachlosen auch immer etwas, wenn ich in die Stadt komme“, sagt Angelika Streit zum Beispiel. © Stephan Schütze (Archiv)

Während die Polizei und die Stadt Dortmund darauf verweisen, dass sie ihre Kontrollen rund um die Drogenszene in der City intensiviert hätten, beklagen hinter vorgehaltener Hand auch etliche weitere Gastronomen die Belästigung ihrer Gäste durch Bettler sowie aggressives und unflätiges Auftreten von verwahrlost umhergehenden Drogen- bzw. speziell Crack-Abhängigen.

Angelika Streit hat zum Beispiel während des Wein-Treffens mit ihren Freundinnen am Mönchenwordt auch noch dieses beobachtet: „Der Obdachlose, der gespuckt hatte, hat sich später im Eingang einer Boutique seines Darminhalts entleert. Ohne Folgen! Parke ich falsch oder auch nur zu lange, drohen Geldstrafen. Diese Person ist den entsprechenden Behörden bekannt, darf aber ungestraft ihr Treiben fortsetzen.“

„Bin gerne in Dortmund“

Seit ihrer Jugend kommt die Wichlinghofenerin immer in die City. Sie weiß um die sozialen Probleme, die es in nahezu allen westlichen Metropolen gibt. „Ich bin niemand, der sich schnell aufregt. Ich gebe Obdachlosen auch immer etwas, wenn ich in die Stadt komme. Aber solche, die spucken oder brüllen, schaden den Obdachlosen, die friedlich und freundlich sind. Man hat ja dann keine Lust mehr in die City zu kommen. Ich bin aber eigentlich gerne in Dortmund“, sagt Angelika Streit.

In Cityrunden mit dem OB sowie in Gesprächen mit den Parteien im Stadtrat ringt der Cityring-Vorsitzende Tobias Heitmann in diesen Tagen vehement darum, dass im Umgang mit der Drogenszene alles getan wird, um eine Wohlfühlatmosphäre in der City zu sichern. „Ja, die Stadt ist für alle da - aber für alle, die sich an Recht und Gesetz halten. Dafür müssen in Dortmund alle an einem Strang ziehen“, sagt Tobias Heitmann.

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