Kim Melzig kann das alles noch nicht so recht glauben. „Dass das mein eigener Laden ist, ist bei mir noch nicht angekommen“, sagt die 29-Jährige, während sie einen Cappuccino eingießt.
Es ist Donnerstagmittag, der zweite Öffnungstag von Melzigs neuem Café, dem „Vrüh“. An der Ecke Saarlandstraße/ Dresdener Straße, wo noch vor wenigen Monaten in einem Schnelltest-Zentrum im Akkord Wattestäbchen in Nasen gesteckt wurden, ist in drei Monaten Vollzeit-Arbeit ein schickes kleines Lokal entstanden.
Das Licht fällt durch die riesigen Schaufenster des ehemaligen Vintage-Ladens auf den Holzfußboden und die dunkel gestrichenen Wände. Über dem Echtholz-Tresen hängen große Farne von der Decke. „Ich wollte einen Ort zum Wohlfühlen schaffen“, sagt Melzig, „eine moderne, coole Lokalität.“

Das urbane Flair des Lokals scheint gut anzukommen: Fast alle Tische des „Vrüh“ sind bei unserem Besuch zur Mittagszeit belegt. Mit Mittagstisch haben die Gerichte, die die Gäste essen, aber nichts zu tun. Denn im „Vrüh“ gibt es den ganzen Tag nur Frühstück.
„Frühstück ist ein dehnbarer Begriff“, sagt Melzig, es sei nicht auf den Morgen begrenzt. Sie sieht sich als Teil einer globalen Bewegung: „In Amerika frühstücken die Leute auch gerne mal abends bei einem Glas Wein.“
„Brinner“ und „Früssen“
Natürlich hat der Trend längst einen eigenen Namen: „Brinner“, eine Kombination aus den englischen Wörtern „Breakfast“ (Frühstück) und „Dinner“ (Abendessen) kam vor knapp 20 Jahren in den USA auf, in Deutschland etwas später als „Früssen“ (ein Mix aus „Frühstück“ und „Essen“).
Um ihr Frühstück „ganztagstauglich“ zu machen, hat sich Melzig einiges einfallen lassen. So finden sich auf der Karte des „Vrüh“ neben Klassikern wie „English Breakfast“ und Obstsalat auch fürs deutsche Frühstück ungewöhnliche Gerichte wie ein Burrito, Teriyaki-Waffeln und Patatas Bravas auf der Speisekarte. „Was wir nicht wollten, war das klassische Brötchen mit Aufstrich“, sagt Melzig.
Das „Vrüh“ ist komplett vegan
Was man ebenfalls vergebens auf der Karte sucht, sind tierische Produkte wie Wurst, Ei oder Milch. Das ist die zweite Besonderheit des „Vrüh“: Es ist zu 100 Prozent vegan.
Zwar gibt es Rührei, Würstchen, Milch oder Käse, aber eben aus Soja, Kokosmilch oder Hafer. Warum? „Weil es nachhaltig ist“, sagt Melzig. Vegane Ernährung spare CO₂ und sei gut für die Umwelt.
Das will Melzig mit ihrem Café unterstützen: „Veganer sollen viel Auswahl haben.“ Der Café-Betreiberin, die selbst nicht komplett vegan lebt, geht es aber auch darum, Nicht-Veganer anzusprechen: „Sie sollen davon überzeugt werden, dass es auch vegan sehr gut schmecken kann.“
Das „Vrüh“ an der Saarlandstraße 71 ist dienstags bis sonntags von 9 bis 18 Uhr geöffnet.
Kim Melzig (29) eröffnet neues Café in Szene-Quartier - es ist komplett vegan
Dortmunds Gastro-Szene könnte bald Steinzeit-Essen und Dschungel-Bar bekommen
Neuer Imbiss in Dortmund setzt auf vegane Speisen: Jede vierte verkaufte Wurst ist fleischlos