Energiekrise, Hackerangriffe, europaweit eng verknüpfte Stromnetze – alles Faktoren, die einen langandauernden Stromausfall zumindest wahrscheinlicher werden lassen, als dies in der Vergangenheit absehbar gewesen sein mag. Die Stadt Dortmund rüstet sich nach eigener Aussage mit der Einrichtung von sogenannten Leuchttürmen für den Ernstfall.
Und der könnte laut einem Szenario der Feuerwehr so aussehen:
Das Szenario:
Es gibt Stromausfall im gesamten Dortmunder Stadtgebiet durch einen Cyberangriff an einem Werktag im Winter. Schon zu Beginn ist absehbar, dass der Strom 24 Stunden lang ausfallen wird. Die Tageshöchsttemperatur beträgt 5 Grad Celsius.
Die umliegenden Kommunen sind nicht betroffen, überörtliche Hilfe ist verfügbar. Besondere Veranstaltungen sind im Zeitraum des Stromausfalls nicht geplant.
Die Anzahl der eingehenden Notrufe schnellt zu Beginn des Ausfalls sprunghaft in die Höhe. Doch dann versagt das Festnetz, und kurz darauf kommt auch das Mobilfunknetz abrupt zum Erliegen.
Was passiert in so einer Notfallsituation in Dortmund? Ein städtisches Konzept gibt die Schritte genau vor.
Der Notfallplan:
Es werden zunächst der Führungsstab und der Krisenstab aktiviert, die Gebäude und materiellen sowie personellen Ressourcen gesichert. Die Stadt fordert überörtliche Hilfe und Amtshilfe von Organisationen wie dem Technischen Hilfswerk an.
Außerdem sichert sich die Feuerwehr Kraftstoff, indem unter anderem Einsatzfahrzeuge in Nachbarstädten aufgetankt werden. Speditionen helfen bei der Beschaffung von Kraftstoff für die Notstromaggregate in den Wachen.
32 Anlaufstellen für Dortmunder
32 sogenannte Leuchttürme sollen Anlaufstelle für die Bevölkerung sein und sie mit Informationen und Notrufmöglichkeiten versorgen. Sie befinden sich verteilt über das Stadtgebiet in den Feuer- und Rettungswachen sowie in den Gerätehäusern der Freiwilligen Feuerwehr.
Jeder Leuchtturm ist innerhalb von etwa 5 bis 7 Minuten mit
dem Auto erreichbar ist. Dies entspricht einer ca. Entfernung von 2,5 bis 3 km. Nicht abgedeckte größere Stadtgebiete werden mithilfe von zwei mobilen Einheiten versorgt.
2019 hatte der Rat beschlossen, diese Leuchttürme einzurichten, um bei Großschadenslagen und Katastrophen den Bürgern einen Anlaufpunkt zu bieten, an dem sie möglichst vollumfänglich versorgt werden können. Fast eine Million Euro hat die Stadt dafür zur Verfügung gestellt. Bis 2025 sollen alle Leuchttürme mit Notstromaggregaten ausgestattet sein. Die Feuerwachen der Berufsfeuerwehr sind es bereits seit Längerem.
Freiwillige Feuerwehr hilft
Zurück zum Szenario: Der Führungsstab ordnet die Besetzung der Gerätehäuser mit Kräften der Freiwilligen Feuerwehr und der Hilfsorganisationen sowie den Betrieb der Leuchttürme auf den Berufsfeuerwehrwachen und Rettungsdienststandorten an.
Dafür werden die vor Ort gelagerten beziehungsweise über die feuerwehreigene Lieferlogistik gelieferte Notstromaggregate in Stellung gebracht und an die Haustechnik angeschlossen.
Licht, Heizung, Warmwasserversorgung, Funk und teilweise Telekommunikation funktionieren damit ohne Einschränkungen und ermöglichen so einen normalen Wachablauf.
Über die Leitstelle der Feuerwehr beziehungsweise den Führungs- und Krisenstab werden den Dortmundern Informationen über den Stromausfall bekannt gegeben und für sie wird eine provisorische Notrufannahme installiert.
Handelt es sich um eine absehbar große Lage, wird Verpflegung, zunächst für die Einsatzkräfte, später je nach Situation auch für hilfebedürftige Anwohner im Rahmen der Amtshilfe vom Technischen Hilfswerk oder anderen Hilfsorganisationen bereitgestellt.
Dortmunder können sich aufwärmen
Da das Szenario im Winterlage spielt, werden sich einige der Leuchtturmbesucher an den einzelnen Standorten aufwärmen wollen. Dafür werden – getrennt vom Betriebsbereich – Sitzgelegenheiten aufgestellt, zum Beispiel Bierzeltgarnituren.
Aufsteller und ein Schild am Gebäude machen die Bürger auf die Existenz des Leuchtturms aufmerksam.
Hier wird es so lange Hilfe geben, bis die Lage beendet ist, sprich der Stromausfall vorbei ist.
Das Konzept der sogenannten KatS-Leuchttürme (Katastrophenschutz-Leuchttürme) wurde ursprünglich von einer Forschungsgruppe mehrerer Hochschulen in Berlin unter anderem in Zusammenarbeit mit dem BBK (Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe), der Feuerwehr Berlin und der Kommunalverwaltung Berlin entwickelt.
Stromausfälle selten
Bislang sind Stromausfälle in Dortmund relativ selten und dauern dann nur wenige Minuten. Der letzte größere Stromausfall in Dortmund war an einem Morgen im Jahr 2018 und dauerte rund zwei Stunden. Betroffen waren etwa 1000 Haushalte in Hombruch.
Grund war kein Cyberangriff und keine Energiemangellage, sondern nur ein defektes Verbindungsstück zwischen zwei 10.000-Volt-Kabeln.
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