Dortmunds Gesundheitsamtschef stellt Präsenzpflicht in Schulen in Frage

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Dortmunds Gesundheitsamtschef stellt Präsenzpflicht in Schulen in Frage

rnCorona-Pandemie

Die explodierenden Corona-Infektionszahlen in Dortmund alarmieren das städtische Gesundheitsamt. Dessen Leiter stellt sogar die Präsenzpflicht in den Schulen in Frage.

Dortmund

, 06.01.2022, 15:13 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Omikron-Welle lässt die Corona-Infektionszahlen in Dortmund in die Höhe schießen. Innerhalb von drei Tagen stieg die Sieben-Tage-Inzidenz von 230,1 auf jetzt 333,5 (Stand 6.1.). Das sei „die stärkste Zunahme, die wir bisher im Laufe der Pandemie gehabt haben“, sagte Dortmunds Gesundheitsamtsleiter Dr. Frank Renken im Interview mit unserer Redaktion.

Das Gesundheitsamt steht damit vor neuen Herausforderungen. Schon jetzt sei eine zeitnahe Kontaktaufnahme und Kontaktnachverfolgung bei Infizierten kaum noch möglich, erklärt Renken.

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Große Sorgen bereitet ihm deshalb der Schulbeginn nach den Weihnachtsferien am Montag (10.1.). „Meine Sorge ist, dass die Situation dadurch für uns als Nachverfolgungs-Behörde außer Kontrolle geraten wird“, sagte Renken.

„Wir werden große Probleme kriegen in der nächsten Woche. Das kann gar nicht anders sein“, prognostiziert der Gesundheitsamtsleiter mit Blick auf Schulen und Kitas. Allein am Donnerstag (6.1.) habe es 18 positive PCR-Testpools aus Kitas gegeben. „Das wird sich in der kommenden Woche noch durch die Klassen-Pools verstärken“, so Renken.

Plädoyer für geteilten Unterricht

Äußerst kritisch sieht er deshalb den Start mit Präsenzunterricht in vollen Klassenräumen. „Mir wäre sehr viel wohler, wenn wir geteilten Unterricht hätten“, sagte Renken - also einen Wechselunterricht, in dem nur ein Teil der Schülerinnen und Schüler vor Ort ist.

„Wir wissen über die Omikron-Variante: Sie ist im Innenraum extrem schnell und gut zu übertragen“, begründete Renken die Sorgen. Er könne gut nachvollziehen, dass man den Unterricht so lang wie möglich aufrechterhalte. Ein Start mit dem vollen Präsenzunterricht könne aber dazu führen, dass man schon innerhalb weniger Tage so viele positive Fälle habe, dass das Gesundheitsamt gezwungen sei, wieder ganze Klassen zu schließen.

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Letztlich könne es auch dazu kommen, „dass wir, wenn in einer Schule mehrere Klassen betroffen sind und das Infektionsgeschehen nicht mehr kontrollierbar und nachvollziehbar ist, auch ganze Schulen schließen müssen“, sagte Renken.

Keine weiteren Kapazitäten für PCR-Tests

Ein Problem ist: Aussagekräftige PCR-Tests gibt es in Form von Lolli-Tests bislang nur an Grund- und Förderschulen, in Kitas und an wenigen weiterführenden Schulen in Dortmund. Die Kapazitäten für PCR-Tests an den Schulen seien aber auch begrenzt, betont Renken.

Den Umfang auszuweiten, sei aktuell nicht möglich, machte der Gesundheitsamtsleiter deutlich. Der massive Anstieg der Corona-Infektionen belaste jetzt schon die Laborinfrastruktur. Renken: „Wir werden nicht in der Lage sein, die Testungen massiv auszuweiten, um über diesen Weg zu versuchen, Bildungseinrichtungen offenzuhalten.“

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