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Dortmunds Corona-Krisenmanager: „Wir sind noch mitten in der Pandemie“
Reaktion auf Forsa-Umfrage
Nicht überrascht, aber erfreut waren die Dortmunder Corona-Krisenmanager über die positive Bewertung ihrer Arbeit durch die Bevölkerung. Und sie haben eine Vorstellung, wie es weitergehen soll.
Auch wenn die Zahlen der Corona-Infizierten in Dortmund zwischenzeitlich wieder gestiegen sind – die Dortmunder sind bislang mit dem Krisenmanagement der Stadt mehrheitlich zufrieden. Das sagt eine Forsa-Umfrage aus dem Mai, die die Ruhr Nachrichten zusammen mit Radio 91.2 in Auftrag gegeben haben.
Die Krisenmanager selbst freuen sich über das Lob und erklären, warum die Corona-Pandemie bislang in Dortmund relativ glimpflich abgelaufen ist.
Es freue ihn und die Verwaltung, wenn die geleistete Arbeit so eine positive Bewertung in der Bevölkerung erfahre, sagt Oberbürgermeister Ullrich Sierau.
Gleichzeitig mahnt er: „Allerdings müssen wir weiterhin wachsam und verantwortungsbewusst sein. Denn die jüngsten Infektionszahlen zeigen, dass die Lockerungen offenbar doch wieder neue Infektionsherde und Infektionsketten teilweise von außen in die Stadt tragen.“ Der OB wirbt deshalb für das weitere Tragen von Gesichtsmasken, Abstand und Desinfektion.
Zoerner: Krisenstab noch vor den ersten Corona-Fällen
Birgit Zoerner, Sozialdezernentin und Leiterin des Corona-Krisenstabs in Dortmund, sieht durch die Umfrage-Ergebnisse die Handlungsphilosophie der Stadt bestätigt, „nach der bei allen sorgfältigen Abwägungen der Gesundheitsschutz eine herausragende Rolle spielt“.
Dortmund habe einen Krisenstab etabliert, „deutlich bevor wir die ersten bestätigten Corona-Fälle hatten“, stellt Zoerner fest. Es habe sich dabei gezeigt, wie wichtig es sei, sich unverzüglich gut aufzustellen, auch wenn alle um einen herum noch zögern.
Krisenstabsstruktur, viel Kommunikation mit allen Beteiligten und den Bürgern, schnelles Handeln mit dem Fokus auf Gründlichkeit und ständiges Überprüfen der Maßnahmen – diese großen Leitlinien hätten sich bewährt.
Die Stadt habe sich auch auf eine Situation vorbereitet, in der sehr viel mehr Menschen schwer an Covid-19 erkranken, als es bisher der Fall gewesen sei, so Zoerner. „Es ist gut zu wissen, dass diese Arbeit, die ja zu großen Teilen nach außen gar nicht sichtbar ist, so positiv bewertet wird.“
Genügend Geld fürs Gesundheitsamt
Es sei gut, dass der Rat in Dortmund immer genügend Geld für ein schlagkräftiges Gesundheitsamt zur Verfügung gestellt habe, betont die Krisenstabs-Leiterin. Die Pandemie zeige sehr deutlich, wie wichtig der öffentliche Gesundheitsdienst für den Schutz der Bevölkerung sei.
Man sei noch mittendrin in der Corona-Krise, warnte Zoerner. Bei den jetzt von der Landesregierung beschlossenen Lockerungen komme es sehr darauf an, dass alle verantwortungsbewusst mitmachten und sich mit ihren Möglichkeiten daran beteiligten, mögliche Infektionsketten zu unterbrechen oder gar nicht erst entstehen zu lassen.
Weil immer noch sehr wenig über das Virus, dessen Ausbreitung und den Krankheitsverlauf bekannt sei und wirksame Medikamente oder Impfstoffe noch nicht vorhanden seien, müsse man sich auch in Dortmund „weiterhin Schritt für Schritt fortbewegen und getroffene Maßnahme immer wieder auf ihre Wirksamkeit und Verhältnismäßigkeit überprüfen.“
Bei den notwendigen Lockerungen vermisst Zoerner weiterhin ein koordiniertes Vorgehen über das Land bis zum Bund: „Wir reden hier über eine Pandemie, die nicht an Stadtgrenzen halt macht.“
Dortmund war eine von wenigen Städten mit eigener Diagnostikstelle
Der Leiter des Dortmunder Gesundheitsamtes, Dr. Frank Renken, führt einen Teil des bisherigen Erfolgs bei der Bekämpfung der Pandemie in Dortmund darauf zurück, dass das Gesundheitsamt als eines der wenigen bundesweit, „von Anfang an“ eine eigene zentrale Diagnostikstelle für Bürger eingerichtet habe.
„Das Amt übernahm hier neben der Testung die weiteren zentralen Aufgaben im Infektionsschutz: die Nachverfolgung von Kontaktpersonen sowie die Anordnung von Quarantänemaßnahmen für Betroffene und Ansteckungsverdächtige“, sagt Renken.
Außerdem habe man sofort eine Corona-Hotline eingerichtet, um die Dortmunder Bevölkerung transparent über das Pandemiegeschehen, dessen Auswirkungen und über geltende Coronaschutzmaßnahmen zu informieren.
Innerhalb des Krisenstabs habe die Arbeitsgruppe zur Koordination der medizinischen Versorgung unter der Leitung des Gesundheitsamtes ein Stufenkonzept zur stationären Versorgung von Covid-19-Patienten erarbeitet, berichtet Renken. Das Gesundheitsamt werte weiterhin kontinuierlich Daten zum Infektionsgeschehen in Dortmund aus.
Auf die Vernunft der Menschen gesetzt
Aus heutiger Sicht könne man rückblickend sagen, „dass sich unsere Arbeitsstrategie – schnelles Reagieren in der Anfangsphase der Pandemie – mit den daraus folgenden Maßnahmen bislang gut bewährt hat“, sagt Renken.
Dazu zähle das Einrichten der zentralen Diagnostikstelle im Gesundheitsamt und die kontinuierliche „Containment-Arbeit“. Gemeint sind das Aufspüren von Erkrankungsfällen, die Nachverfolgung von Kontaktpersonen sowie die Anordnung von Quarantänemaßnahmen für Betroffene und Verdachtsfälle.
Für Polizeipräsident Gregor Lange war es richtig, auf die Vernunft der meisten Menschen zu setzen. „Hierfür war eine Kommunikation auf Augenhöhe entscheidend.“ Dass das Thema „Kriminalität/Sicherheit“ in der Umfrage erst an neunter Stelle und nur von 7 Prozent der Befragten als größeres Problem benannt wurde, zeige, „dass man unserer polizeilichen Arbeit Vertrauen schenkt“.
Die Dortmunder hätten sich größtenteils sehr verantwortungsbewusst verhalten. Nur bei den Uneinsichtigen habe die Polizei konsequent Maßnahmen treffen müssen. Lange: „Diese Mischung war meiner Meinung nach ein Schlüssel zum bisherigen Erfolg.“
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
