
Ein voller Westenhellweg bei gleichzeitig niedrigen Infektionszahlen wie im vergangenen Sommer (linkes Bild) wird es dieses Jahr nicht geben, meint Dortmunds Gesundheitsamtsleiter Dr. Frank Renken. © Schaper/Schütze (Archiv)
Dortmunds Corona-Inzidenz ist rund 120 Mal so hoch wie vor einem Jahr
Sommerwelle
Die Infizierten-Zahlen in Dortmund steigen rasant, die der Corona-Patienten in den Kliniken auch - das Gesundheitsamt ist alarmiert. Ein Blick auf den vergangenen Sommer lässt nichts Gutes ahnen.
Der 1. Juli 2021 war in Dortmund ein durchwachsener Tag: Die Temperaturen kletterten gerade mal auf eher herbstliche 14 Grad, es gab ganz wenig Sonne, dafür aber ganz viel Regen.
Doch abseits des schlechten Wetters war die Stimmung in Dortmund ziemlich gut: Die Stadt hatte den ganzen Juni damit verbracht, sich wieder locker zu machen. Nach und nach waren viele der bleiernen Corona-Beschränkungen beendet worden.
Man brauchte keinen negativen Test mehr bei Restaurantbesuchen; Konzerte kehrten zurück; die Krankenhäuser erlaubten wieder Patienten-Besuche; die Impf-Kampagne hatte an Fahrt aufgenommen. Es gab das erste Mal so etwas wie eine Art Nach-Corona-Euphorie. Kein Wunder bei diesen Corona-Zahlen: Dortmunds 7-Tage-Inzidenz lag bei 6,63, in den Krankenhäusern der Stadt gab es nur noch 11 Corona-Patienten.
Aktuelle Zahlen im Vergleich zum 1. Juli 2021
Ein Jahr später ist die Stimmung in der Stadt ähnlich und das Wetter besser. Die Corona-Zahlen des 1. Juli 2022 hingegen sind es nicht - im Gegenteil: Im Vergleich zum Tag genau ein Jahr zuvor lesen sie sich katastrophal.
Die Inzidenz ist mit 803,3 (Stand: 1.7.2022) auf das 120-Fache angewachsen. Nicht ganz so schwindelerregend, aber immer noch enorm ist der Anstieg bei den Patienten-Zahlen: Sie sind fast um den Faktor 13 höher als noch vor einem Jahr (1.7.: 127 Corona-Patienten, 1.7.2021: 11). Von der Corona-Beinahe-Pause des vergangenen Frühsommers fehlt in den aktuellen Daten jede Spur.
Entsprechend alarmiert zeigte sich jüngst auch Dortmunds Gesundheitsamtsleiter Dr. Frank Renken: „Wir haben derzeit die bislang höchsten Positivenraten bei den Schnelltestungen“, sagte er am Dienstag (28.7.).
„Ist Corona für Dortmund vorbei?“, fragte vor einem Jahr unsere Redaktion etwas provokant Gesundheitsdezernentin Birgit Zoerner angesichts der niedrigen Zahlen und der Lockerungen. „Das ist nicht vorbei“, antwortete sie. Und behielt auf ungewollt spektakuläre Weise recht.
Zu dem Zeitpunkt war die Delta-Variante dabei, die bis dahin dominierende Alpha-Mutation zu verdrängen. Einen Monat später kam es dann doch zu einer Sommerwelle (Inzidenz-Maximum: 165,5) und einer weiteren Delta-Welle vor Weihnachten (296,2), bevor Omikron ab Anfang 2022 alle bisher dagewesenen Maßstäbe bei den Infektionszahlen sprengte und zeitweise für Inzidenzen jenseits der 2000 sorgte.
Wie hoch sich die aktuelle Sommer-Infektionswelle auftürmen wird, weiß niemand. Renken ging am Dienstag (28.6.) von einem bundesweiten Anstieg der Inzidenzen bis teils jenseits der 2000 aus. Denn wie vergangenen Frühsommer gibt es mit Omikron BA.5 eine noch ansteckendere Corona-Variante, die in Dortmund bereits für die Mehrzahl der Ansteckungen verantwortlich sei.
1984 geboren, schreibe ich mich seit 2009 durch die verschiedenen Redaktionen von Lensing Media. Seit 2013 bin ich in der Lokalredaktion Dortmund, was meiner Vorliebe zu Schwarzgelb entgegenkommt. Daneben pflege ich meine Schwächen für Stadtgeschichte (einmal Historiker, immer Historiker), schöne Texte und Tresengespräche.
