Als eine angebliche Mitarbeiterin des Online-Bezahldienstes Paypal mit einer unterdrückten Telefonnummer anruft, wird meine Mutter, Heike Schuster, zum Ziel einer Betrugsmasche: Der automatisierten weiblichen Stimme zufolge habe sie eine Zahlung über 800 Euro beim Online-Bezahldienst PayPal veranlasst. Wenn sie diese Zahlung stoppen wolle, solle sie die Taste „eins“ drücken.
„Im ersten Moment hatte ich richtig Angst. Alle Alarmglocken gingen an", erzählt mir meine Mutter aufgebracht. Doch zum Glück hat sie richtig reagiert: Sie ist den Anweisungen der Stimme nicht gefolgt und legte umgehend auf.
„Mir war ziemlich schnell klar, dass es sich um einen Fake-Anruf handelt. Schließlich habe ich nichts über PayPal abgewickelt und schon gar keine 800 Euro.“ Weiter erzählt sie: „Ich musste direkt an diejenigen Menschen denken, die auf diese Betrugsmasche reinfallen und dann viel Geld verlieren.“
So sollten Verbraucher handeln
Dass sie damit genau richtig gehandelt hat und, dass sie kein Einzelfall ist, zeigt eine Recherche. Der Verbraucherzentrale ist diese neue Masche nämlich schon bekannt. Solche Betrugsanrufe werden demnach auch „Spoofing via Telefon“ genannt. Kriminelle würden dabei die Namen von Unternehmen wie PayPal nutzen, um Verbraucher direkt zu einer Zahlung zu bewegen oder um ihre sensiblen Daten abzugreifen – zum Beispiel Zugangsdaten, Passwörter oder Finanzinformationen.
„Dabei wird bewusst mit dem Vertrauen bzw. der Angst von Menschen gespielt. Häufig werden die Angerufenen unter Zeitdruck gesetzt, um so die Herausgabe von Informationen zu erreichen“, erklärt eine Beraterin der Verbraucherzentrale auf Anfrage dieser Redaktion.
Sie rät: „Um sich davor zu schützen, Opfer dieser Form des Betrugs zu werden, sollten Verbraucher bei solchen Anrufen direkt auflegen.“ An dieser Stelle gibt die Verbraucherschützerin zudem den Hinweis, dass PayPal seine Kunden in der Regel nicht anruft – schon gar nicht mit der Aufforderung, Zahlungen zu leisten oder persönliche Informationen herauszugeben.
„Woher haben die meine Nummer?“
Bei solchen Fake-Anrufen fragen sich Betroffene häufig, wie die Kriminellen an ihre Telefonnummer gekommen sind. „Am wahrscheinlichsten ist es aus unserer Sicht, dass zahlreiche Nummern auf gut Glück angerufen werden“, heißt es in einem Beitrag auf der Homepage der Verbraucherzentrale.
Demnach müssen Betroffene nicht mal ein Online-Konto bei dem genannten Unternehmen haben. PayPal sei so weit verbreitet, dass Kriminelle einfach auf eine hohe Trefferwahrscheinlichkeit setzen. „Und wer dann eine Taste drückt, gibt ihnen die Bestätigung, über ein PayPal-Konto zu verfügen.“
Die Nummer eines Betroffenen kann demnach zum Beispiel aus öffentlichen Telefonverzeichnissen stammen oder aus früheren Datenlecks verschiedener Firmen. Mit so genanntem „Scraping“ könnten öffentlich sichtbare Telefonnummern dann systematisch gesammelt werden. Die Anrufe könnten aber auch zufällig zustande kommen, weil ein Computerprogramm wahllos ein Paar Ziffern aneinander gesetzt hat.
Erfolglose Strafverfolgung?
Auch die Polizei Dortmund warnt vor der neuen PayPal-Betrugsmasche. „Da gibt es nur eine richtige Antwort: Sofort auflegen. Nicht auf irgendwelche Rückruf-Angebote oder Verlinkungen eingehen. Einfach auflegen“, sagt Polizeisprecher Peter Bandermann. Da es sich bei diesen Fake-Anrufen um einen (versuchten) Betrugsfall handelt, können Betroffene eine Strafanzeige bei der Polizei erstatten.
Die Strafverfolgung gestaltet sich bei Betrugsmaschen dieser Art allerdings schwierig. „Die Tätergruppen unternehmen alles, um ihre digitalen Spuren zu verschleiern und außerhalb der Reichweite der Strafverfolgungsbehörden zu arbeiten“, erklärt Bandermann. „Wenn wir bei einem Betrugsversuch aber ein konkretes Packende haben, dass so vielversprechend ist, dass wir damit an einen Täter herankommen, dann werden wir da in die Vollen gehen.“
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