
© Kevin Kindel (Archiv)
Dortmunder Stadtgarten bekommt Denkmal einer wichtigen Dortmunder Frau
Künstler-Wettbewerb
Ehrungen für Frauen in Form von Straßennamen und Denkmälern gibt es bislang nur wenige. Jetzt soll eine Frau ein Denkmal in der City bekommen. Wie das Denkmal aussehen wird, ist noch offen.
Wie ehrt man eine Frau, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg für die demokratische Erneuerung in Deutschland starkgemacht hat? Vor dieser besonderen Aufgabe stehen jetzt Künstlerinnen und Künstler. Sie werden in einem Wettbewerb dazu aufgerufen, ein Denkmal für Helene Wessel zu entwerfen.
Helene wer? Der Name sagt wahrscheinlich nur politisch und historisch Interessierten etwas. Dabei spielte Helene Wessel eine wichtige Rolle in der jungen Bundesrepublik nach dem Krieg. Die gebürtige Hörderin ist eine der „Mütter des Grundgesetzes“. Sie war eine von nur vier Frauen, die im Jahr 1949 als Mitglieder des Parlamentarischen Rates am Grundgesetz mitgeschrieben haben.

Das Archivbild zeigt Helene Wessel als eine der „Mütter des Grundgesetzes“ bei einer Sitzung des Parlamentarischen Rates mit dem späteren Bundeskanzler Konrad Adenauer. © dpa-Archiv
Nun möchte ihr die Stadt Dortmund ein Denkmal setzen. Die Initiative dafür geht zurück auf das NRW-Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung, das im Rahmen der Heimatförderung 80 Prozent der Kosten übernimmt.
Für das Denkmal hat man einen prominenten Standort ausgewählt: Es soll auf der Wiese im Stadtgarten unmittelbar neben dem Hauptzugang zur Stadtbahnstation Stadtgarten und damit ganz in der Nähe des Rathauses stehen.
„Das geplante Kunstwerk soll symbolhaft auf das Leben und Wirken von Helene Wessel hinweisen und in das bereits bestehende Arrangement des Stadtgartens integriert werden“, heißt es in der Auslobung des Künstlerwettbewerbs. „Es soll an die historischen Leistungen einer beeindruckenden Frau erinnern, gleichzeitig aber auch Mahnung sein.“
Zentrum als politische Heimat
Helene Wessel, 1898 in Hörde geboren, war eine überzeugte Pazifistin und kämpferische Demokratin. Sie engagierte sich schon nach dem Ersten Weltkrieg in der katholischen Zentrumspartei, die sie ab 1928 im Preußischen Landtag vertrat. Nachdem sie von den Nationalsozialisten als „politisch unzuverlässig“ eingestuft worden war, wurde sie nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst wieder im Zentrum aktiv und übernahm 1949 sogar den Bundesvorsitz der Partei, war damit die erste Frau an der Spitze einer Partei in Deutschland.
Zuvor hatte Helene Wessel bereits als Mitglied des Parlamentarischen Rates das Grundgesetz mit erarbeitet und war später für das Zentrum als Abgeordnete in den ersten Bundestag eingezogen.

Helene Wessel ist eine von nur vier Frauen, die das Grundgesetz mit erarbeitet haben. © dpa-Archiv
Im Streit um die Wiederbewaffnung trat sie 1952 allerdings aus der Zentrumspartei aus, gehörte mit den späteren Bundespräsidenten Gustav Heinemann und Johannes Rau zu den Gründern der Gesamtdeutschen Volkspartei (GVP) und schloss sich später mit ihren Mitstreitern der SPD an. Für sie gehörte Helene Wessel von 1957 bis zu ihrem Tod 1969 erneut dem Bundestag an.
„Kritische Stimme der Vernunft“
„Sie war eine kritische Stimme der Vernunft in der noch jungen Bundesrepublik und ist daher noch heute Vorbild für unsere Gesellschaft in einer Zeit der Politikverdrossenheit und Demokratie-Gefährdung“, stellt Dr. Stefan Mühlhofer als Direktor des Stadtarchivs fest, das federführend für den Künstlerwettbewerb für das geplante Denkmal ist. Über die Internet-Seite des Stadtarchivs unter www.dortmund.de sind die Ausschreibungsunterlagen abrufbar.
Künstlerinnen und Künstler können sich bis zum 15. Oktober mit einem Entwurf bewerben. Eine Jury aus Kunst-Fachleuten, Politik und Verwaltung wird voraussichtlich im November entscheiden und den besten Entwurf mit 5000 Euro, den zweitbesten mit 2000 Euro und den drittbesten mit 500 Euro prämieren. Für das Kunstwerk selbst stehen maximal 120.000 Euro zur Verfügung.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
