Die Schausteller Rudolf Isken (r.) und sein Sohn Rudi haben wie andere Fahrgeschäfte mit der Corona-Krise schwer zu kämpfen. © Schaper

Coronavirus

Schaustellerfamilie Isken trotzt Corona-Krise: „In dem Geschäft darf man kein Griesgram sein.“

Zwei Monate Pause nach dem Weihnachtsmarkt, dann die Osterkirmes abgesagt. Auch für Schausteller sind die Zeiten von Corona hart. Und dann gibt es noch Probleme mit dem Personal.

Dortmund

, 24.03.2020 / Lesedauer: 3 min

Mit dem Frühjahr beginnt die neue Saison der Schausteller. Doch der Coronavirus hat die Autoscooter, Riesenräder, Karussells und Co ausgebremst. Die traditionelle Osterkirmes in Dortmund ist abgesagt. Und es ist unklar, wann sich die Karussells und die Zuckerwatte in den Töpfen wieder drehen.

„Auch für Schausteller ist das im Moment eine ganz harte Sache“, sagt Rudolf Isken, Seniorchef des gleichnamigen Schaustellerbetriebs und Mitglied im über 120 Jahre alten Dortmunder Schaustellerverein Rote Erde: „Man steht mit dem Rücken zur Wand.“ Die Absage der Osterkirmes und auch weiterer Veranstaltungen stürzt viele Schausteller in eine existenzgefährdende Krise.

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Isken wie auch der Schaustellerverein haben vollstes Verständnis dafür, dass die Gesundheit und die Verantwortung füreinander vorgehen. „Doch die Leute sollten auch für unsere besonderen Schwierigkeiten Verständnis haben“, sagt Isken, „wir haben null Einnahmen.“

Dünne Finanzdecke im Frühjahr

Die Finanzdecke ist bei vielen Schaustellern im Frühjahr ohnehin dünn. Nach dem Weihnachtsmarkt betrage die Pause zwei Monate und länger, bis die Schausteller wieder eine Chance hätten, Geld einzunehmen, erklärt Rudolf Isken, „das ist nun auf unbestimmte Zeit verlängert.“

Sein Sohn habe alle Firmen, Institutionen und Versicherungen angesprochen auf der Suche nach Möglichkeiten, Geld einzusparen. So ruhten zum Beispiel die Versicherungen für den Lkw-Fuhrpark, der in der Garage bleiben muss. Die Haftpflicht für Autoscooter und Kinderkarussell sowie die Transportversicherung von einzelnen Wagen können Iskens ebenfalls ruhen lassen. Doch die Feuerversicherung zum Beispiel, so Rudolf Isken, laufe weiter.

Personal nach Hause geschickt

Darüber hinaus gibt es noch das Problem mit dem Personal, dessen Folge auch nach Corona noch ein Nachspiel haben könnte. Isken: „Unsere Leute sind in erster Linie ausländische Mitarbeiter. Die hatten wir schon kommen lassen und haben ihnen nun ein Ticket spendiert, dass sie wieder nach Hause kommen.“ Ob sie dann allerdings wieder zurückkehren können oder wollen, wenn Corona eingedämmt und Kirmes wieder möglich ist, bleibt abzuwarten. „Wir haben die Hoffnung“, sagt Rudolf Isken; denn dieses Personal ist eingearbeitet.

Ob die Bude mit gebrannten Mandeln oder die Achterbahn, ob großes oder kleines Fahrgeschäft – prozentual gesehen, hätten alle dasselbe Problem, sagt der Schausteller, der so eine Krise noch nicht erlebt hat. Ihn beunruhigt die Ansage von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, dass die Krise durchaus noch bis Ende des Jahres gehen könnte. „Das wäre nicht auszudenken.“

Positives Denken

Sein Sohn habe investiert, wie zum Beispiel in den neuen Stand auf dem Weihnachtsmarkt, sagt Rudolf Isken, und auch die jetzt bestellten Lieferungen kämen und müssten bezahlt werden, „ob man sie aktuell braucht oder nicht. Und das geht allen so.“ Bleibt nur ein Überbrückungskredit.

Dennoch: „Wir bleiben Optimisten“, sagt der erfahrene Schausteller, „wir haben schon schwere Zeiten erlebt und immer wieder überstanden. Positives Denken ist unser Job und unser Beruf.“ Wenn man nicht selbst davon überzeugt sei, könne es nicht klappen, sagt Isken, „und ich bin davon überzeugt. In dem Geschäft darf man kein Griesgram sein.“

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