Dortmunder Pilot (62) will im Kleinflugzeug die Welt umrunden „Man hat nur ein Leben“

Dortmunder Pilot (62) will die Welt umrunden: „Man hat nur ein Leben“
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Piloten von Kleinflugzeugen wünschen sich vor jedem Abflug „happy landing“, eine sichere Landung. Der 62-Jährige Christof Schumann wird das in den nächsten Wochen oft hören.

Am Montag (1. Mai) geht er in Begleitung von Tim Wegener vom Flughafen Dortmund in mit einer Maschine des Typs „Diamond DA 42“ in die Luft. In drei Monaten will er hier wieder landen – und vorher einmal den gesamten Globus umrundet haben.

Die Welt entdecken

„Ich bin in dem Alter, wo man sich Lebensträume erfüllen sollte“, sagt Schumann. Es habe ihn schon als jungen Rucksackreisenden und danach sein gesamtes Leben fasziniert, die Welt zu entdecken. „Denn dafür ist sie da.“

Schumann sagt auch: „Jeder Mensch hat andere Lebensträume.“ Er ist sich im Klaren darüber, dass es nicht ganz gewöhnlich ist, in eine zweimotorige Maschine zu steigen und in über 20 Staaten der Welt zwischenzulanden und dort Zeit zu verbringen.

Erst mit Ende 40 Pilot

Dass er den Traum, ein „Earth Rounder“ zu werden, jetzt umsetzt, hat eine Geschichte. Sie ist gar nicht einmal so spektakulär.

Als junger Mann will er wie so viele Pilot werden. Daraus wird nichts. Mit Ende 40, als „Spät-Berufener“ wie er sagt, erwacht auf der Suche nach einem neuen Hobby die alte Begeisterung für das Fliegen wieder zum Leben.

Er besteht die Prüfung für eine Pilotenlizenz, mit der er Kleinflugzeuge steuern und damit Teil des internationalen Luftverkehrs sein darf. Und er fliegt. Viele Stunden verbringt er für die Praxis in der Luft.

Er tritt dem Fliegerclub Wickede bei, ist dort heute als Clubwart für die Maschinen zuständig. Die „Diamond“ kauft er gebraucht.

Zusatztank und Notruftelefon

Schumann spricht mit großer Präzision über die technischen Details der Reise. Es geht nicht um Traumstrände oder andere Ziele, sondern um Zusatztanks, Funk-Standards, Satellitentelefone für den Notfall und den Schutz vor Vereisung.

„Wenn ich kein Vertrauen in die Technik hätte, dürfte ich das nicht machen“, sagt er.

Die Liste der Ziele liest sich wie das Starterfeld einer Fußball-WM-Qualifikation: Nordmazedonien, Zypern, Ägypten, Indien, Vereinigte Arabische Emirate, Thailand, Kambodscha, Singapur, Bali, Australien, Neuseeland, Neukaledonien, Vanuatu, Tonga, American Samoa, Kiribati, USA inklusive Hawaii, Kanada, Grönland, Island, Schottland.

Autopilot und Landung

Organisiert hat die Route ein darauf spezialisiertes Unternehmen. Es braucht Visa, Überfluggenehmigungen und viele weitere Papiere. Wegener und Schumann konzentrieren sich auf das Fliegen.

In der Luft übernimmt der Autopilot. Aber die Bedingungen für Start und Landung werden zwischen Pazifik-Inseln, Grönland-Eis und Festland sehr unterschiedlich sein.

Mit dieser Maschine, einer „Diamond DA 42“, bricht Thorsten Schumann zu einer Weltumrundung auf.
Mit dieser Maschine, einer „Diamond DA 42“, bricht Thorsten Schumann zu einer Weltumrundung auf. © Schumann

Bis zu 9 Stunden dauern die einzelnen Strecken, die längste ist rund 3800 Kilometer lang. „Davor darf man nie den Respekt verlieren.“ 200 Flugstunden werden am Ende zusammenkommen.

Blick in das Cockpit des Kleinflugzeugs, mit dem die zwei Männer um den Globus fliegen wollen.
Blick in das Cockpit des Kleinflugzeugs, mit dem die zwei Männer um den Globus fliegen wollen. © Schumann

Es sei für ihn „beglückend“ sich in bis 12.000 Fuß (rund 3600 Meter) Höhe zu befinden und von dort die Erde zu betrachten. „Wenn sie da oben sind, sehen sie auch die Verletzlichkeit der Welt.“

Damit gibt er selbst das Stichwort für eine Frage, die auch die Fliegerszene nicht mehr ausklammert. Wie ist so eine Weltumrundung eigentlich für die verletzliche Welt?

Die Frage nach der Umwelt

Schumann sagt, er heize zuhause mit Hilfe von Photovoltaik, eins von zwei Fahrzeugen in der Familie sei ein Elektrowagen. Man könne beim Thema CO₂-Ausstoß vieles gegeneinander aufrechnen, die Nutzung von Smartphones etwa. Sein Flugzeug ist vergleichsweise sparsam.

10.000 Liter „Jet Fuel“ also Diesel wird er laut seiner Kalkulation auf seiner Reise verbrauchen. Aus 1 kg Treibstoff (1,25 l) entstehen je nach Flugbedingungen zwischen 2 und 3 kg CO₂ . Rund 20 Tonnen CO₂ werden also durch die Flüge am Ende der Reise entstanden sein.

Christof Schumann sagt auch: „Man hat nur ein Leben.“ Deshalb fliegt er los.

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