Der Dortmunder Danny Seck hat sich nach einer Corona-Infektion im Tiroler Skiort Ischgl der Sammelklage gegen die Regierung Österreich angeschlossen. © Kevin Kindel (Archiv)

Corona-Pandemie

Dortmunder Ischgl-Tourist verklagt Österreich nach Corona-Infektion

Danny Seck gehört zu den Corona-Erkrankten der ersten Stunde in Dortmund. Angesteckt hat er sich beim Ski-Urlaub in Ischgl. Nun klagt er gegen die Republik Österreich.

Dortmund

, 30.04.2021 / Lesedauer: 3 min

Der Pyrotechniker und Feuerwerkskünstler Danny Seck aus Huckarde leidet noch immer unter tiefer Müdigkeit. Er kämpft dagegen mit Kaffee an, den er 35 Jahre nicht mehr getrunken hatte. Außerdem spielen ihm Geschmacks- und Geruchssinn immer wieder einen Streich. „Manchmal werde ich nachts wach, dann riechen die Haare meiner Frau nach Bratensoße.“ Den Frühling dagegen, der in der Luft liegt, kann er nicht mehr riechen.

Danny Seck und seine Frau gehörten zu den ersten Dortmundern, die sich Anfang März vergangenen Jahres mit Corona infiziert haben – in Ischgl im Skiurlaub, in einem Ski-Lift. Bei ihnen hatte das Virus zunächst nur Erkältungssymptome verursacht. Zurück zu Hause hatten sie sich direkt freiwillig testen lassen.

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6000 Covid-geschädigte Touristen wie Danny Seck, die sich in den Märztagen des vergangenen Jahres bei dem Ausbruch in Tirol angesteckt haben, darunter 4000 Deutsche, setzen auf den Verbraucherschutz Österreichs (VSV). Der Verein sammelt die Klagen von Urlaubern, die die Behörden des Landes für die Infektionen der Gäste zur Verantwortung ziehen wollen. Die Klagen gegen die Republik Österreich werden vom VSV gebündelt und als sogenannte Amtshaftungsklagen vor Gericht gebracht.

Von Summen zwischen 6000 und 100.000 Euro ist die Rede

Zu den Klägern gehört auch Seck. „Ich bin definitiv dabei“, sagt er auf Anfrage dieser Redaktion. Schon wenige Wochen nach der Infektion habe er über einem guten Freund aus Österreich von der Sammelklage erfahren.

Dem österreichischen Verein für Konsumentenschutz geht es darum, die Verantwortung für die Infektionen zu klären, durch die das Virus vom Party-Eldorado im Paznauntal in ganz Europa verbreitet wurde. Es geht aber auch darum, eine grundsätzliche Entschädigung für die Infizierten auszuhandeln.

Nach Medienberichten belaufen sich die geforderten Entschädigungen auf 6000 Euro pro Fall, wenn man nach dem Aufenthalt in Ischgl Symptome zeigte, sich unwohl gefühlt hat, auch krank war oder in Quarantäne musste. Doch bei Langzeitschäden ist nun von Summen bis zu 100.000 Euro die Rede.

Risiken verschleiert

„Summen waren noch gar nicht im Raum“, sagt dagegen Danny Seck, „aber wir mussten angeben, was uns alles aufgrund von Verdienstausfällen durch die Lappen gegangen ist.“ Ihm gehe es nicht vorrangig ums Geld, so der Huckarder, „sondern darum, dass Sachen gelaufen sind, die nicht gehen.“

Laut VSV haben die österreichischen Behörden wider besseres Wissen die Lage heruntergespielt und die Risiken verschleiert, statt Lifte und Hotels zu schließen und das Tal abzuriegeln, als sich die Ausbreitung der Pandemie abzeichnete. „Wenn ich in der Regierung weiß, was Ambach ist und nicht danach handle, ist das grob fahrlässig“, sagt Danny Seck. Die Behörden hätten den Kopf in den Sand gesteckt.

Bis Recht in der Sache gesprochen wird, kann es aber dauern. Die Gegenseite will möglichst den guten Ruf der Urlaubsregion und der Beklagten wahren. „Die versuchen das auszusitzen, so lange wie möglich“, sagt Seck.

Laufende Verfahren aktuell auf Eis

Bereits laufende Verfahren an Gerichten in Wien liegen derweil auf Eis, weil wegen der Pandemie nicht verhandelt wird. Eine Wiederaufnahme ist für Herbst in Aussicht gestellt. Seck: „Ich sehe das sportlich. Ich hab ja Zeit.“ Seck gehörte auch zu den Sammelklägern beim VW-Abgasskandal und musste zweieinhalb Jahre auf die Entschädigung warten.

Die Zeit seit ihrer Erkrankung haben Danny Seck und seine Frau dafür genutzt, anderen schwer an Corona erkrankten Patienten zu helfen. Sie spendeten Blutplasma für Antikörpertherapien.

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