Handwerk in der Pandemie: Nicht nur Corona bereitet Sorgen

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Handwerk in der Pandemie: Nicht nur Corona bereitet Sorgen

rnKonjunkturbericht der Handwerkskammer

Zwischen Hoffen und Bangen - so liest sich der aktuelle Konjunkturbericht der Handwerkskammer in Dortmund. Im Handwerk gibt es Verlierer, aber auch Gewinner der Corona-Krise.

Dortmund

, 14.05.2021, 05:20 Uhr / Lesedauer: 2 min

Von der größten Krise der Nachkriegszeit ist im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie immer wieder die Rede. Vor diesem Hintergrund ist die Stimmung im Handwerk in der Region noch erstaunlich gut. 81 Prozent der Betriebe sind mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufrieden. Das ist das Ergebnis der aktuellen Konjunkturumfrage der Handwerkskammer.

Im Vergleich zeigt sich allerdings, dass die Corona-Krise im Handwerk Spuren hinterlässt. Denn vor einem Jahr, vor dem ersten Lockdown, bezeichneten noch 93 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage als gut oder zufriedenstellend.

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Umsätze, Aufträge oder auch Investitionen waren im letzten halben Jahr bei der Mehrzahl der Unternehmen rückläufig. Nur die Verkaufspreise sind per Saldo gestiegen – allerdings meist wegen der gestiegenen Kosten

durch höhere Hygieneanforderungen. Die Corona-Pandemie trifft die einzelnen Branchen aber sehr unterschiedlich, wie der aktuelle Konjunkturbericht zeigt. Es gibt Gewinner und Verlierer.

Die Verlierer-Branchen

Ganz klar: Obenan bei den Verlierern stehen die sogenannten personenbezogenen Dienstleistungen - das sind etwa Friseure und Kosmetikstudios. Über Monate mussten sie ganz schließen, dann gab es immer wieder neue Vorgaben bis hin zur Testpflicht für die Kunden.

Die Folge: Gerade einmal 48 Prozent der Betriebe in diesem Bereich sind noch mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufrieden. „Ein noch nie dagewesener Tiefstwert“, berichtete Handwerkskammer-Präsident Berthold Schröder am Mittwoch (12.5.).

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Eher verhalten ist auch Stimmung im Kfz-Handwerk, wo die Zufriedenheits-Quote bei 76 Prozent liegt, und im Gesundheitswesen mit 77 Prozent. Messebau, Elektro- und Malerhandwerk in Dortmund litten durch das Fehlen von Messen und Veranstaltungen, berichtet der Dortmunder Kreishandwerksmeister Christian Sprenger. Auch viele private Auftraggeber seien zurückhaltend.

Die Gewinner-Branchen

Zu Branchen, die gut durch die Krise kommen, gehört vor allem das Bau-Handwerk. Im Bauhauptgewerbe sind nach der Umfrage gut 94 Prozent der Betriebe mit ihrer Geschäftslage zufrieden – genauso viele

wie vor einem Jahr. Bei fast einem Viertel der Unternehmen hat sich die

Auftragslage seit Herbst 2020 verbessert.

Im Ausbaugewerbe sind insgesamt 91 Prozent der Betriebe mit ihrer aktuellen Situation zufrieden. Bei einem Drittel der Unternehmen hat sich die Auftragslage verbessert.

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Was auffällt: Fast jeder fünfte Betrieb hat die Zahl der Beschäftigten erhöht. In fast allen Branchen bemühe man sich, die Mitarbeiter zumindest zu halten. „Man weiß, wie wichtig gute Mitarbeiter und wie rar Fachkräfte sind“, stellt Schröder fest. „Das Handwerk ist in der Krise ein Beschäftigungsanker.“

Neue Krise durch Materialmangel

Ebenfalls auffallend: In vielen Bereichen haben sich die Preise erhöht. Im Baugewerbe sorgt dafür vor allem die Materialknappheit, die die Einkaufspreise etwa für Holz oder Dämmmaterial geradezu explodieren lässt. Es gebe extreme Preissprünge und viele Kalkulationen glichen einer Lotterie, so Schröder, der auch in diesem Punkt schon eine „Krisensituation“ sieht.

Und auch die könnte Folgen haben: „Viele Betriebe fürchten, in Kurzarbeit gehen zu müssen, weil das Material ausgeht“, berichtet der Kammerpräsident. „Das würde die Konjunktur im Bausektor massiv ausbremsen.“

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Das Handwerk sei ein Motor der Wirtschaft. „Aber dem Motor fehlt es an Sprit“, beschreibt Christian Sprenger die Lage. Die Betriebe bräuchten Planungssicherheit. Er mahnte denn auch die Stadt, bei der Auftragsvergabe etwa zum Schulbauprogramm vor allem an das heimische Handwerk zu denken.

Es ist also nicht eine, sondern es sind gleich mehrere Krisen, die das Handwerk beschäftigen. Da tröstet es, dass die Erwartung in vielen Betrieben besser ist, als die aktuelle Lage. Laut Konjunkturbericht rechnen für das kommende halbe Jahr 85 Prozent mit einer guten Geschäftsentwicklung.

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