Mehr als zwei Dutzend Bergehalden gab es früher auf Dortmunder Stadtgebiet, nur wenige davon sind noch sichtbar. Viele haben eine erstaunliche Wandlung durchgemacht.

Dortmund

, 22.12.2018, 04:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die oberste Plattform der Halde Gotthelf ist aus Sicherheitsgründen gesperrt. Die Bodenerosion hat im kargen Untergrund tiefe Furchen hinterlassen. Aber auch von den Aussichtspunkten unterhalb hat man einen tollen Ausblick – auf das Ardeygebirge im Süden, bis nach Bochum im Westen und auf die Silhouette der Stadt mit Stadion, St. Reinoldi, Stadtkrone und Florianturm im Nordosten.

Die Halde Gotthelf ist ein Relikt der Bergbauzeit, das heute zu Freizeit und Erholung einlädt – und ein Beispiel für die Wandlung ehemaliger Halden, die eng mit dem Bergbau verbunden sind. Entstanden sind sie durch das Abkippen von Bergematerial – also von Erdreich, das mit der Kohle zu Tage gefördert wurde. Viele Meter hoch wurden oft über Jahrzehnte meist in der Nähe der Bergwerke mehrere Hektar große Flächen aufgeschüttet. Oft wurden für den Transport Drahtseilbahnen, Bandbrücken oder Eisenbahnstrecken genutzt.

Mehr als zwei Dutzend Halden in Dortmund

262 Halden und Deponien listet die Internet-Seite Halden.Ruhr für das gesamte Ruhrgebiet auf. Mehr als zwei Dutzend davon sind für Dortmund überliefert. Nur wenige davon sind allerdings noch so präsent wie die Halde Gotthelf.

Deutlich sichtbar als Erhebung in der Landschaft ist etwa die Halde Schleswig in Asseln. Sie ist allerdings verschlossen, obwohl sie in den vergangenen Jahren aufwendig rekultiviert wurde. Neues Grün und Wege wurden angelegt, die aber noch niemand nutzen kann. Denn noch gehört die Halde Thyssen-Krupp. Stadt und Regionalverband Ruhr (RVR) reißen sich angesichts der Folgekosten nicht gerade um die Übernahme, spielen sich seit Jahren des Schwarzen Peter gegenseitig zu.

Die Halde Schleswig in Asseln wurde rekultiviert, ist aber für die Öffentlicghkeit noch nicht zugänglich.

Die Halde Schleswig in Asseln wurde rekultiviert, ist aber für die Öffentlicghkeit noch nicht zugänglich. © Oliver Schaper

Jetzt soll die Halde Schleswig Teil eines neuen Haldenkonzepts werden, an dem der RVR aktuell arbeitet, kündigt dessen Sprecher Jens Hapke an. Es geht um die Zukunft von 20 Halden der Ruhrkohle AG im gesamten Ruhrgebiet – und um die Halde Schleswig. Ein Ergebnis soll im nächsten Jahr vorliegen. Gut möglich, dass dann bald Spaziergänge auf der Halde möglich sind.

Zu den sichtbaren Bergbau-Bergen gehört auch die Halde Groppenbruch an der Stadtgrenze zu Lünen. Eher versteckt ist die Halde der Zeche Zollern II/IV, aber gerade deshalb aus ökologischer Sicht besonders wertvoll. Die Erhebung zwischen der Museumszeche in Bövinghausen und dem Dellwiger Wald im Westen der Stadt ist sogar Teil der Route der Industrienatur und spielte eine große Rolle bei der Renaturierung des Dellwiger Bachs.

Versteckte Denkmäler der Industriezeit

Und dann gibt es noch eine Besonderheit, die im Verborgenen liegt. Am Rande der Hallerey erheben sich zwischen Tierschutzzentrum und Schulzentrum mehrere steilaufragende Hügel. Die bis zu 19 Metern hohen Spitzkegelhalden der ehemaligen Zeche Dorstfeld stehen sogar unter Denkmalschutz.

Als Greveler Alm wird die Altdeponie in Grevel bezeichnet, die man als ehemalige Mülldeponie kennt. Allerdings gab es hier zuvor auch schon eine Bergehalde, die dann überschüttet wurde. Damit kann man den Greveler Berg, der heute für eine Solaranlage genutzt wird und zu Spaziergängen einlädt, auch als Relikt des Bergbaus betrachten.

Die meisten Halden sind überbaut

Die meisten Bergehalden sind indes verschwunden – oder überbaut. Wie die Halde Ellinghausen, auf der das riesige Ikea-Lager entstanden ist. Und auch das Ikea-Einrichtungshaus am Indupark liegt auf einer ehemaligen Zechenhalde der Zeche Oespel. In Wellinghofen und Kirchlinde sind Sportplätze auf früheren Halden entstanden, in Hombruch und Schüren Gewerbegebiete, in Aplerbeck und Dorstfeld ganze Wohnsiedlungen und am Rande des Kreuzviertels der Tremoniapark.

Einige Haldenflächen liegen noch immer brach – wie am Spörkel in Menglinghausen oder auf dem Areal der früheren Zeche Crone in Hacheney. Wer will kann auf solchen wilden Flächen noch Überreste der Bergbaugeschichte entdecken. Noch spannender sind natürlich die Spaziergänge auf den erhaltenen Bergen des Bergbaus, die – wie die Halde Gotthelf – tolle Ausblicke bieten.

Hintergrund

Die größten Halden im Ruhrgebiet

Höchste Halde im Ruhrgebiet ist laut Halden.Ruhr die Halde Oberscholven in Gelsenkirchen mit 137 Meter über Flur, größte Halde mit 220 Hektar Hoheward in Herten. Neben Bergbauhalden gibt es in Dortmund auch noch ehemalige Schlackenhalden der Stahlindustrie rund um Phoenix-West und den Deusenberg als ehemalige Mülldeponie.
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