
Dr. Frank Renken, der Leiter des Dortmunder Gesundheitsamts. © Montage CDC/unsplash.com/Schütze
Gesundheitsamtsleiter kündigt neue Corona-Strategie für den Herbst an
Infektionsschutz
Droht im Herbst eine neue, gefährlichere Corona-Variante? Das sei die entscheidende Frage, sagt Dr. Frank Renken, der Leiter des Dortmunder Gesundheitsamts – und deshalb will er die Strategie ändern.
Aktuell ist die Corona-Lage recht ruhig in Dortmund. Aber wie lange bleibt das noch so? Drohen im Herbst und Winter wieder deutlich mehr Infektionen mit schwereren Verläufen und damit auch stärkere Einschränkungen? Dr. Frank Renken, Leiter des Dortmunder Gesundheitsamts, nannte am Dienstag (25.8.) im Ausschuss für Soziales, Arbeit und Gesundheit den aus seiner Sicht entscheidenden Faktor.
Die wesentliche Frage sei, ob man es mit einer neuen Variante des Erregers zu tun bekommen werde, die deutlich andere Eigenschaften aufweist als die Omikron-Variante. Renken sagte, dass nur in einem solchen Fall verschärfte Schutzmaßnahmen relevant würden. Denn dann fehle der durch Omikron immunisierten Bevölkerung der entsprechende Schutz.
Durch Abstimmungen mit Labor „frühzeitig einen Einblick bekommen“
Das Gesundheitsamt möchte daher möglichst „frühzeitig einen Einblick bekommen, ob sich eine neue Variante ausbreitet", so Renken. Dahingehend liefen aktuell Abstimmungen mit einem großen Labor. Dieses solle regelmäßig Proben sequenzieren und beobachten, ob sich eine neue Variante durchzusetzen droht.
Sofern dies der Fall sei, „werden wir unsere Arbeit umstellen", sagte Renken über die Strategieänderung. Dann werde man sich ganz auf die Meldungen derjenigen konzentrieren, die mit dieser Variante infiziert sind.
Für diese Menschen werde man vorrangig ermitteln, bei wem sie sich angesteckt haben könnten und wer ihre Kontaktpersonen sind. Eine Bearbeitung von mehreren Tausend Meldungen pro Tag sei ohnehin nicht machbar, ergänzte Renken. „Das kann kein Gesundheitsamt.“
Isolationspflicht - ja oder nein?
Renken bekräftigte im Ausschuss, dass er die Isolationspflicht, die für Corona-Infizierte in Deutschland weiterhin gilt, am liebsten abschaffen würde. Andere Länder in Europa hätten dies schon umgesetzt.
Seine Theorie: Die natürliche Immunisierung durch Omikron habe zu einem hinreichenden Kollektivschutz der Bevölkerung geführt. Darauf deuteten auch die aktuellen Inzidenzwerte in den Gebieten hin, in denen die Impfquote besonders niedrig sei. Renken sprach zudem von einer „Noch-Pandemie".
Der Leiter des Gesundheitsamts betonte, seine Theorie könne ins Wanken geraten, falls eine neue, gefährlichere Variante auftauchen sollte. Aktuell sei er aber nicht Mitglied in dem „Team Vorsicht" um Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, das an der Isolationspflicht festhält.
Renken äußert Kritik am Bund
Die Diskussion darüber, wann der Punkt erreicht sei, an dem man der Bevölkerung zumuten könne, selbst zu entscheiden, bei Krankheit zu Hause zu bleiben, sei aus seiner Sicht auf Bundesebene nicht ausreichend geführt worden, kritisierte Renken. Über die Frage nach der richtigen Gesamtstrategie sagte der Gesundheitsamtsleiter, man werde in ein oder zwei Jahren sehen, wer Recht hatte.
Auf Nachfrage von Jenny Brunner (Bündnis 90/Die Grünen) erklärte Renken, das Repertoire an Maßnahmen, das fürs geänderte Infektionsschutzgesetz vorgesehen ist, sei „vernünftig". Für die „ganz harten Keulen" gebe es „hohe Hürden". Die Möglichkeit, auf schnell steigende Inzidenzen zu reagieren, sei mit den Maßnahmen aber gegeben.
Ulrich Langhorst (Bündnis 90/Die Grünen), der Vorsitzende des Ausschusses, scherzte in Richtung Renken: „Falls Herr Lauterbach mal keine Lust mehr hat, rufen Sie doch mal in Berlin an.“
1985 in Bochum geboren, Ruhrgebiets-Liebhaber und BVB-Fan. Nach journalistischen Stationen in Braunschweig und Borken jetzt zurück im Pott. Auf der Suche nach tollen Geschichten über interessante Menschen aus Dortmund.
