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Dortmunder Gesundheitsamtschef rät von Corona-Selbsttests ab
Corona-Pandemie
Corona-Selbsttests sind wohl bald in aller Nase. Doch der Leiter des Dortmunder Gesundheitsamtes warnt davor. Dafür hat er gleich mehrere Gründe.
Discounter und Drogeriemärkte nehmen seit dieser Woche Corona-Selbsttests in ihr Sortiment. Die Kontingente sind aber bisher dünn und in Windeseile ausverkauft. Doch sollte sich die Beschaffungslage verbessern, sind angesichts der Nachfrage in Kürze Corona-Selbsttests wahrscheinlich in aller Nase.
Doch davor warnt der Dortmunder Gesundheitsamtsleiter Dr. Frank Renken. Selbsttests würden „nicht ausreichend kritisch diskutiert“. Ihre Aussage-Sicherheit sei wesentlich schlechter als die von sogenannten PoC-Antigen-Tests (Point-of-Care-Tests), die ebenfalls vor Ort durchgeführt werden und innerhalb weniger Minuten ein Testergebnis liefern. Doch im Gegensatz zu den Selbsttests wird der Nasen-Rachen-Abstrich bei dem PoC-Test von geschultem Personal gemacht.
Selbsttests hätten nur eine vermutliche Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent, dass das Ergebnis richtig sei, erläuterte Renken: „Was man mit solch einem Test anfangen will, ist mir als Arzt schleierhaft.“ Das Ergebnis von Selbsttests sei mit einer 1:5-Wahrscheinlichkeit „komplett falsch. Ich kann mit sowas gar nichts anfangen.“
PoC-Test liegt bis zu 98 Prozent richtig
Auch wenn ein Selbsttest die Menschen vielleicht beruhige, so der Gesundheitsamtsleiter, könne er nicht dazu raten, diese Selbsttests angesichts der geringen Aussagequalität zu nutzen. „Das heißt, wenn Sie ein negatives Testergebnis haben, kann das Ergebnis genauso positiv sein, und wenn Sie ein positives Testergebnis haben, müssen Sie das unbedingt durch eine PCR-Untersuchung gegenchecken lassen.“ Denn das Ergebnis müsse ja nicht wirklich positiv sein.
Dass das Ergebnis aber positiv sein könne, sei die „einzige Legitimation, weshalb es überhaupt Selbsttestungen geben kann“, erläuterte Renken mit Blick auf diejenigen, die sehr verantwortungsbewusst mit einem positiven Testergebnis umgehen und sich in solch einem Fall schnellstmöglich einem PCR-Test unterziehen, sei es beim Hausarzt oder bei der Teststelle der Stadt an der Bornstraße 181.
In diesem Zusammenhang sieht Renken allein wegen der großen Menge einen weiteren kritischen Punkt auch bei der Überprüfung von positiven PoC-Testergebnissen. Ein Schnelltest von guter Qualität und ausgeführt von geübtem Personal habe eine Wahrscheinlichkeit von 98 Prozent auf ein richtiges Ergebnis.
Mit ein bis zwei Prozent positiven Testergebnissen ist zu rechnen
„Bei der aktuellen Inzidenz müssen wir mit ein bis zwei Prozent positiven Testergebnissen rechnen“, so der Amtsmediziner. Würden tatsächlich innerhalb von einer Woche 30 Prozent der Dortmunder Bevölkerung von einer Schnelltest-Möglichkeit Gebrauch machen, gäbe es jeden Tag 200 bis 300 positive Testergebnisse in Dortmund, die mit einem PCR-Test überprüft werden müssten.
Bei Selbsttests in großer Zahl wäre die Zahl der zu überprüfenden positiven Testergebnisse sogar noch höher.
Deshalb sei es der Stadt bei der Beauftragung von privaten Teststellen so wichtig, direkt vor Ort die Möglichkeit zu haben, einen weiteren Abstrich für eine PCR-Testung vorzunehmen, führte Renken weiter aus. „Eine große Menge an positiv Getesteten, die die dann durch das Stadtgebiet fahren müssen, um sich mit einem PCR-Test testen zu lassen, ist absolut unerwünscht.“
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
