Klinikum Dortmund
Dortmunder Chefarzt: „Die Affenpocken sind nicht das neue Corona“
In Dortmund sind die ersten Affenpocken-Fälle bestätigt. Der Dortmunder Chefarzt Dr. Bernhard Schaaf erklärt, wie sich die Krankheit äußert, wie sie zu behandeln ist - und gibt eine Prognose ab.
Die Affenpocken sind in Dortmund angekommen. Am Dienstag (21.6.) hat die Dortmunder Stadtverwaltung zwei Infektionsfälle mit dem Virus gemeldet. Wie die Erkrankung abläuft, wie sie sich überträgt und welche Medikamente gegen sie eingesetzt werden, hat auf unsere Anfrage der Infektiologe PD Dr. Bernhard Schaaf vom Klinikum Dortmund erklärt:
„Die Affenpocken sind eine Infektionskrankheit. Das Virus gelangt in aller Regel über die Haut in den Körper und führt zuerst zu grippeähnlichen Symptomen, wie Fieber, Schüttelfrost, Muskel-, Kopf- und Gliederschmerzen, oft verbunden mit Lymphknotenschwellung. Nach einigen Tagen kommt es zu teilweise schmerzhaften, fleckigem Hautausschlag der im Verlauf kleine Bläschen bildet und später als Kruste abfällt.“
Übertragung über engen Kontakt
„Die in den Pocken enthaltene Flüssigkeit ist extrem ansteckend“, so Dr. Bernhard Schaaf. Der Übertragungsweg des Virus sei daher typischerweise enger Körperkontakt, zum Beispiel beim Geschlechtsverkehr. Erhöhtes Risiko bestehe bei Personen mit häufig wechselnden Sexualpartnern. Schon kleine Hautverletzungen reichen laut dem Infektiologen beim Kontakt mit der Flüssigkeit für eine Ansteckung.
Auch eine Übertragung über ausgeatmete Tröpfchen und Speichel sei „bei Face-to-Face-Kontakt“ möglich, eine Übertragung über Aerosol, wie bei Corona, gelte als unwahrscheinlich. Auch über Kleidung und Geschirr sei eine Übertragung möglich. Grundsätzlich seien Betroffene ab dem Auftreten der ersten Symptome bis zum Abfallen aller Krusten ansteckend.
Spezielle Zentren verfügen über Medikament für schwere Verläufe
In den meisten Fälle lasse sich eine Ansteckung mit Affenpocken mit relativ geringem Aufwand symptomatisch behandeln. „Es gibt Cremes, mit denen man die Hautveränderung lokal behandeln kann, ähnlich wie bei Windpocken.“ Wichtig sei, dass die infizierte Person bis zur vollständigen Gesundung isoliert bleibt um keine weiteren Personen anzustecken.
Auch eine Impfung gegen die Affenpocken gebe es, die bis zu 14 Tage nach dem Kontakt zu einem Infizierten sinnvoll sei.
Aufwendiger werde die Therapie nur bei schweren Verläufen, die allerdings sehr selten seien. „Insbesondere Neugeborene, Kinder, Schwangere, alte Menschen und Menschen mit zugrunde liegenden Immunschwächen können schwer an den Affenpocken erkranken. Zu den Komplikationen zählen Gehirnentzündung, Lungenentzündung, bakterielle Hautinfektionen und Augenentzündungen, die zu Sehverlust führen können“, so Dr. Bernhard Schaaf.
Falls in Dortmund ein schwerkranker Patient behandelt werden müsse, käme eines der bundesweit sieben sogenannten Stakob-Zentren ins Spiel - Krankenhäuser die speziell für extrem ansteckende Krankheiten wie Ebola ausgestattet sind. Diese verfügen über das Medikament, das bei schweren Affenpockenverläufen verabreicht wird. „Wir würden dann mit dem Stakob-Zentrum in Düsseldorf Kontakt aufnehmen und würden dieses neue Medikament erhalten“, so Dr. Bernhard Schaaf.
Klinikum ist vorbereitet
Wie sehr sich das Affenpocken-Virus in Deutschland verbreiten werde, sei schwierig zu schätzen. Aber: „Die Affenpocken sind nicht das neue Corona“, so Dr. Bernhard Schaaf. Das Virus sei wesentlich weniger ansteckend und übertrage sich hauptsächlich durch direkten Körperkontakt. Außerdem werde aktuell beobachtet, dass bei Infektionsketten die Schwere der Erkrankung mit jedem Schritt abnehme. Aktuell wird eine Gefährdung der breiten Bevölkerung in Deutschland vom RKI als gering eingeschätzt.
Sollte ein Affenpocken-Patient in Dortmund ein Fall fürs Krankenhaus werden, sei das Klinikum jedenfalls vorbereitet: „Wir haben ja Pläne für viele Infektionskrankheiten, diese wurden jetzt in Bezug auf Affenpocken überarbeitet und angewendet“, so Dr. Bernhard Schaaf.
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