
© Oliver Volmerich
Rathaus, Bahnhof, Kampstraße: die zehn wichtigsten Dortmunder Bauprojekte
Rückblick und Ausblick
Eines kann Corona nicht stoppen: Es gibt weiter reichlich Baustellen in Dortmund. Wir ziehen eine Zwischenbilanz, wie es bei den wichtigsten Projekten 2021 voranging.
Die Bauwirtschaft läuft auch in Dortmund. Und zwar so gut, dass es schon Sorgen gibt, ob alle Bauwünsche auch erfüllt werden können. Wir ziehen zum Jahreswechsel eine Bilanz zu den zehn wichtigsten Bauprojekten in Dortmund.
1. Neue Wohnquartiere
Man muss schon gut zu Fuß sein, um die Baustelle zu erkunden. Über fast zwei Kilometer erstreckt sich das 70.000 Quadratmeter große Areal des alten Südbahnhofs hinter dem Wasserturm am Heiligen Weg.
Inzwischen lässt sich erahnen, dass aus der Brachfläche, die die Bahn vor vielen Jahren hinterlassen hat, ein neues Wohnquartier wird. Denn die ersten Rohbauten des künftigen Kronprinzen-Viertels wachsen schon in die Höhe.

Auf mehreren Baufeldern gleichzeitig laufen die Arbeiten am Kronprinzen-Viertel. © Oliver Volmerich
Insgesamt acht Mehrfamilienhäuser mit 124 öffentlich geförderten Wohnungen entstehen hier für das Wohnungsunternehmen Vivawest, später folgen weitere Mehrfamilienhäuser mit freifinanzierten Mietwohnungen, aber auch Eigenheime und ein Wohn- und Pflegezentrum für Senioren. Das dauert allerdings: Die Übergabe von Bauherr Beta-Bau an Vivawest ist für September 2023 geplant, das gesamte Areal mit bis zu 630 Wohneinheiten soll bis 2025/26 entwickelt sein.

Der „Hombrucher Bogen“ entsteht auf dem Gelände am Luisenglück. © Haus Blossey
Rund 300 Wohneinheiten entstehen zeitgleich auf dem Areal Luisenglück zwischen Barop und Hombruch. Ein erstes Haus mit Kindergarten an der Straße Luisenglück ist schon bezogen, ein zweites, in das unter anderem die Polizeiwache Hombruch einziehen wird, ist in Bau. Ein neues städtisches Seniorenheim ist fast vollendet. Dazu entstehen bis Ende 2023 weitere Mehr- und Einfamilienhäuser am „Hombrucher Bogen“.
2. Rathaus
Große Bauzäune umgeben das Rathaus am Friedensplatz. Im Innern und an der Außenhülle wird fleißig gearbeitet. Doch inzwischen steht fest, dass es mit der geplanten Wiedereröffnung im Herbst 2022 wohl nichts werden wird.

Das Rathaus am Friedensplatz ist zurzeit eine Großbaustelle. © Hans Blossey
Schuld hat allerdings nicht mangelndes Tempo bei der auf zwei Jahre angelegten, rund 36 Millionen Euro teuren Sanierung, sondern eine Baupanne im Sommer 2021 als Wasser bei einem Starkregen nicht abgeleitet wurde, sondern ins Gebäude floss. Der Schaden war immens. Böden und Wände müssen teilweise erneuert werden.
Das läuft nun parallel zur eigentlichen Sanierung, die sich dadurch verzögern wird. Wie lange, ist noch unklar. Angepeilt für den Wiedereinzug der Politik wird nun das Frühjahr 2023.
3. Hauptbahnhof
Es ist Dortmunds wohl langwierigste Baustelle - oder besser gesagt: eigentlich sind es zwei langwierige Baustellen. Beim Umbau der Bahnstation ist immerhin die Halbzeit erreicht. Drei Jahre nach Baubeginn sind inzwischen drei Bahnsteige erneuert - mit modernem Mobiliar, neuen Dächern und vor allem barrierefrei.
Von Nord nach Süd geht die 130 Millionen Euro teure Erneuerung des Hauptbahnhofs bis 2024 weiter. Aktuell wird am Bahnsteig mit den Gleisen 11 und 16 gebaut, der bis Sommer 2022 erneuert sein soll.

Unterhalb der schon fertigen neuen Bahnsteige wird aktuell am neuen Nordausgang des Hauptbahnhofs gearbeitet. © Oliver Volmerich
Komplizierter als erwartet gestaltet sich dagegen die Erneuerung des Nordzugangs. Wegen des schwierigen Baugrunds seien umfangreichere Gründungsarbeiten für die neue Treppe nötig, teilt die Bahn mit. Die Folge: Die „Nottreppe“ aus Metall, die zur Nordstadt führt, bleibt länger als geplant erhalten. Der eigentliche Nordzugang ist statt ab Dezember 2021 wohl voraussichtlich erst Ende Februar 2022 wieder nutzbar.

Voraussichtlich bis Ende Februar 2022 bleibt die Nottreppe am Nordeingang des Hauptbahnhofs wohl erhalten. © Oliver Volmerich
Die Verspätung um wenige Monate ist allerdings nichts gegen die jahrelange Verzögerung bei der Erweiterung der Stadtbahnstation Hauptbahnhof, an der die Stadt seit 2014 baut. Inzwischen ist ein Teil der neuen, breiten Bahnsteig schon nutzbar, aktuell läuft der Umbau am südlichen Zugang.

Unter dem Hauptbahnhof ist ein Teil der erweiterten Stadtbahnstation mit neuen Zugängen schon zu erkennen. © Oliver Volmerich
Abgeschlossen werden sollen die Bauarbeiten nach dem aktuellen Zeitplan des Tiefbauamtes bis Ende 2022 - vier Jahre später als ursprünglich geplant und zehn Jahre nach Baubeginn.
4. DEW-Fernwärmenetz
Vor allem für Autofahrer war es 2021 die wohl nervigste Baumaßnahme. Gleich an mehreren Stellen der Innenstadt, unter anderem am Wallring, hat Energieversorger DEW21 Heißwasserleitungen verlegt.

Gleich an mehreren Stellen der Innenstadt baut DEW21 weiter am modernen Fernwärmenetz. © Oliver Volmerich
Seit 2018 läuft die rund 100 Millionen Euro teure Erneuerung des Fernwärmenetzes. 2022 geht es unter anderem im Bereich Kleppingstraße, am Burgtor, im Brückstraßenviertel und am Heiligen Weg weiter. Zeitziel ist der Herbst 2022 - pünktlich zur Abschaltung des alten RWE-Kraftwerks an der Weißenburger Straße.
5. Speicherstraße
Es ist Dortmunds Zukunftsbaustelle. Aus der alten Speicherstraße mit alten Lagergebäuden soll ein „Digitalquartier“ werden. Aktuell läuft der Umbau des Straßenraums im südlichen Abschnitt, wo neue Plätze und eine Uferpromenade entstehen.
Zeitgleich entsteht ein Neubau für die Akademie für Digitalität und Theater und ein altes Fuhrmannsgebäude wird zum sozialen Zentrum „Heimathafen“ umgebaut. In den alten Speichergebäuden am Ufer soll 2022 der Umbau zum Lensing Media Port und zum Hafenforum mit Gründerzentrum beginnen.
Fast vollendet ist der Neubau an der Hafenbrücke am Westende der Speicherstraße. Das „Leuchtturm“ genannte Gebäude wird 2022 Sitz des Fraunhofer-Instituts für Software und Systemtechnik.

Zur Großbaustelle wurde 2021 die südliche Speicherstraße am Hafen. © Hans Blossey
Sichtbares Zeichen des sich anbahnenden Wandels ist das Skelett der alten Stahlhalle an der nördlichen Speicherstraße. Auch hier sollen bald neue Gebäude für das „Digitalquartier“ entstehen.
6. Phoenix-See
Ebenfalls eine Dauerbaustelle ist das Phoenix-Projekt - aber so ist es auch geplant. Schließlich ist die Entwicklung von Phoenix-West rund um die alten Hochöfen und des Phoenix-Sees im Osten von Hörde eines der größten Städtebau-Projekte in Deutschland. Und elf Jahre nach der Flutung des Sees ist die Bebauung dort fast vollendet.

Fast vollendet ist die Bebauung am Phoenix-See. Größte Baustelle dort ist aktuell der Neubau des Stiftsquartiers an der Faßstraße (unten rechts). © Hans Blossey
Das gilt auch für das große Bauprojekt „SEEyou“ am Südufer. Fast fertiggestellt ist die Comunita Seniorenresidenz Phoenix-See mit dem zwölfstöckigen Wohnturm an der Nordseite.
Zugleich laufen die Rohbauarbeiten am neuen Stiftsquartier an der Faßstraße, deren Umbau inzwischen abgeschlossen ist. Im Stiftsquartier entstehen bis Büros, Wohnungen und eine Markthalle mit Supermarkt und Gastronomie.
7. Phoenix-West
Das Phoenix-West-Areal war 2021 vor allem wegen des Impfzentrums in der Warsteiner Music Hall in den Schlagzeilen. Aber es wurde und wird auch weiter fleißig gebaut. Das preisgekrönte Phoenix-Werk ganz im Osten ist zumindest im ersten Bauabschnitt vollendet, ebenso wie im Westen des Areals das TMM-Forum, die Phoenix-Arkaden und weitere Gewerbebauten.

Viele neue Arbeitsplätze sind schon auf Phoenix-West entstanden, aber es wird weiter fleißig gebaut. © Hans Blossey
An der Robert-Schuman-Straße entsteht ein weiterer Neubau für Stromnetz-Betreiber Amprion, avisiert ist der Bau einer neuen Unternehmenszentrale für das Software-Haus Materna ganz im Westen des alten Hochofenwerks.
8. Dortmunder U
Man kann es auch mit einem weinenden Auge sehen: Der U-Turm mit den „Fliegenden Bildern“ von Adolf Winkelmann, die zu einem weithin sichtbaren Wahrzeichen Dortmunds geworden sind, wird mehr oder minder eingemauert.

Studentenwohnungen (unten links) und ein Hotelkomplex (rechts) entstehen aktuell rund um den U-Turm. © Hans Blossey
Im Westen ist an der Ritterstraße ein Neubau mit Studierendenwohnungen in die Höhe gewachsen. An der Rheinischen Straße entsteht ein Komplex mit zwei Hotels. Daneben sind zwei weitere Bürobauten geplant. 2022 wird DEW21 hier aber auch an einem weiteren Teilstück des neuen Fernwärmenetzes bauen.
9. Kampstraße
Wenn es um die Suche nach Dortmunds größtem Pannen-Projekt geht, fällt die Wahl nicht schwer. Die Vollendung des Boulevards Kampstraße mitten in der City kommt weiterhin nur schwer voran. Nachdem sich Planung und Weiterbau jahrelang verzögert hatten, wurde im Mai mit der Erneuerung der Oberfläche am Reinoldipylon begonnen - obwohl die Fördermittel des Landes über 2,3 Millionen Euro verfallen waren.

Ein Baustopp am Reinoldipylon verzögert zurzeit den Weiterbau am Boulevard Kampstraße. © Oliver Volmerich
Doch im September kam hier der Baustopp, weil durch die Arbeiten an der Oberfläche unerwartete Bauschäden an der darunterliegenden Stadtbahnstation Reinoldikirche und an der Abdichtung aufgetreten waren. Im Frühjahr 2022 soll nun vorsichtig weitergearbeitet und dann entschieden werden, wie das Werk vollendet wird.
In Richtung Platz von Leeds stehen dann erst einmal Bauarbeiten der Kanalbauer und von DEW21 an. 2023 soll der Boulevard nach den Entwürfen von 1998 (!) dann weiter Formen annehmen.
10. Stadtkrone-Ost
Gebaut wird seit vielen Jahren eigentlich ständig auf der Stadtkrone-Ost. Zurzeit ist das aber besonders augenfällig, weil nun die letzten Lücken in der ersten Reihe direkt an der B1 geschlossen werden. Das Areal, einst Kasernengelände der britischen Rheinarmee, ist eine Mischung aus Wohnquartier, Gewerbegebiet und Büroadresse.

Fleißig gebaut wird wieder in der ersten Reihe der Stadtkrone-Ost an der B1. Hier entsteht unter anderem ein weiteres Bürogebäude für das IT-Unternehmen Adesso. © Oliver Volmerich
Und das zeigt sich besonders in der ersten Reihe, wo neben dem markanten ADAC-Gebäude gleich zwei große Gebäudekomplexe entstehen. Im September wurde der Grundstein für einen neuen Bürokomplex gelegt, den das Bauunternehmen Freundlieb bis Frühjahr 2023 für das IT-Unternehmen Adesso baut.
Nebenan entsteht bis 2024 die neue Zentrale der Continentale Versicherungsgruppe. Dortmund bekommt an der B1 so ein neues repräsentatives Eingangstor.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
