Das Nachtleben in Dortmund hat sich verändert – das ist zumindest die Ansicht des Dortmunder Barbetreibers Emirhan Ucar (25), besser bekannt unter seinem Spitznamen Emilio. Er ist Betreiber des Klubhauses Stadtgarten und eröffnet im September seine zweite Bar. Er wünscht sich vor allem eins: mehr Zusammenhalt unter den Barbetreibern. „Jeder kocht sein eigenes Süppchen. Das war mal anders. Wenn ich mir Geschichten von vor 10, 15 Jahren anhöre, dann sage ich: ‚Ey, wie geil war das bitte’“, sagt der 25-Jährige.
Damals hätten die verschiedenen Barbetreiber zusammen Veranstaltungen organisiert oder haben sich untereinander besucht. Ein Gedanke, den Emilio gerne wieder in Dortmund zurückbringen würde. „Wenn ich voll bin, sage ich den Leuten: Sie sollen in eine andere Bar gehen. Ich kenne die, die sind auch gut“, so Emilio.
Mehr Liebe und mehr Party
Auch bei seinen nächsten Wünschen nimmt er die Betreiber der Clubs in die Pflicht. „Ich wünsche mir mehr Liebe, mehr Zuneigung, das gehört beim Nachtleben einfach dazu, und vor allem mehr Party“, sagt Emilio und führt weiter aus: „Es kann nicht sein, dass die Leute nicht wissen, wo sie an einem Freitag- oder Samstagabend hingehen können.“
Emilio selbst ist früher immer in den Bars unterwegs gewesen – und hat es laut eigener Aussage geliebt. Genau diese Liebe möchte er auch als Barbetreiber vermitteln. „Das Nachtleben nimmt aber extrem ab. Ich habe das Gefühl, dass viele sich weniger Mühe geben”, findet der Dortmunder.
Den Grund dafür sieht der 25-Jährige in einer Sache: „Viele Gastronomen oder auch Clubbesitzer sind nicht mit Herz und Leidenschaft dabei. Sie gehen nach Trends und versuchen, das zu machen, was doch jedem gefallen muss.“
Emilio ist der Ansicht, dass man das nicht machen sollte, sondern auf seine Stärken vertrauen soll. „Wenn in ein paar Jahren Schlager angesagt ist, muss ich trotzdem nicht Schlager spielen. Das ist nicht meine Musik. Dafür gibt es Clubs, die sich darauf spezialisiert haben“, sagt er. Er findet, man soll nur das tun, was man selbst liebt – unabhängig von den Trends.
Drogen und Gewalt sind Probleme
Zwei weitere Problemherde hat Emilio allgemein in der Innenstadt ausgemacht: Drogen und Gewalt. „Ich habe das selbst erlebt an unserem Klubhaus am Stadtgarten. Das ist schlimm, wir haben viele Menschen gesehen, die einfach gefangen sind im Drogenrausch“, erzählt der Barbetreiber. So hätten die Menschen sich oder die Drogen im Garten versteckt und eine Crackpfeife nach der anderen geraucht. Laut dem 25-Jährigen würden sich Gastrokollegen über dieselbe Problematik beschweren.
Eine mögliche Lösung hat der 25-Jährige, der seinen Bachelor in sozialer Arbeit abgeschlossen hat, auch. „Wir brauchen mehr Prävention. Dafür muss es ein größeres Angebot geben“, findet Emilio. Um die Menschen davon abzuhalten, auf der offenen Straße Drogen zu konsumieren, findet der Dortmunder, sollten geschützte Räume zur Verfügung gestellt werden. Dort könnten die Menschen konsumieren, ohne anderen zu schaden.
Auch sieht Emilio einen Anstieg der Gewalt. „Ich fühle mich unsicher, wenn ich nachts nach Hause gehe“, sagt der 25-Jährige. Mit diesem Gefühl ist er nicht allein. „Viele Gäste kommen zu uns und sagen, sie wurden angepöbelt. Wir können zwar für die Sicherheit in unserem Club garantieren, aber nicht außerhalb“, so der Barbesitzer.
Zwar lobt Emilio die Polizei und das Ordnungsamt, allerdings ist das Unsicherheitsgefühl allgegenwärtig, wenn man „zwischen drei und vier Uhr morgens über die Brückstraße läuft“.