Anja und Jörg Jensen, die am Herwingweg 4 in Wickede wohnen, frieren sich weiter durch den Winter. Die Heizung in ihrer Wohnung und das warme Wasser funktionieren noch immer nicht. Und das seit August 2022. „Momentan haben wir 12,9 Grad in der Wohnung“, sagt Jörg Jensen beim Telefonat am Mittwoch (25.1.). Zwar hat das Ehepaar Tauchsieder und Heizlüfter besorgt, aber Letztere schaffen ihrer Aussage zufolge nur eine Erwärmung von 1 bis 3 Grad.
Problem sei auch, dass sie unglaublich viel Strom fressen. Das habe nicht nur eine erhöhte Stromrechnung zur Folge - man müsse auch aufpassen, welche Geräte man gleichzeitig anschließe. Kochen oder waschen plus heizen gleichzeitig geht nicht. Da fliegt die Sicherung raus. Die Kosten für die Zusatzgeräte und für die Energiekosten wollen die Jensens in den nächsten Monaten von der Miete abziehen.
Beiden Jensens geht es schlecht, mental wie körperlich: „Neulich war ich an einem Punkt, da hätte ich um mich schlagen können“, sagt Jörg Jensen. „Da musste mich meine Frau beruhigen.“ Anja Jensen jedoch geht es selbst nicht gut: Sie leidet unter dem Raynaud-Syndrom. Das ist eine Durchblutungsstörung, die sich besonders bei Kälte bemerkbar macht. Ab 15 Grad Außentemperatur sollte sie Handschuhe tragen, andernfalls wird die Haut auf ihren Händen kalkweiß.
Beide mussten erst kürzlich eine Erkältung durchstehen. Wenig angenehm sei auch der fortschreitende Schimmelbefall in der Wohnung. Und die aufgehängte Wäsche trocknet schlecht.
Vor diesem Hintergrund umso ärgerlicher für sie ist, dass die Heizungsanlage laut Jörg Jensen bereits seit dem 22. Dezember repariert ist. Das Problem bestehe nun nur noch darin, dass niemand einen Schlüssel für den Raum im Keller habe, in dem sie wieder eingeschaltet werden müsste.

15 Wohnungen seien von diesem Desaster betroffen. Davon seien aber nur noch 4 oder 5 bewohnt. Alle anderen Mieter haben mittlerweile Reißaus genommen. Dass die Jensens nicht ebenfalls die Flucht ergreifen, hängt mit ihrer besonderen Lebenssituation zusammen. Sie haben einen Hund, und Jörg Jensen braucht eine Unterstellmöglichkeit für sein Motorrad. Es sei daher nicht leicht, eine adäquate Wohnung zu finden. Er gebe die Hoffung immer noch nicht auf, dass die Heizung doch eines Tages wieder funktioniere.
Die zuständige Immobilienfirma Belvona mit Sitz in Düsseldorf ist mittlerweile auch anderswo wegen ähnlicher Probleme negativ aufgefallen - zum Beispiel in Dorsten, Castrop-Rauxel oder Kamen. In Herne hat die dortige Wohnungsaufsicht ein Belvona-Haus wegen defekter Heizungen, Wassereinbrüchen und offenliegender Stromkabel im Dezember zwangsgeräumt.
Oberste Priorität für das Wohnungsamt
Christian Schön, Sprecher der Stadt Dortmund, teilt auf Anfrage mit: „Der Wohnungsaufsicht sind die Mängel im Herwingweg bekannt und ein wohnungsaufsichtsrechtliches Verfahren nach Paragraph 6 Wohnraumstärkungsgesetz NRW gegen die Eigentümerin ist anhängig.“
Dieses sei erst dann abgeschlossen, wenn die Eigentümerin ihren Instandhaltungspflichten vollumfänglich nachgekommen sei und alle benannten Mängel am Wohnraum beseitigt worden seien.
In dem Verfahren habe die Wohnungsaufsicht erwirken können, dass einige Reparaturen bereits durchgeführt oder beauftragt worden seien. Und, so Schön weiter: „Die Mieter der noch betroffenen Wohnungen behelfen sich übergangsweise mit alternativen Heizquellen, was natürlich kein Dauerzustand bleiben kann.“ Eine zeitnahe Lösung habe für das Wohnungsamt oberste Priorität.
Von der Firma Belvona war keine Stellungnahme zu erhalten.
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