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Dortmund-Tatort: Wie Faber-Sprech und ein „Schlüpper“ ins Drehbuch fanden
Jubiläums-Zweiteiler
Der Dortmunder Tatort-Kommissar Peter Faber hat seine eigene Ermittlungsmethode – und ein eigenes Sprech, das Darsteller Jörg Hartmann mit ins Drehbuch fabert. Auch in den Jubiläums-Tatort.
Mafia-Boss Domenico Palladio steht sichtlich unter Druck, als Hauptkommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) aus Dortmund und sein Münchener Kollege Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) ihn an der Theke eines vietnamesischen Restaurants in München in die Zange nehmen.
Vor allem Peter Faber geht den Obermafioso an: „Ich weiß, was du jetzt denkst, du kleiner Patenonkel“, zischt er ihm ins Gesicht. Der Italiener verweist auf Fabers fehlende Zuständigkeit. „Meine Zuständigkeit sind Arschlöcher und ihre Freunde“, sagt Hartmann in bekannter Pöbelmanier, nennt den Verbrecher „Pinocchio“ und droht, Brennholz aus ihm zu machen.
Der Mafia-Mann macht sich mit unterschwelligen Drohungen vom Hof, und Faber meint zum angesäuerten Leitmayr: „Ich habe den weichgekocht, der hat eine Bremsspur im Schlüpper.“
Der Faber-Sprache eigenen Stempel aufgedrückt
Der Jubiläums-Tatort „In der Familie“, ein Crossover-Krimi mit den Ermittlungsteams aus Dortmund und München, ist ein spannender Zweiteiler, der im Milieu der kalabrischen Mafia spielt. Für Nervenkitzel sorgt unter anderem die Szene in dem vietnamesischen Restaurant – mit dem üblichen Faber-Sprech. Und der stammt nicht allein aus der Feder des Drehbuch-Autors.
Schon seit der ersten Tatort-Folge „Alter Ego“ vor acht Jahren hat Jörg Hartmann der Faber-Sprache ihren Stempel aufgedrückt. Und in den Folgejahren mal mehr, mal weniger. „Das war natürlich am Anfang sicherlich noch mehr, weil man den Ton, der an Dortmund und das Ruhrgebiet andockt, erst finden musste. Und dann manchmal bei Autoren, die nicht ständig für uns schreiben.“
Er habe da freie Hand, sagt Hartmann. „Ich frage dann: ‚Ist das für euch okay, wenn ich das jetzt in einen Faber-Sprech verwandle?‘“
Feinschliff auch noch während des Drehs
Auch in dem Jubiläums-Zweiteiler, wie in der Szene im vietnamesischen Restaurant, sei Fabers Sprache „das ein oder andere Mal“ seine – auf der Grundlage dessen, was Drehbuch-Autor Bernd Lange geschrieben habe, erzählt Hartmann. Ebenso habe er in den längeren Texten des ersten Teils mit Regisseur Dominik Graf immer geguckt, wie „ich das zu meinem Faber machen kann“.
Mit Graf und auch mit Pia Strietmann, die beim zweiten Teil Regie führte, habe man das gut zusammen erarbeiten können, so Hartmann: „Der Feinschliff findet immer schon vor Beginn der Dreharbeiten statt und dann bis zuletzt während des Drehs.“
Läuft der neueste Dortmund-Tatort sonntagsabends im Fernsehen, gehört Jörg Hartmann nicht unbedingt zu den Zuschauern. Und das hat seinen Grund. „Wenn die Dreharbeiten noch nicht so lange her sind, fällt es mir immer schwer, das zu sehen. Ich bin dann noch zu nah an den Dreharbeiten und nicht objektiv. Ich vergleiche dann, was ich sehe, mit dem, was ich in Erinnerung habe vom Drehen.“
Begeisterung kommt erst später
So hat er auch den Link, den er vorab zum vorletzten, noch nicht ausgestrahlten Dortmund-Tatort „Heile Welt“ bekommen habe, noch nicht angeklickt. „Das war mir zu nah dran, ich konnte und wollte den jetzt noch gar nicht gucken. Das braucht noch Zeit.“
Anders bei der Episode „Kollaps“ von 2015, die kürzlich wiederholt wurde. „Das habe ich mir die erste halbe Stunde angeguckt“, sagt Hartmann, „und dachte so, ‚Wow, eigentlich cool, was bei uns da alles so abgeht‘.“
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
