Lars Schrull (31) ist Vermögensberater der Dortmunder Reichen Er handelt mit Millionen

Vermögensberater der Reichen: Dieser Mann handelt mit Millionen
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Vermögensverwalter Lars Schrull trägt braune Lederschuhe, einen dunkelblauen Anzug, ein blau-weiß gestreiftes Hemd, seine Haare sind weit zurück gegelt und sein Lächeln ist so groß wie das Volumen der Vermögen, die er verwaltet: 51 Millionen Euro. Sein Aussehen ist Teil seiner Berufung.

Lars Schrull ist Portfoliomanager bei der Dortmunder Sparkasse in der aktiven Depotbetreuung. Der Bereich gehört zu den wichtigsten in der Bank – weil das Geschäft wächst und weil die Bank Menschen braucht, die den Finanzmarkt lieben. Und Lars Schrull liebt den Finanzmarkt: „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.“

Als er 23 Jahre alt war, habe er sein Hobby entdeckt – auf der Arbeit. Schrull ließ sich zum Bankkaufmann ausbilden, hospitierte zwei Wochen im Vermögensmanagement: „Dann habe ich meine erste Aktie gekauft und ich konnte es kaum abwarten, selbst Kunden zu beraten“. Heute ist der Portfoliomanager 31 und berät die bekanntesten Dortmunder Unternehmer.

Als Vermögensberater gut gekleidet und bodenständig

Sein Aussehen ist ein Teil der Vermarktung, ein Statement an seine Kunden. Die silberne Uhr passt genau zu den zwei silbernen Ringen an seinen Händen, der braune Gürtel zu den braunen Schuhen, der oberste Knopf am Hemd, der offen ist.

Doch der Vermögensberater ist alles andere als abgehoben. Schrull trägt das Ruhrgebiet in sich und das kommt auch hin und wieder zum Vorschein: „Mensch, die Dividende war top und die sinn ja so weit runter gegangen, lass ma aufstockn“, erinnert er sich an ein Kundengespräch. Zur Begrüßung schlägt er auch mal mit der Hand ein, manche Kunden duzt er, mit einigen telefoniert er mehrmals die Woche.

Der Portfoliomanager beschäftigt sich den ganzen Tag mit Daten, Zahlen und Analysen zu Wertpapieren.
Der Portfoliomanager beschäftigt sich den ganzen Tag mit Daten, Zahlen und Analysen zu Wertpapieren. © Dennis Pesch

„Persönlicher geht’s nicht.“ Wenn jemand den hauseigenen Slogan der Sparkasse Dortmund lebt, dann Schrull. Dabei ist er erst seit Januar 2022 in der aktiven Depotbetreuung. Mit 31 betreut er nun 58 Mandate. Ab 250.000 Euro können Menschen ihr Vermögen hier anlegen. Sie zahlen dafür im Jahr eine Provision von 1,45 Prozent auf das Vermögen. Bei Vermögen zwischen 1 und 2 Millionen sind es 1,2 Prozent und ab 2 Millionen Euro 0,95 Prozent.

Depotbetreuung: Aus Geld noch mehr Geld machen

2017 hat das Private Banking der Dortmunder Sparkasse die Aktive Depotbetreuung gegründet. Damals war das Private Banking eine Tochtergesellschaft. Seit 2022 ist die Depotbetreuung nun eine Fachabteilung innerhalb der Sparkasse. Über 180 Mandate mit einem Volumen von 127 Millionen Euro werden von einem vierköpfigen Berater-Team verwaltet.

Ihr Job ist, aus dem Geld der Kunden noch mehr Geld zu machen. „Wir investieren in 90 Investmentfonds, ETFs, 200 Einzelaktien und 120 Unternehmens- und Staatsanleihen“, sagt Schrull. Zu 400 Wertpapieren beraten sie ihre Kunden nach gesetzlichen Vorgaben. „Wir machen den ganzen Tag nichts anderes, als den Markt zu scannen und uns die Portfolios unserer Kunden anzugucken“, schwärmt er.

In dem Besprechungsraum der 2. Etage der Dortmunder Sparkassen stehen ein Bulle und ein Bär aus Gusseisen auf einem tiefen Marmortisch hinten im Raum, umgarnt von einigen Sofas. Die Symbole stehen für die Kursentwicklungen an der Börse: der Bulle mit den Hörnern für den Aufwärtstrend. Der sich duckende Bär mit gesenktem Schädel für den Abwärtstrend.

Wertpapiere günstig einkaufen und mit viel Gewinn verkaufen

Schrulls Job ist es, für die Dortmunder Reichen von beiden Trends zu profitieren. Wenn man es zuspitzen will, ist seine Mission: günstig einkaufen und mit dem möglichst größten Gewinn verkaufen. Doch da muss der Portfoliomanager genau aufpassen: „Wir sind uns der Verantwortung bei der Betreuung großer Kundengelder bewusst“, versichert der Sparkassenmitarbeiter.

Bullen und Bären sind die bekanntesten Symbole für die Kursbewegungen an der Börse.
Bullen und Bären sind die bekanntesten Symbole für die Kursbewegungen an der Börse. © Dennis Pesch

Und tatsächlich muss Schrull viele Regeln einhalten. Die Gesetze geben genau vor, wie er seinen Job machen darf. Bei einem Kauf muss er das Gespräch mit dem Kunden aufnehmen, sie bei jedem Kauf über die Risiken eines Investments belehren.

Und er darf die Börse nicht manipulieren. Sein eigenes Depot wird von der Sparkasse überwacht und mit denen seiner Kunden abgeglichen: „Neben den gesetzlichen Regulierungen werden unsere eigenen Depotaktivitäten auch intern automatisiert durch unsere Compliance-Abteilung überwacht, um Interessenkonflikte zu vermeiden.“

Der Renditewunsch von Dortmunds Eliten

Der Portfoliomanager kennt sein Geschäft und seine Kunden kennen es auch. Schrull verwaltet Vermögen von 250.000 bis zu 6,5 Millionen Euro. „Die meisten Kunden sind seit Jahren in dem Business unterwegs und kennen sich mit Wirtschaft aus. Viele sind selbst Unternehmer.“

Dabei hat die Dortmunder Wirtschaftselite unterschiedliche Vorstellungen davon, wie das Geld angelegt werden soll. Manche Kunden wollen zweistellige Renditen erzielen, andere nur die Inflationsrate ausgleichen. Schrull nimmt es, wie es kommt: „Wir sehen uns als Sparringpartner. Wir beraten, sie entscheiden.“

Gerade bei Unternehmern sei das ein beliebtes Konzept, weil sie auch in ihrem Alltag viele Entscheidungen treffen. Und Schrull kann es nachvollziehen, denn er handelt auch selbst mit hohen Summen: „Wenn ich mein eigenes Depot selbst nicht aktiv managen würde, wäre ich nicht so erfolgreich wie jemand, der selbst auch investiert.“

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 2. Juli 2024.