
© Montage Martin Klose
Platz vor Westfalenhallen soll zum Freizeitpark auf Zeit werden
Schausteller-Idee
Kirmesveranstaltungen sind wegen der Corona-Krise weiter verboten, der Betrieb von Freizeitparks ist aber wieder erlaubt. Das bringt die Dortmunder Schausteller auf eine ungewöhnliche Idee.
Jede Menge Lockerungen zu den Coronaschutz-Regelungen hat die NRW-Landesregierung in den letzten Wochen verkündet. Nicht immer erscheint alles dabei logisch: Handball und Fußball sind erlaubt, Kitas bleiben dagegen vorerst für die meisten Kinder geschlossen.
Von den noch sehr strengen Regeln sind auch die Geschäfte der Schausteller betroffen. Großveranstaltungen sind bis zum 31. August verboten. Darunter fallen nach der aktuellen Version der Corona-Schutzverordnung ausdrücklich auch Volksfeste, Jahrmärkte und Kirmesveranstaltungen.
Zugleich können aber seit dem 11. Mai Freizeitparks wieder öffnen. Eine Nachricht, die die notleidenden Dortmunder Schausteller hellhörig und erfinderisch werden lässt. Ihre Idee: „Wir wollen eine mobile Variante, einen Freizeitpark auf Zeit, vor den Westfalenhallen aufbauen“, erklärt Patrick Arens vom Schaustellerverein Rote Erde.
Onlinetickets im Vorverkauf
Funktionieren könnte es nach dem Prinzip bekannter fester Freizeitparks: Man zahlt einmal Eintritt und kann dafür verschiedene Fahrgeschäfte nutzen. Eine Wildwasser-Bahn, die Achterbahn ‚Wilde Maus‘ und diverse Karussells könnten die Schausteller bieten, berichtet Arens.

Die Achterbahn „Wilde Maus“ könnte Teil eines mobilen Freizeitparks der Dortmunder Schausteller werden. © Stephan Schütze
Corona-gerecht könnte man bei einer ausreichend großen Fläche rund um die Westfalenhallen den Zugang auf eine Person pro zehn Quadratmeter begrenzen. „Gesteuert wird das über ein Online-Vorverkaufssystem“, erklärt Arens. „Alles läuft soweit wie möglich kontaktlos.“ Und auch die sonstigen Corona-Hygieneregeln wollen die Schausteller selbstverständlich erfüllen.

Reichlich Platz: Rund um die Westfalenhallen wollen die Dortmunder Schausteller einen Freizeitpark auf Zeit einrichten. © Hans Blossey
Der Vorteil: Mit einem temporären Freizeitpark könnten die Schausteller schon vor dem 31. August wieder starten. Arens denkt an die Zeit der Sommerferien, in der der Freizeitpark auf Zeit daheimgebliebenen Familien Abwechslung bieten könnte.
Es gibt historische Vorbilder
Anknüpfen könnte man damit gleich an mehrere historische Vorbilder: Jahrelang gab es vor den Westfalenhallen eine Ferienkirmes zur Sommerzeit. Und einen Freizeitpark kennt die Dortmunder Geschichte ebenfalls: Im Fredenbaumpark gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen Lunapark mit Gebirgsbahn, Karussells und anderen Vergnügungsangeboten der damaligen Zeit.

1912 wurde der Lunapark am Fredenbaum eröffnet © Archiv
Eine andere Überlegung ist, ein Riesenrad oder andere Fahrgeschäfte im Westfalenpark aufzubauen. Auch der ist ja eine Art Freizeitpark mit begrenztem Zugang und hat seit dem 7. Mai wieder geöffnet. Ein historisches Vorbild gibt es hier ebenfalls: Denn kirmes-artiges Vergnügen gab es im Park auch bei der Gartenschau Euroflor 1969.
In der Stadtverwaltung will man den Wunsch wohlwollend prüfen. „Die Schausteller sind eine der am stärksten betroffenen Branchen dieser Pandemie“, stellt Wirtschaftsförderungs-Chef Thomas Westphal fest. „Wir begrüßen daher die Idee eines temporären Freizeitparks. Wir arbeiten jetzt gemeinsamen daran, wie wir sie unter der Beachtung aller Auflage des Infektionsschutzes realisieren können.“
Gespräche mit der Politik
Auch aus der Politik gibt es positive Signale. Anfang dieser Woche sagte die CDU-Ratsfraktionen den Schaustellern bereits ihre Unterstützung zu. Andere Fraktionen haben ebenfalls Gespräche mit den Schaustellern vereinbart. SPD-Fraktionsgeschäftsführer Andrew Kunter signalisiert schon grundsätzliche Bereitschaft, Hilfe zu leisten. Die ersten Überlegungen der Schausteller nennt er eine „charmante Idee“.

2010 stand schon einmal ein Riesenrad vor der Hörder Burg am Phoenix-See. © Jörg Bauerfeld
Dazu könnte auch die von CDU-Ratsherr Sascha Mader geäußerte Idee gehören, ein Riesenrad am Phoenix-See aufzubauen - wie schon 2010 beim Fest zur Flutung des Sees.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
