
Stadtsprecherin Anke Widow verweist auf die hohe Aufnahmequote der Stadt Dortmund bei Geflüchteten aus der Ukraine. © dpa/Archiv
Neue Flüchtlinge in Dortmund? „Stadt hat ihr Soll übererfüllt“
Asylbewerber
Die Stadt Dortmund muss sich darauf einstellen, wieder vermehrt Asylbewerber aufnehmen zu müssen. Sie hofft aber bei Zuweisungen durch das Land auf Entgegenkommen - aus einem besonderen Grund.
Deutlich angestiegen ist die Zahl der Asylbewerber, die vor allem aus Kriegs- und Krisenländern wie Syrien, Afghanistan und dem Irak nach Deutschland kommen. In der Landeserstaufnahmeeinrichtung für NRW in Bochum wurden in dieser Woche täglich um die 260 neu ankommende Flüchtlinge gezählt.
Sie werden von dort aus nach der Registrierung auf die Kommunen weiterverteilt. Viele klagen jetzt schon über Überlastungen und einen Mangel an Unterbringungsmöglichkeiten.
Wann und wie viele Asylbewerber in Dortmund ankommen, ist noch unklar. Es zeichnet sich allerdings ab, dass es bald wieder Zuweisungen geben könnte. Die gab es zuletzt nicht, weil Dortmund die Quote zur Verteilung von Flüchtlingen nach dem sogenannten Königssteiner Schlüssel bislang übererfüllt hat.
Doch das Polster ist aufgebraucht: Bei der Verteilung nach dem Flüchtlings-Aufnahmegesetz liegt die Quote für Dortmund nach den aktuellen Daten der Bezirksregierungsarnsberg vom 30.9. bei 99,9 Prozent. Rein rechnerisch müsste Dortmund neun weitere Asylbewerber aufnehmen.
Trotzdem setzt man bei der Stadt darauf, dass man bei der Verteilung neuer Asylbewerber durch die Bezirksregierung Arnsberg bis auf Weiteres nicht in erster Reihe steht, zumal es noch zahlreiche Gemeinden gibt, bei denen die Aufnahmequote deutlich unter 100 Prozent liegt.
Viele ukrainische Flüchtlinge aufgenommen
„Wir gehen davon aus, dass das Land bei der weiteren Verteilung von Flüchtlingen die Tatsache würdigt, dass die Aufnahme von ukrainischen Flüchtlingen seit März höchst unterschiedlich verlaufen ist“, erklärt Stadtsprecherin Anke Widow. Dortmund gehöre zu den Großstädten in NRW, die seit Beginn des Ukraine-Krieges die meisten ukrainischen Flüchtlinge aufgenommen haben - aktuell knapp 7.000 Menschen. „Damit hat die Stadt ihr Soll übererfüllt“, so Widow.
Dazu kommt, dass die Stadt auch die Quote für die Aufnahme von anerkannten Flüchtlingen, denen in Wohnsitz zugewiesen wurde, deutlich übererfüllt. „Hier hat Dortmund mit 232,89 Prozent eine der höchsten Erfüllungsquoten unter den Kommunen“, erklärt Anke Widow.
Insgesamt lebten damit etwa 9.000 Geflüchtete aller Nationalitäten mehr in der Stadt als es bei einer gleichmäßigen Verteilung innerhalb NRWs der Fall wäre. Lediglich die Quote nach dem Flüchtlingsaufnahme-Gesetz zu betrachten, würdige die Leistung Dortmunds bei der Unterbringung nicht ausreichend.
Ein Engpass bei der Unterbringung von Flüchtlingen ist in Dortmund selbst bei Neuzuweisungen nicht so schnell zu befürchten. Sozialdezernentin Birgit Zoerner verwies am Dienstag (27.9.) darauf, dass in den kommunalen Gemeinschaftsunterkünften noch rund 300 Plätze zur Verfügung stünden. Rund 1000 weitere Plätze habe man in Reserve.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
