300 Plätze bietet die Flüchtlingsunterkunft in Containern an der Mergelteichstraße - eine von mehreren städtischen Unterkünften für Asylbewerber. Weitere Plätze sind in Reserve, sagt Sozialdezernentin Birgit Zoerner.

300 Plätze bietet die Flüchtlingsunterkunft in Containern an der Mergelteichstraße - eine von mehreren städtischen Unterkünften für Asylbewerber. Weitere Plätze sind in Reserve, sagt Sozialdezernentin Birgit Zoerner. © Oliver Volmerich

Mehr Flüchtlinge für Dortmund? „Wir beobachten das genau“, sagt die Sozialdezernentin

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Immer mehr Städte klagen über steigende Flüchtlingszahlen, fordern Hilfe von Bund und Land. Auch Dortmund bereitet sich auf einen möglichen verstärkten Zustrom vor. Die Pläne sind schon fertig.

Dortmund

, 29.09.2022, 05:40 Uhr / Lesedauer: 2 min

In Dortmunds Nachbargemeinde Holzwickede sind die Sorgen groß. Es gehe an die Reserven, meldet die Stadtspitze. „Uns gehen die Plätze für Flüchtlinge aus.“

232 Asylbewerber sind in Holzwickede - einer Gemeinde mit 17.500 Einwohnern - aktuell untergebracht. Und weitere Zuweisungen durch das Land sind zu erwarten. Deshalb baut man bereits neue Wohncontainer auf und richtet Räume an einem Sportstadion her, die bislang von Vereinen genutzt wurden.

So wie Holzwickede geht es aktuell vielen, vor allem kleineren Gemeinden. Denn die Zahl der Asylbewerber ist stark angestiegen. 132.000 neue Asylanträge wurden bundesweit in den ersten acht Monaten des Jahres registriert, das sind fast 19 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

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Während die Zahl der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine zuletzt eher zurückging, kommen wieder deutlich mehr Menschen über die Balkan- und Mittelmeerroute nach Deutschland, die meisten aus Syrien, Afghanistan und dem Irak.

Das bestätigt auch Christoph Söbbeler als Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg. Die Zahl der Asylbewerber sei auf vergleichsweise hohem Niveau, erklärt er. In der Landeserstaufnahmestelle in Bochum wurden zuletzt rund 260 Geflüchtete pro Tag gezählt.

Im Frühjahr waren es zeitweise sogar mehrere tausend Neuankömmlinge, weil einige Bundesländer einen Aufnahmestopp verhängt hatten. Diese Welle ist nun in den Kommunen angekommen.

Dortmund hat Quote noch übererfüllt

Denn von der Landeseinrichtung werden die Asylbewerber auf die Kommunen weiterverteilt - nach einem bundesweit gültigen Verteilschlüssel. „Und viele Kommunen signalisieren uns, dass sie schwer daran zu tragen haben“, sagt Söbbeler.

Dortmund gehört noch nicht dazu. „Wir sind bislang nicht in der Verteilung, weil wir die Aufnahmequote übererfüllt haben“, berichtet Sozialdezernentin Birgit Zoerner. Doch das Polster ist bald aufgebraucht.

Nach der jüngsten Verteilstatistik der Bezirksregierung vom 23. September liegt die Aufnahmequote in Dortmund bei 100,62 Prozent. Die Stadt hat damit rein rechnerisch 47 Flüchtlinge mehr untergebracht als sie eigentlich müsste.

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Doch es ist absehbar, dass sich das bald ändert und Dortmund ebenfalls weitere Flüchtlinge aufnehmen muss. „Das kann schnell gehen“, warnt Christoph Söbbeler. Nach dem sogenannten Königssteiner Schlüssel ist Dortmund verpflichtet 7662 Flüchtlinge aufzunehmen - am 23.9. beherbergte Dortmund nach der Verteilstatistik der Bezirksregierung 7709 Geflüchtete.

Warten auf genaues Lagebild

„Wir hören, dass die Zahlen steigen, und beobachten das genau. Uns fehlt aber ein genaues Lagebild, das Bund und Land liefern müssen“, sagt Birgit Zoerner. Sollte es wieder Zuweisungen in größerer Zahl nach Dortmund geben, hat die Stadt erst einmal noch ausreichend Reserven.

Das frühere Seniorenheim Weiße Taube wurde vorübergehend als Unterkunft für Flüchtlinge aus der Ukraine hergerichtet.

Das frühere Seniorenheim Weiße Taube wurde vorübergehend als Unterkunft für Flüchtlinge aus der Ukraine hergerichtet. © Britta Linnhoff (A)

In den vier noch aktiven Flüchtlingsunterkünften der Stadt an der Mergelteichstraße in Brünningshausen, im Landhaus Syburg, am Grevendicks Feld in Lütgendortmund und an der Nierstefeldstraße in Derne sind laut Zoerner noch rund 300 Plätze frei. Außerdem habe die Stadt rund 1000 Plätze in Reserve - etwa im aufgegebenen Seniorenheim „Weiße Taube“ in Kirchhörde oder in früheren Unterkünften, die bei der Flüchtlingswelle 2015 genutzt wurden.

Damals wurden Dortmund zeitweise bis zu 215 Asylbewerber pro Woche zugewiesen, die dann kurzfristig untergebracht werden mussten. Viele von ihnen leben inzwischen in Wohnungen.

Sollte es zu einer ähnlichen Welle kommen, würde man am ehesten eine Halle der Westfalenhallen als Notunterkunft herrichten, erklärt Birgit Zoerner. Pläne dazu hatte man schon im Zuge des Flüchtlingszustroms aus der Ukraine in diesem Frühjahr entwickelt.

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