Dortmunder Neonazi nach über einem Jahr Flucht gefasst Festnahme von Steven F. im Ausland

Dortmunder Neonazi Steven F. nach über einem Jahr Flucht gefasst
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Grinsend standen die Rechtsextremisten auf dem Wilhelmplatz in Dortmund-Dorstfeld, als über die Lautsprecher die Stimme von Steven F. bei einer Demonstration im Dezember abgespielt worden war. Es war eine Provokation gegenüber der Polizei. Denn F. wurde per Haftbefehl gesucht.

Jetzt dürften dem Rechtsextremisten und seinen Kameraden das Lachen aber vergangen sein, denn der seit über einem Jahr gesuchte Dortmunder Neonazi ist am Dienstag (22.4.) in Bulgarien festgenommen worden. Das bestätigt die Polizei Dortmund auf Anfrage.

In Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt und den Behörden in Bulgarien habe man den Aufenthaltsort von Steven F. ausfindig machen können. In der Provinz Veliko Tarnovo sei er schließlich in einem Studentenwohnheim durch die bulgarische Polizei festgenommen worden, heißt es von Polizei und Staatsanwaltschaft Dortmund.

Linke Antifa-Aktivisten sind angesichts des Festnahmeorts nicht überrascht. „Seit Jahren sind die guten Verbindungen Dortmunder Neonazis nach Bulgarien bekannt. Dass Steven F. dort untergetaucht ist, lässt vermuten, dass die Verbindungen zwischen Dortmunder und bulgarischen Neonazis weiterhin eng sind“, sagt eine Sprecherin der „Autonomen Antifa 170“.

Noch Anfang April hatte die Staatsanwaltschaft Dortmund auf Anfrage mitgeteilt, keine konkreten Hinweise auf den Aufenthaltsort F.s zu haben, der mit einem europäischen Haftbefehl gesucht worden war.

Der Rechtsextremist ist unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung zu zwei Jahren und vier Monaten Gefängnis verurteilt worden. Doch er hatte seine Haft nicht wie vorgeschrieben am 17. November 2023 angetreten. Seitdem war er flüchtig. In den sozialen Netzwerken postete er trotzdem weiter Videos, zuletzt auf Youtube am 18. April.

Eine Art „Neonazi-Influencer“

Steven F. hatte durch seine Auftritte in verschiedenen Social-Media-Formaten vor seinem Untertauchen eine gewisse Bekanntheit als eine Art „Neonazi-Influencer“ erlangt. Unter anderem der Rapper Manuellsen hatte ihm eine Plattform für seine Weltanschauung gegeben. Der Versuch, rechtsextremistisches Gedankengut anschlussfähig zu machen, schien zumindest bei einigen Menschen zu verfangen. In Kommentarspalten schrieben Menschen, dass sie Steven F. sympathisch fänden.

In seinen Videos hatte der Rechtsextremist immer wieder die Polizei verhöhnt. Im Messenger-Dienst Telegram schreiben die Rechtsextremisten nun hingegen selbst, dass es „vollkommen klar“ gewesen sei, dass das „Leben im Exil nicht von Dauer sei“ und dass die Polizei irgendwann zuschlagen würde. Mit dem Begriff des Exils legen sie eine politische Verfolgung F.s nahe. Gesucht wurde er jedoch, weil er ein verurteilter Gewalttäter ist.

Steven F. soll ausgeliefert werden

Als Nächstes steht nun die Überstellung des Rechtsextremisten nach Deutschland an. Danach wird F. hierzulande seine Haft antreten müssen. Mit der Festnahme des Dortmunders steht ein Rechtsextremist weniger auf der Fahndungsliste der Sicherheitsbehörden.

Wie die Dortmunder Polizei mitteilt, gibt es nach der Festnahme Steven F.s keine offenen Haftbefehle mehr gegen weitere Personen aus der organisierten rechtsextremen Szene in Dortmund. Zahlreiche Neonazis sind aber bundesweit weiter flüchtig. Wie eine Anfrage der Linken im Bundestag ergab, waren mit Stichtag 30. September 555 deutsche Neonazis trotz offener Haftbefehle weiter auf freiem Fuß.

Gewalttätiger Rechtsextremist seit über einem Jahr flüchtig: Wo ist der Dortmunder Steven F.?