Nach jahrelanger Flucht Jetzt gibt es in Dortmund ein Urteil gegen den Chef des Miri-Clans

Nach langer Flucht: Jetzt gibt es ein Urteil gegen Chef des Miri-Clans
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Der langjährige Chef des Dortmunder Miri-Clans ist vom Landgericht wegen Drogenhandels und Beihilfe verurteilt worden. Der 39-Jährige war in den vergangenen Jahren in der Türkei untergetaucht und hatte selbst von dort aus noch die Geschicke geleitet. Im Sommer 2024 wurde er schließlich nach Dortmund ausgeliefert.

Vor Gericht hatte der Angeklagte schon am ersten Verhandlungstag ein umfassendes Geständnis abgelegt. Die Ermittler hatten von ihm genutzte verschlüsselte Mobiltelefone geknackt und hörten nun: Die verdächtigen Nachrichten waren tatsächlich vom Clan-Chef verschickt worden.

Bruder machte Schulden

Der 39-Jährige gab an, dass er durch krumme Geschäfte seines Bruders in die Sache hineingeraten sei. Dieser habe bei einer albanischen Gruppierung 100.000 Euro Schulden gemacht, die er aber nicht zurückzahlen konnte. „Deshalb wurde ich aufgefordert, das Geld zu besorgen“, so der Angeklagte.

Als Erpressung von Seiten der Albaner habe er diese Aufforderung aber nicht aufgefasst, so der 39-Jährige weiter. In der Kultur, aus der auch seine Familie stamme, sei es durchaus üblich, dass Schulden an die ganze Familie weitergegeben würden. „Ich hatte dafür also Verständnis“, so der Angeklagte.

Brüder bereits verurteilt

Zwei Brüder des 39-Jährigen sind bereits in eigenen Prozessen zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Der mutmaßliche Clan-Chef versuchte nun, diese Strafen durch seine Kooperationsbereitschaft mit den Behörden noch zu unterbieten.

Und tatsächlich hatte er mit dieser Taktik Erfolg. Wegen Kokainhandels und Beihilfe dazu mit insgesamt mehr als 40 Kilogramm verhängten die Richter eine vergleichsweise milde Strafe von neun Jahren Haft. Darüber hinaus eröffneten sie dem Angeklagten mit einer weiteren Entscheidung eine noch bessere Perspektive.

Schulden beim Staat

Weil er selbst seit Jahren drogenabhängig ist, kann der 39-Jährige einen Teil seiner Strafe in einer geschlossenen Entzugsklinik verbüßen. Zeitlich sieht der Plan so aus: Der Mann bleibt jetzt noch für knapp vier Jahre im Gefängnis und tritt danach seine Therapie an. Ein Sachverständiger rechnet mit einer Dauer von mindestens zwei Jahren.

Absolviert der 39-Jährige die Therapie erfolgreich, kann er bereits nach sechs Jahren auf Bewährung entlassen werden. „Schulden“ beim Staat in Höhe von rund 200.000 Euro wegen der Kokainverkäufe hat er dann aber weiterhin noch vor der Brust.