Urteil im Mordfall Heike Kötting Emotionale Stimmung im Gerichtssaal in Dortmund

Urteil im Mordfall Heike Kötting: So war die Stimmung im Gerichtssaal
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Jahrzehntelang galt der Mord an Heike Kötting als Cold-Case. Am Dienstag (25. März) - 34 Jahre nach der Tat - kam es am Landgericht Dortmund zum Schuldspruch. Die 63-jährige Petra G. sowie der 61-jährige Andreas W. wurden wegen Mordes zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt. Es gebe „keinen Zweifel an der Täterschaft der Angeklagten“, begründete Richter Thomas Kelm am Nachmittag die Entscheidung in Dortmund.

Das Mordmerkmal der Heimtücke sei erfüllt, so das Gericht. Rechtskräftig ist das Urteil aber noch nicht. Sowohl die Staatsanwaltschaft als auch die Verteidiger der Angeklagten haben noch die Möglichkeit, Revision einzulegen. Sofern der Bundesgerichtshof keine Rechtsfehler im Prozess sieht, ist das Gerichtsverfahren abgeschlossen.

Im Gerichtssaal 130 des Landgerichts Dortmund sind an diesem Tag alle Plätze im Zuschauerraum belegt. In der ersten Reihe sitzen die Freunde von Heike Kötting. Mit Tränen in den Augen verfolgen sie die Urteilsverkündung. Ein kurzes Aufatmen nach Jahren der Ungewissheit.

Doch noch immer sind viele Fragen offen: Warum wurde Heike Kötting wirklich ermordet? Zu wem gehört die DNA der bislang unbekannten „Person C“? Fragen, auf die die anwesenden Freunde des Opfers wohl nie eine Antwort bekommen werden.

DNA-Spuren am Tatort

Andreas W. betritt als erster den Gerichtssaal. Sein Mund steht fast die gesamte Zeit über auf. Er blickt in die zahlreichen Kameras, die auf ihn gerichtet sind. Augenkontakt versucht er zu vermeiden. Zwischenzeitlich wirkt es so, als sei der 61-Jährige wie in Trance. Sein Kopf schwirrt durch den Raum, als würde er nicht realisieren, was gerade passiert. Bei Verkündung des Urteils zeigt er keine Regung.

Ein Übersetzer erklärt ihm, was im Richtertisch gesprochen wird. Am Ende, als alle Zuschauer und Pressevertreter gebeten werden, den Saal zu verlassen, steht er aufrecht an der Anklagebank. Sein Blick ist in Richtung der Zuschauertribüne gerichtet. Sein Kopf ist rot, seine Augen feucht. Die Familie des 61-Jährigen weint bitterlich. Er wird vermutlich seinen Lebensabend hinter Gittern verbringen.

Angeklagter Andreas W. im Saal des Landgericht Dortmund.
Andreas W. wurde zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. © Julius Obhues

In den rund 45 Minuten, die Richter Thomas Kelm spricht, schüttelt Petra G. immer wieder demonstrativ den Kopf. Ihre Hände sind gefaltet, die Finger verschränkt. Schmutz sammelt sich unter ihren langen Fingernägeln. Die 63-Jährige ist gezeichnet von Jahren des Drogenmissbrauchs. Gestützt am Rollator betritt sie den großen Gerichtssaal.

Sie kenne Kötting nicht, sei noch nie in Dortmund gewesen, erklärte G. an einem früheren Prozesstag. Ihre DNA-Spuren am Tatort widerlegen dies jedoch. Das Urteil nimmt sie mit Fassung auf. Die lebenslange Freiheitsstrafe war zwar abzusehen, doch einsehen will sie es nicht. „Das kann nicht wahr sein“, murmelt sie immer wieder leise vor sich hin.

Angeklagte Petra G. im Saal des Landgericht Dortmund.
Petra G. im Gerichtssaal. Die 63-Jährige ist gezeichnet von jahrelangem Drogenmissbrauch. © Julius Obhues