
© Frederike Schneider
Komplizierte Systeme und Wartezeit in Dortmunds großen Läden
City-Handel
Seit Montag dürfen Geschäfte mit über 800 Quadratmetern Verkaufsfläche öffnen - mit Einschränkungen. Die Händler am Westenhellweg mussten kreativ werden - und die Kunden Geduld mitbringen.
Ein wenig gespenstisch ist die Atmosphäre bei Galeria Kaufhof schon, als das Kaufhaus am Montag (27. April) zum ersten Mal nach Wochen wieder öffnet. Es ist der gleiche Tag, an dem auch die Maskenpflicht in Kraft getreten ist. Kunden und Mitarbeiter verstecken ihre Gesichter hinter den Schutzmasken, wodurch alle Stimmen im Raum nur gedämpft zu hören sind.
Zutritt gibt es nur zum Erdgeschoss, und auch das ist zu weiten Teilen abgesperrt, damit die für Kunden zugängliche Fläche die 800 Quadratmeter nicht überschreitet. Das ist die Voraussetzung für große Geschäfte, damit sie ebenfalls wieder öffnen dürfen.
Die Schmuckvitrinen, die Süßigkeitenregale zum Selbstbedienen, die Strumpfabteilung - sie alle sind mit Bändern und Hinweisschildern abgesperrt, den Kunden bleibt nur ein kleiner Rundgang, um in dem Kaufhaus einzukaufen.
Freundlicher Service wird mit Mundschutz nicht einfacher
Die Mitarbeiterinnen geben sich alle Mühe, der ungemütlichen Einkaufsatmosphäre etwas entgegenzusetzen. Sie sind besonders freundlich und zuvorkommend - ob sie vor Dienstbeginn wohl üben mussten, so sehr zu lächeln, dass man es trotz Mundschutz sieht?
Sie bieten immer wieder an, Ware aus den abgesperrten Bereichen oder den übrigen Stockwerken zu holen, falls gewünscht. Eine Verkäuferin trägt nacheinander mehrere Samttabletts mit Ohrringen herbei und streckt sie einer Kundin, die auf der Suche nach silbernen Kreolen ist, aus 1,5 Metern Entfernung entgegen.
Den guten Service im Einzelhandel aufrechtzuerhalten, ist in Zeiten der Corona-Krise keine einfache Aufgabe. Gerade in den großen Geschäften wimmelt es nur von freundlichen Mahnungen und ständigen Entschuldigungen auf Schildern: Sorry, dass wir den Platz beschränken mussten. Entschuldigen Sie bitte, die Umkleiden sind zu. Bitte nehmen Sie einen Einkaufswagen, bitte tragen Sie eine Maske, bitte kurz warten, danke, bitte.
Die meisten Geschäfte setzen daher auf Sicherheitskräfte, die das „Bitte, Danke, Entschuldigung“-Spiel schon am Eingang einmal mit den Kunden durchgehen.

Die Kaufhäuser Karstadt und Galeria durften am Montag das erste Mal nach Wochen wieder öffnen. © Marie Ahlers
Aufwendiges Bestellsystem bei Saturn
Ein Großteil der großen Geschäfte und Kaufhäuser, die in der vergangenen Woche noch geschlossen bleiben mussten, hatte am Montag wieder geöffnet. Die Elektronik-Kette Saturn hatte schon in der vergangenen Woche angekündigt, wieder öffnen zu wollen.
Saturn war am Montag wohl auch das Geschäft mit dem vielleicht kompliziertesten Einkaufssystem: Nach langem Anstehen musste am Eingang jeder Kunde der Sicherheitskraft sein Anliegen vorbringen: Kaufen, reparieren oder umtauschen?
Von da aus ging es in die nächste Schlange, entsprechend dem Vorhaben. Denn frei durch den Laden bewegen konnte man sich am Montag kaum, stattdessen wurde jeder Kunde einzeln von einem Mitarbeiter bedient - ob man nun einen neuen Kühlschrank oder nur einen Satz Batterien brauchte.
Entsprechend lang war auch die Schlange vor dem Markt: Gegen Mittag reichte sie zeitweise bis an die Ecke der Potgasse.
Auch das Sportgeschäft JD Sports öffnete im Übrigen am Montag - diesmal ganz ohne Probleme. Am vergangenen Mittwoch (22.4.) war die Filiale am Westenhellweg noch von den Behörden geschlossen worden, weil die Ladenfläche zu groß ist für die Einschränkungen, die zu diesem Zeitpunkt noch galten.
In Lippstadt aufgewachsen, zum Studieren nach Hessen ausgeflogen, seit 2018 zurück in der (erweiterten) Heimat bei den Ruhr Nachrichten.
