Die Stadtzentren haben es nicht leicht. Mittlerweile lässt sich online im Internet so gut wie alles bestellen – und wenn die Hose oder das Oberteil nicht passt, dann geht‘s per Paket eben wieder zurück. Dazu kommen und kamen verschiedene Krisen, wie die Energie- oder die Corona-Krise, die den Einzelhandel schwer trafen und zum Teil auch immer noch treffen. Auch die Fußgängerzone in Dortmund-Hörde bekommt das zu spüren.
In den vergangenen Monaten musste der City-Bereich rund um die Hermannstraße einige Abgänge verkraften. Ende vergangenen Jahres kündigte bereits die Boutique Dundack’s ihr Ende an. Foto Feldmann, Gerry Weber und Apollo sind weitere prominente Namen, die entweder bereits aus Hörde verschwunden sind oder es bald sein werden.
Susanne Bräuning betreibt in der Hörder Fußgängerzone das „Röstwerk“, eine Kaffeerösterei mit Café. Auch sie erzählte erst jüngst im Gespräch mit der Redaktion, wie hart die vergangenen Jahre gewesen seien. Seit etwas mehr als zehn Jahren lockt das „Röstwerk“ Kaffee-Liebhaber in die Hörder Rathausstraße.
„Es wird unattraktiver“
Bräuning blickt besorgt auf die jüngsten Entwicklungen rund um ihr eigenes Geschäft in der Hörder City. „Ich habe so das Gefühl, das kippt. Naja, und dadurch, dass solche Geschäfte wegfallen, wird es unattraktiver, mal eben durch die Stadt zu bummeln. Und seit Jahren wird gesagt: der See kommt und dann kommt die Markthalle und dann kommt das neue Parkhaus.“

Aber wie stellt sich die Situation in Hörde wirklich dar? Inwieweit hat der Phoenix-See der Hörder Fußgängerzone gut getan? Erschwerend hinzu kommt, dass es die Hörder Stadtteilagentur, die dem Stadtteil mit unzähligen Projekten geholfen hat, seit 2022 nicht mehr gibt. Das Hörder Stadtteilforum führt die Arbeit in Ansätzen bereits weiter, befindet sich aktuell aber noch in einer Art Aufbauphase.
Ulrich Spangenberg, Geschäftsführer der Bezirksvertretung in Hörde, ordnet die Situation ein. „Was jetzt zur Zeit auffällt, ist, dass es zwei Geschäfte betrifft, die viele, viele Jahre in Hörde waren. Das eine ist Foto Feldmann und das andere ist eben Gerry Weber“, erklärt er und macht gleichzeitig Hoffnung auf eine schnelle Nachfolge: „Ich habe aber zuletzt gehört, dass es für beide Leerstände bereits Interessenten gibt. Und zwar nicht einen, sondern schon mehrere.“ Gute Nachrichten also auch für andere Läden, wie das „Röstwerk“ von Susanne Bräuning.
Spangenberg: kein Bezug zum Standort Hörde
In beiden Fällen hat laut Spangenberg die Schließung auch nichts konkret mit dem Standort Hörde zu tun. Beim angeschlagenen Modehersteller Gerry Weber wurden aufgrund eines Insolvenzverfahrens zahlreiche Filialen in ganz Deutschland geschlossen. „Und Foto Feldmann ist eigentlich auch nicht überraschend“, sagt Spangenberg. Jeder habe mittlerweile ein Handy, mit dem man exzellente Bilder machen könne.
Während also abzuwarten bleibt, wer Gerry Weber und Foto Feldmann beerbt, gibt es für den alten Apollo-Laden (Fielmann) und die ehemalige Boutique Dundack’s (Trauerzentrum für Kinder und Jugendliche) bereits Nachfolger – auch wenn es sich bei Letztgenanntem nicht um einen Eins-zu-Eins-Ersatz handelt. Auf Nachfrage bei der Stadt Dortmund heißt es in einem Statement, dass die Fußgängerzone in Hörde „im Vergleich der Dortmunder Nebenzentren sehr gut mithalten kann“. Allein die Lage zwischen Phoenix-See und Phoenix-West sorge laut Stadt dafür, dass viele Besucher auch das Hörder Zentrum neu entdecken können.

Eine Schwierigkeit sieht Spangenberg aber trotzdem, wie er im Gespräch mit der Redaktion erklärt: „Wir haben natürlich ein Problem, wenn ich mir Foto Feldmann zum Beispiel angucke: Das sind alles Geschäfte, die mit wenigen Quadratmetern ausgekommen sind. Das ist alles sehr klein.“ Andererseits biete auch das eine Chance für die Zukunft, sich „vielleicht auch für die nächsten Jahre etwas anders aufzustellen“. Sprich: aus zwei kleineren Laden-Einheiten eine größere entstehen zu lassen. Wenn es nach Spangenberg geht, durchaus denkbar für die Zukunft, um auch andere potentielle Geschäfte anzusprechen.
Phoenix-See bleibt wichtiger Faktor
Ein wichtiger Faktor für die Hörder City dürfte in den kommenden Jahren auch weiter der Phoenix-See bleiben, eines der Vorzeige-Projekte der Stadt Dortmund. Mehr als 2000 Wohnungen sind an den Ufern entstanden, und mehr als 200 Firmen haben sich hier mittlerweile angesiedelt. Auch die Sparkassenakademie bringt viele Menschen nach Hörde – Menschen, die potenziell auch die Fußgängerzone besuchen.
Auf Nachfrage der Redaktion beim Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes NRW, erklärt ein Sprecher des Ministeriums: „Der Phoenix-See erfreut sich sichtbar eines großen Zuspruches aus der Dortmunder - und der umliegenden - Bevölkerung. Dies führt - und das wäre für das Ortsteilzentrum erst einmal positiv - zu einer Erhöhung der Besucherfrequenz in Hörde. Viele Innenstadtlagen leiden darunter, dass Frequenzbringer für Handel und Gastronomie nicht oder kaum noch vorhanden sind.“ Einen Frequenzbringer hat Hörde also.

Die entscheidende Frage sei, inwieweit es der Stadt Dortmund gelingt, „eine wahrnehmbare Brücke zwischen dem Phoenix-See und der Innenstadtlage in Hörde so zu schaffen, dass Besucherinnen und Besucher auch den Weg in das Ortsteilzentrum finden“, so der Sprecher des Ministeriums. Und genau das möchte auch Ulrich Spangenberg weiter forcieren. „Fertig“ sei man damit noch lange nicht.
Stadtfeste als Brücke zum See
Spangenberg glaubt, dass es ein „mittelfristiges Projekt“ sei, das neue Wasserquartier mehr an die Altstadt anzubinden. „Der Umbau der Fassstraße war schon ein kleiner Baustein“, erklärt er mit Blick auf die ehemals große, trennende, vierspurige Straße. Und auch die Anzahl der möglichen Übergänge sei bereits erhöht worden.
Darüber hinaus sollen die Hörder Feste laut Spangenberg in den kommenden Jahren weiter eine wichtige Rolle spielen. „Im nächsten Jahr werden wir wieder das Brückenfest machen, bei dem wir die Altstadt und den See bespielen.“ Aber auch die anderen Stadtfeste sollen künftig auch bei den Seebewohnern präsenter werden. Das nächste große Highlight ist der Hörder Erntemarkt, der vom 30. September bis zum 1. Oktober stattfindet.
Darauf freut sich auch Susanne Bräuning vom „Röstwerk“: „Die Feste in Hörde sind immer sehr familienorientiert und werden immer sehr gut angenommen. Und es ist toll für uns, dass wir an dem Sonntag aufhaben dürfen“. Die Voraussetzungen scheinen also gegeben, um auch künftig für eine lebhafte Fußgängerzone in Hörde zu sorgen.
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