Teile des Dortmunder Westens, beispielsweise die Mieter im Grollmannsweg, sind auf Eon als Fernwärme-Versorger angewiesen. Viele von ihnen fragen sich angesichts teils vierstelliger Nachzahlungsforderungen für die Abrechnung von 2021, welche Rechte sie gegenüber dem Konzern haben. Markus Roeser vom „Mieterverein Dortmund und Umgebung“ klärt im Interview auf.
Herr Roeser, haben sich bereits Mitglieder von Ihnen aus den betroffenen Siedlungen an Sie gewandt?
Nachdem die Wärmeabrechnung von Eon im September bei vielen unserer Mitglieder angekommen ist, haben wir eine regelrechte Welle an Hilfeersuchen erlebt. Um die 40 Leute aus dem Dortmunder Westen sind in dieser Angelegenheit mittlerweile auf uns zugekommen. Und die Leute sind natürlich verzweifelt und sagen: Das kann einfach nicht sein.
Wie kann das denn sein? Wie kommen diese hohen Nachzahlungsforderungen überhaupt zustande?
Eon hat in der Abrechnung rückwirkend noch eine Preiserhöhung für das Jahr 2021 verkündet. Damit haben sich die Wärmepreise pro Kilowattstunde (kWh) innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt. Während eine kWh die Kunden 2020 noch 4,5 bis 4,7 Cent kostete, lag der Preis in der zweiten Jahreshälfte 2021 bei bis zu 10 Cent. Dadurch liegen die realen Kosten deutlich über den vorab gezahlten Abschlägen.
Aber Eon hat seine Kunden darüber nicht informiert?
Nein, laut unseren Mitgliedern nicht. Und das ist ein Riesen-Unding. Damit hat man den Kunden gar keine Reaktionsmöglichkeit gelassen. Der eine oder andere hätte die Heizung wahrscheinlich noch ein wenig runtergedreht, wenn man gewusst hätte, dass sich die Preise so drastisch erhöht haben. Transparente Kommunikation ist etwas anderes und auch rechtlich ist so eine nachträgliche Erhöhung zumindest fragwürdig.
Der „Mieterverein Dortmund und Umgebung e.V.“ vertritt die Interessen von rund 16.000 Mitgliedern. Ein Team aus sieben Juristinnen und Juristen bietet ihnen außergerichtliche Beratung an, zum Beispiel Hilfe beim Schriftverkehr mit Vermietern, Hausverwaltungsgesellschaften, aber auch Energieversorgern, wie im Fall vom Eon.
Außerdem konnten die Zählerstände bei der Endablesung 2021 nicht abgelesen werden. Wie wirkt sich das aus?
Richtig, daher wurden die Gesamtkosten der ganzen Siedlung nach Quadratmetern auf die Wohnungen verteilt. In so einem Fall, wenn also nicht nach Verbrauch abgerechnet wird, haben die Kunden das Recht, die Gesamtkosten der Abrechnung für 2021 um bis zu 15 Prozent zu reduzieren. Das macht die Heizkostenverordnung aus unserer Sicht möglich. Wir empfehlen unseren Mitgliedern, auf jeden Fall Einspruch gegen die Abrechnung einzulegen.

Könnten Mieter sogar mit Klagen auf Schadenersatz erfolgreich sein?
Das ist durchaus vorstellbar. Allerdings muss dafür im Fall des Grollmannswegs noch eine weitere Voraussetzung erfüllt sein. Wenn Eon-Kunden selbst nach Abzug der 15 Prozent mit dem Vorjahresverbrauch nach dem aktuellen Preis noch weniger gezahlt hätten, als jetzt von ihnen gefordert wird, dann könnte daraus ein Schadenersatz-Anspruch erwachsen. Bevor man allerdings klagt oder sich weigert, Rechnungen zu bezahlen, empfehle ich dringend, sich vorher rechtlich beraten zu lassen.
Wie finden Sie insgesamt den Umgang von Eon mit den Kunden im Dortmunder Westen?
Den finde ich mehr als unglücklich. Gerade wenn es um so hohe Summen geht, um die Preise erhöht werden oder die nachgezahlt werden sollen, hätte ich mir definitiv eine bessere und transparentere Kommunikation gewünscht. Es betrifft auch nicht nur den Grollmannsweg, sondern auch noch weitere Teile des Dortmunder Westens, beispielsweise den Bereich Siepmannstraße in Kirchlinde. Dass Eon auf Einsprüche seiner Kunden dann teilweise auch noch falsche Begründungen liefert, ist zwar sicherlich keine böse Absicht, aber am Ende führt es dazu, dass die Menschen zusätzlich verunsichert werden.
Dortmunder können ihren Energieanbieter nicht wechseln: Was sagt der Grundversorger DEW21?
Eon lässt Dortmunder kräftig draufzahlen: Schenkt euren Kunden wenigstens reinen Wein ein!
Nach Fehlern bei der Heizungs-Ablesung: Stephanie Sauer soll 2000 Euro an Eon nachzahlen